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Gruppendenken

    Gruppendenken (groupthink) bezeichnet eine Denkweise, die meist dann auftritt, wenn in einer Gruppe das Harmoniebedürfnis bei Entscheidungen stärker ist als die realistische Bewertung von Alternativen. Gruppendenken ist somit jenes paradoxe Phänomen, dass an sich kompetente, an Fachwissen reiche Menschen in einer Gruppe zu schlechteren Ergebnissen kommen, als dies eigentlich auf Grund der Zusammensetzung möglich wäre. Das Gruppendenken basiert in der Regel auf verschiedenen Faktoren, etwa gleiche Grundannahmen und Werte, gleiches oder ähnliches Fachwissen, Konformitätsdruck, soziale Identität, Zeitdruck und Stress.

    Der Begriff wurde von Janis (1972) geprägt, als er inhaltsanalytisch einige der größten Niederlagen der amerikanischen Außenpolitik analysierte und diese mit erfolgreichen politischen Entscheidungen verglich. Die Fiaskos waren seiner Ansicht nach auf Grund dysfunktionaler Interaktionsmuster zustandegekommen, die er als Gruppendenken bezeichnet, also aus einem übermäßigen Streben nach Einmütigkeit, das bei Menschen entsteht, deren Harmoniestreben in hochkohäsiven Gruppen die Motivation, andere Alternativen richtig zu bewerten, überwiegt. Gruppendenken beschreibt also einen defizitären Gruppenentscheidungsprozess, der mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer mangelhaften Entscheidung führt. Neben einer hohen Gruppenkohäsion wird Gruppendenken durch zwei weitere Faktoren verursacht, zum einen durch strukturelle Fehler der Organisation (z.B. Homogenität des sozialen und ideologischen Hintergrunds der Gruppenmitglieder) und zum anderen durch einen provokativen situationalen Kontext (z. B. hoher psychischer Stress). Diese Faktoren bewirken neben einem starken Streben nach Einmütigkeit verschiedene Symptome, wie Selbstüberschätzung der Gruppe, zur Illusion der Unverwundbarkeit, zur Engstirnigkeit und Druck in Richtung Uniformität. Diese Symptome wiederum bewirken zahlreiche Fehler im Entscheidungsprozess, wie z. B. die unvollständige Generierung und Prüfung von Handlungsalternativen und die Unterschätzung von Risiken der präferierten Alternative. Lösungsmöglichkeiten für das Vermeiden der Risiken des Gruppendenkens und diese zu reduzieren, gibt es einige Faustregeln:

    • Die Einsetzung von heterogenen Gruppen.
    • Der Ranghöchste in der Gruppe äußert seine Meinung als Letzter.
    • Gruppenmitglieder formulieren bei Zweifeln ihre Einwände.
    • Ein Gruppenmitglied übernimmt die Rolle des Advocatus Diaboli.
    • Eine andere, unabhängige Gruppe arbeitet parallel am selben Problem.
    • Erneutes Überdenken der ersten Lösungen oder Entscheidungen.
    • Heranziehen von externen Experten.
    • Delphi-Methode.

    Literatur
    Janis, I. I. (1972). Victims of groupthink. Boston: Houghton-Mifflin.


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    Ein Gedanke zu „Gruppendenken“

    1. Ailine Palme

      Man muss das Buch:“Nichts“ (was im Leben wichtig ist) von Janne Teller lesen, dann versteht man es noch besser … wir lesen es gerade im Unterricht.

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