Das Eldest Daughter Syndrome (EDS), auf Deutsch Älteste-Tochter-Syndrom, ist kein klinisch diagnostiziertes Syndrom, sondern vielmehr ein Begriff, der in den sozialen Medien und in der Populärpsychologie verwendet wird, um die Erfahrungen und Herausforderungen zu beschreiben, denen älteste Töchter in Familien gegenüberstehen können. Es wird dabe oft mit folgenden Eigenschaften und Verhaltensweisen in Verbindung gebracht:#
- Übermäßige Verantwortung und Reife: Von ältesten Töchtern wird oft erwartet, dass sie in jungen Jahren Verantwortung übernehmen, sich um jüngere Geschwister kümmern und emotional für ihre Eltern da sind. Dies kann dazu führen, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen vernachlässigen und schneller erwachsen werden müssen.
- Perfektionismus und Leistungsdruck: Älteste Töchter setzen sich selbst und werden oft auch von ihrer Umgebung hohen Standards ausgesetzt, d. h., sie streben danach, alles perfekt zu machen und es allen recht zu machen, was zu Stress, Angst vor Versagen und Selbstzweifeln führen kann.
- Probleme mit Abgrenzung und Selbstfürsorge: Da sie es gewohnt sind, sich um andere zu kümmern, fällt es ältesten Töchtern oft schwer, ihre eigenen Grenzen zu setzen und Nein zu sagen, sodass sie ihre eigenen Bedürfnisse opfern und Wünsche zugunsten anderer hintanstellen, was zu Erschöpfung, Wut und Resignation führen kann.
- Schwierigkeiten in Beziehungen: Das Muster der Selbstopferung und des Aufopferns kann sich negativ auf die Beziehungen der ältesten Töchter auswirken, denn sie haben Schwierigkeiten, ihre eigenen Bedürfnisse in Partnerschaften zu äußern und einzufordern, und gehen oft auf die Bedürfnisse des anderen ein, um Konflikte zu vermeiden.
Allerdings machen nicht alle ältesten Töchter diese Erfahrungen, denn die Geschwisterdynamik, die Familienkultur und die persönlichen Charaktereigenschaften spielen eine wichtige Rolle dabei, wie sich das Älteste-Tochter-Sein auf den Einzelnen auswirkt. Es gibt auch keine wissenschaftlichen Studien, die die Existenz des Eldest Daughter Syndroms als eigenständiges Phänomen belegen, doch einige Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass die Geschwisterposition einen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung und das Verhalten haben kann, denn so sind Erstgeborene oft gewissenhafter, verantwortungsbewusster und zielstrebiger als ihre jüngeren Geschwister. Generell gilt, dass der Begriff Eldest Daughter Syndrome zu pauschalisierend ist und die Vielfalt der Erfahrungen ältester Töchter nicht angemessen abbildet. Hinzukommt, dass der Begriff eine Stigmatisierung ältester Töchter bewirken könnte und ihnen die Schuld an ihren Problemen zuschiebt.
Hinweis: Bei diesem Phänomen bzw. Begriff handelt es sich um ein populärwissenschaftliches Konstrukt, das in Lifestyle-Magazinen und in der Ratgeberliteratur herumgeistert, also um keinen genuin wissenschaftlich-psychologisches Fachbegriff. Solche Begriffe werden aber dann hier aufgenommen, wenn sie Beziehungen zu klassischen psychologischen Phänomenen aufweisen bzw. eine gewisse Verbreitung gefunden haben.