Der Funktionalismus ist eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA als Gegenrichtung zum Strukturalismus entstandene psychologische Schule, die hauptsächlich seelische Prozesse und Verhaltensprozesse untersuchte, um eine Antwort auf die Frage zu finden, auf welche Weise diese Prozesse einen Organismus befähigen, sich anzupassen, zu überleben und erfolgreich zu sein.
Der Funktionalismus ist dabei vor allem in den Kognitionswissenschaften bedeutsam geworden. Seine Kernthese besagt, dass man kognitive Vorgänge nicht in Bezug auf die Realisierung durch irgendwelche Neuronen betrachten sollte, sondern immer nur unter dem Aspekt ihrer Funktion für den Organismus. Erst dann kann man eine Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen kognitiven Systemen herstellen, zwischen Menschen oder aber auch zwischen Menschen und Maschinen. Interessant ist nicht, durch welche Komponenten oder Areale des Gehirns das Denken produziert wird, sondern in welchem funktionalistischen Zusammenhang bestimmte Wahrnehmungs- und Verhaltensleistungen zur Umwelt stehen. Damit wird die Verbindung zum Konstruktivismus deutlich, in dem alle Bewusstseinsvorgänge als Anpassung an die Umwelt gesehen werden.
Literatur
Gardner, H. (1992). Dem Denken auf der Spur. Stuttgart: Klett-Cotta.