Der Begriff verständnisintensives Lernen beschreibt ein lerntheoretisches und fortbildungsdidaktisches Konzapt, das sich auf die Verstehensprozesse sowohl von Schülern und Schülerinnen als auch von Lehrenden konzentriert, wobei dieser Ansatz darauf abzielt, das Lernen durch tieferes Verstehen zu fördern und im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu verstärken. Verständnisintensives Lernen ist daher in erster Linie nicht reproduktiv und auf die Wiedergabe isolierter Fakten ausgerichtet, sondern fokussiert aktiv-konstruktiv auf Zusammenhänge und Sinnbezüge. Das ist in der Regel auch gemeint, wenn in der Bildungsforschung intelligentes Wissen gefordert wird, also ein Lernen das auf Kompetenz, auf Anwendbarkeit, Problemlösung, eigenständiges Denken und nicht auf bloße Informationsaufnahme und –wiedergabe ausgerichtet ist. Zusätzlich nimmt das „verständnisintensive Lernen neben dem Begreifen die Erfahrungen, Vorstellungen und Gefühle und die Bedeutung einer „kooperativen Verständigungskultur“ für das Lernen in den Blick.
Verständnisintensives Lernen bündelt pädagogisch und psychologisch wesentliche Einsichten und Erfahrungen in einem konstruktivistischen Modell des Lernens, wobei es sich dabei um einen Dachbegriff handelt, der einen Rahmen für die methodische und didaktische Planung und Analyse des Unterrichts und zugleich für die Förderung des Lernens beim Einzelnen bietet, also mehr ist als eine besondere Methode oder Form des Unterrichts. Der Begriff verständnisintensives Lernen hebt die Bedeutung des Verstehens hervor und beschreibt es als einen Modellierungsprozess, der durch das Zusammenspiel von Erfahrung, Vorstellung, Begreifen und Metakognition strukturiert und in seiner Dynamik aufrechterhalten wird. Erfahrung, Vorstellung, Begreifen und Metakognition bezeichnen dabei analytisch unterscheidbare Dimensionen des Lernens, wobei ein solcher verständnisintensiver Unterricht den unterschiedlichen individuellen Voraussetzungen, Fähigkeiten und Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler besser gerecht wird als traditionelle Lernformen.
Hauptmerkmale des verständnisintensiven Lernens sind dabei:
- Verbindung von Erfahrung, Vorstellungsbildung, Begreifen und Metakognition. Dies bedeutet, dass Lernen nicht nur auf reiner Informationsaufnahme basiert, sondern auch auf der Verknüpfung mit persönlichen Erfahrungen und der Entwicklung eigener Vorstellungen.
- Bewusstmachung des eigenen Lernprozesses: Ein wichtiger erster Schritt beim verständnisintensiven Lernen ist, dass Lernende ihre eigenen Lernprozesse reflektieren und verstehen.
- Fokus auf Verstehen: Der Ansatz betont die Wichtigkeit des Verstehens gegenüber dem bloßen Auswendiglernen. Es geht darum, Zusammenhänge zu begreifen und Wissen sinnvoll zu verknüpfen.
- Beitrag zur Bildung und Mündigkeit: Verständnisintensives Lernen soll nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch zur persönlichen Entwicklung und Mündigkeit der Lernenden beitragen.
- Verbindung von Imagination und Verstehen: Der Ansatz berücksichtigt die Rolle der Vorstellungskraft beim Lernprozess.
- Lernseitiger Ansatz: Verständnisintensives Lernen ist Teil eines Konzepts, das das Lehren vom Lernen her gestaltet und einen responsiven Unterricht fördert.
Das verständnisintensives Lernen fördert, tiefgreifendes Verstehen, indem es verschiedene kognitive Prozesse einbezieht und den Lernenden in den Mittelpunkt stellt, wo diese Form des Lernens über das reine Aneignen von Fakten hinausgeht und die aktive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff fördert, um ein nachhaltiges und anwendbares Wissen zu entwickeln.
Literatur
Fauser, P. (2013). Ohne Vorstellung geht nichts. Über den Zusammenhang von Imagination und Lernen und eine Theorie der Vorstellung (S. 61-98). In Sowa, Hubert/Glas, Alexander/Miller, Monika (Hrsg.), Bildung der Imagination (Band 2): Bildlichkeit und Vorstellungsbildung in Lernprozessen. Oberhausen: Athena.
Fauser, P. (2015). „Lernen heißt erfinden“. Über Kulturelle Bildung und die Bedeutung von Kunst und Imagination für Lernen und Schule. Kulturelle Bildung online.
Fauser, P., Heller, F. & Waldenburger, U. (Hrsg.) (2015). Verständnisintensives Lernen. Theorie, Erfahrung, Training. Seelze-Velber: Klett-Kallmeyer.