Übermüdung ist ein komplexer physiologischer und psychologischer Zustand, der durch anhaltenden Schlafmangel oder schlechte Schlafqualität hervorgerufen wird. Im Gegensatz zur normalen Müdigkeit ist Übermüdung durch eine intensivere und schwerer zu überwindende Erschöpfung gekennzeichnet. Definiert als ein Zustand extremer Erschöpfung, der über normale Müdigkeit hinausgeht, entsteht Übermüdung durch anhaltenden Schlafmangel oder schlechte Schlafqualität (American Academy of Sleep Medicine, 2014). Ein Zustand der Übermüdung wirkt sich sowohl dabei auf den Körper als auch auf die Seele belastend aus. Die Hauptursachen für Übermüdung umfassen chronischen Schlafmangel, verlängerte Wachphasen und anhaltenden Stress. Diese Faktoren führen zu einer Dysregulation des zirkadianen Rhythmus und einer Störung der normalen Schlaf-Wach-Zyklen. Die Symptome der Übermüdung manifestieren sich sowohl auf kognitiver als auch auf physischer Ebene. Zu den häufigsten Symptomen zählen Konzentrationsstörungen, emotionale Labilität, verminderte Leistungsfähigkeit und verzögerte Reaktionszeiten. In schweren Fällen können Halluzinationen oder paranoide Gedanken auftreten. Bei Übermüdung gerät das Gehirn in einen Zustand der Hypererregung, der den normalen Aufbau von Schlafdruck durch Botenstoffe wie Adenosin beeinträchtigt. Dies führt zu einem Teufelskreis, in dem trotz extremer Müdigkeit kein erholsamer Schlaf möglich ist.
Chronische Übermüdung kann zu langfristigen gesundheitlichen Problemen führen, einschließlich erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Stoffwechselstörungen. Zudem besteht eine Korrelation zwischen Übermüdung und verschlechterter kognitiver Leistungsfähigkeit sowie emotionaler Regulation.
Studien zeigen, dass chronische Übermüdung das Risiko für verschiedene Gesundheitsprobleme erhöht. Dinges et al. (1997) fanden heraus, dass bereits eine Woche mit nur 4-5 Stunden Schlaf pro Nacht zu signifikanten kognitiven Beeinträchtigungen führt. Darüber hinaus besteht ein Zusammenhang zwischen Schlafmangel und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Fettleibigkeit (Cappuccio et al., 2010). Auf neurobiologischer Ebene führt Übermüdung zu einer Dysregulation des präfrontalen Cortex, was die Entscheidungsfindung und emotionale Kontrolle beeinträchtigt (Yoo et al., 2007). Gleichzeitig wird die Amygdala überaktiv, was zu verstärkten emotionalen Reaktionen führt (Walker, 2017). Zur Bekämpfung von Übermüdung empfehlen Experten eine Verbesserung der Schlafhygiene, regelmäßige Schlafenszeiten und die Schaffung einer schlaffördernden Umgebung (Irish et al., 2015). Zusätzlich können Entspannungstechniken und kognitive Verhaltenstherapie bei chronischen Schlafproblemen helfen (Morin et al., 2006). Angesichts der weitreichenden Folgen von Übermüdung ist es wichtig, das Bewusstsein für die Bedeutung ausreichenden und qualitativ hochwertigen Schlafs zu schärfen und präventive Maßnahmen zu fördern.
Literatur
American Academy of Sleep Medicine. (2014). International classification of sleep disorders (3rd ed.). Darien, IL: American Academy of Sleep Medicine.
Cappuccio, F. P., D’Elia, L., Strazzullo, P., & Miller, M. A. (2010). Sleep duration and all-cause mortality: A systematic review and meta-analysis of prospective studies. Sleep, 33(5), 585-592.
Dinges, D. F., Pack, F., Williams, K., Gillen, K. A., Powell, J. W., Ott, G. E., … & Pack, A. I. (1997). Cumulative sleepiness, mood disturbance, and psychomotor vigilance performance decrements during a week of sleep restricted to 4-5 hours per night. Sleep, 20(4), 267-277.
Irish, L. A., Kline, C. E., Gunn, H. E., Buysse, D. J., & Hall, M. H. (2015). The role of sleep hygiene in promoting public health: A review of empirical evidence. Sleep Medicine Reviews, 22, 23-36.
Morin, C. M., Bootzin, R. R., Buysse, D. J., Edinger, J. D., Espie, C. A., & Lichstein, K. L. (2006). Psychological and behavioral treatment of insomnia: Update of the recent evidence (1998–2004). Sleep, 29(11), 1398-1414.
Stangl, W. (2016, 30. November). Was ist eigentlich Übermüdung? Stangl notiert ….
https:// notiert.stangl-taller.at/praxiswissen/was-ist-eigentlich-uebermuedung/.
Walker, M. (2017). Why we sleep: Unlocking the power of sleep and dreams. New York, NY: Scribner.
Yoo, S. S., Gujar, N., Hu, P., Jolesz, F. A., & Walker, M. P. (2007). The human emotional brain without sleep—a prefrontal amygdala disconnect. Current Biology, 17(20), R877-R878.