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Morris-Wasserlabyrinth-Test

    Der Morris-Wasserlabyrinth-Test oder Morris-Wasserlabyrinth-Test ist ein in der Verhaltensneurowissenschaft und Psychologie häufig verwendetes experimentelles Verfahren, das 1984 von Richard G. Morris entwickelt wurde, um das räumliche Lern- und Erinnerungsvermögen von Versuchstieren, insbesondere von Nagetieren wie Mäusen und Ratten, zu untersuchen. Der Test besteht in der Regel aus einem kreisförmigen Becken mit trübem Wasser, in dem sich eine versteckte Plattform befindet, die die Tiere erreichen müssen, um aus dem Wasser zu entkommen. Der Vorteil dieses Paradigmas gegenüber herkömmlichen Labyrinthen besteht darin, dass es keine lokalen, sondern nur globale Orientierungspunkte gibt und dass die Aufgabe aufgrund des Fluchtverhaltens der Tiere einen hohen Motivationsfaktor besitzt.

    Der Test läuft in mehreren Phasen ab: Zunächst werden die Tiere wiederholt in den Pool gesetzt und müssen lernen, die versteckte Fluchtplattform ohne Sicht und Geruch zu finden, wobei sie sich auf räumliche Hinweise wie die Position von Raummarkierungen im Raum verlassen müssen. Nachdem die Tiere das Training abgeschlossen haben, wird die Plattform entfernt oder an eine neue Position gebracht, und in dieser zweiten Phase wird gemessen, wie lange die Tiere brauchen, um den Ort zu finden, an dem sich die Plattform normalerweise befindet, oder wie oft sie versuchen, die Plattform an verschiedenen Stellen im Becken zu finden. Auf diese Weise kann das räumliche Gedächtnis der Tiere beurteilt werden.

    Mit dem Morris-Wasserlabyrinth-Test können verschiedene Aspekte des räumlichen Lernens und Gedächtnisses untersucht werden, einschließlich der Fähigkeit von Tieren, räumliche Informationen zu kodieren, zu speichern und abzurufen. Er wird häufig in neurobiologischen Studien eingesetzt, insbesondere zur Untersuchung des Hippocampus, einer Hirnregion, die für das räumliche Gedächtnis von großer Bedeutung ist. Der Test kann auch verwendet werden, um die Auswirkungen von Medikamenten, genetischen Veränderungen oder neurologischen Erkrankungen auf das räumliche Lernen und Gedächtnis zu untersuchen.

    Beispiel: In den letzten Jahren sind Naturstoffe mit funktionellen Eigenschaften zur Verbesserung der kognitiven Funktionen beziehungsweise zur Vermeidung eines altersbedingten kognitiven Abbaus zunehmend in den Fokus der Forschung gerückt, wozu auch Trigonellin gehört. Trigonellin ist ein pflanzliches Alkaloid, das in Kaffee, Bockshornkleesamen und Rettich vorhanden ist. Nun untersuchten Aktar et al. (2023) an Mäusen mit einer beschleunigten Alterung, wie sich eine orale Verabreichung von Trigonellin auf das Gedächtnis und das räumliche Lernen (Erfassen, Behalten, Strukturieren und Anwenden von Informationen, die sich auf die physische Umgebung beziehen) auswirkt. Es zeigte sich dabei, dass Tiere, die 30 Tage lang Trigonellin zu sich genommen hatten, signifikant bessere Ergebnisse beim Morris-Wasserlabyrinth-Test erzielten, was auf eine bessere räumliche Lern- und Gedächtnisleistung zurückzuführen war. Bei Mäusen, die Trigonellin einnahmen, waren die Signalwege, die mit der Entwicklung des Nervensystems, der mitochondrialen Funktion, der ATP-Synthese, Entzündung, Autophagie und der Freisetzung von Neurotransmittern zusammenhängen, signifikant verändert. Eine weitere Auswirkung der Einnahme von Trigonellin war die signifikante Erhöhung der Spiegel der Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin im Hippocampus. Diese Erkenntnisse deuten auf die Wirksamkeit bei der Prävention und Verbesserung von altersbedingten Beeinträchtigungen des Lerngedächtnisses hin, doch ob die Wirkung auch beim Menschen eintritt, muss in weiteren Studien erst untersucht werden.

    Literatur

    Aktar, Sharmin, Ferdousi, Farhana, Kondo, Shinji, Kagawa, Tamami & Isoda, Hiroko (2023). Transcriptomics and biochemical evidence of trigonelline ameliorating learning and memory decline in the senescence-accelerated mouse prone 8 (SAMP8) model by suppressing proinflammatory cytokines and elevating neurotransmitter release. GeroScience, doi:10.1007/s11357-023-00919-x.
    Morris, Richard G. (1984). Developments of a water-maze procedure for studying spatial learning in the rat. Journal of Neuroscience Methods, 11, 47-60.


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