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Selbstpsychologie

    Die Selbstpsychologie ist eine von Heinz Kohut (1976) begründete Weiterentwicklung psychoanalytischer Konzepte des Narzissmus und des Selbst im Sinne der Psychoanalyse. Die Selbstpsychologie als Weiterführung der Psychoanalyse Sigmund Freuds betrachtet dabei das Selbst des Menschen, wie es sich von seinen Ursprüngen her im Austausch mit den ersten Bezugspersonen entwickelt, sodass diese Ursprünge im Mittelpunkt des selbstpsychologischen Interesses und der selbstpsychologisch-psychoanalytischen Arbeit stehen. Jeder psychische Konflikt, der auch in der klassischen Psychoanalyse im Zentrum der Theorie und der Behandlung steht, wird im Verständnis der Selbstpsychologie erst auf Grund seiner Vorgeschichte verstehbar und behandelbar. Es sind dabei vor allem die Beziehungen der frühen Kindheit, die zum Aufbau des Selbst mit seinen Möglichkeiten aber auch mit seinen Störungen geführt haben.

    Das zentrale Anliegen der Selbstpsychologie ist somit, die Bedeutung der Schicksale des Selbst und der damit verbundenen subjektiven, bewussten und unbewussten Kindheitserfahrungen herauszuarbeiten. Die strukturierende Kraft der menschlichen Psyche wird demnach von dem Bedürfnis geleitet, sich in einer stimmigen Konfiguration, eben diesem Selbst, zu organisieren und Beziehungen mit der Umgebung herzustellen, die die Kohärenz, Vitalität und Harmonie des Selbst fördern und die als Selbstobjekte konzeptualisiert werden. Ein zentraler Begriff der Selbstpsychologie ist das Selbstobjekt, denn anders als Freud geht man hier von einem Bedürfnis des Menschen nach Beziehung von Geburt an aus, denn ein Selbst kann sich von Anbeginn nur im Austausch mit anderen Menschen entwickeln. Entscheidend sind dabei die empathischen und responsiven Qualitäten der Bezugsperson, denn wird die Bezugsperson als das Selbsterleben stärkend und vertiefend erlebt, entsteht ein Selbstobjekt, ein positives Selbstobjekterleben und eine förderliche Selbstobjektbeziehung. Ein Mensch braucht zu seiner Entwicklung dieses Erleben von Ungetrenntheit und Verbundenheit zu einem Anderen, um ein kohärentes Selbsterleben entwickeln zu können, und er braucht sein ganzes Leben lang Selbstobjektbeziehungen, um ein stabiles Selbst aufrechterhalten zu können. Dabei kommt es nach Kohut zur Entwicklung des Selbstobjektes von einem archaischen Selbstobjekt zum schließlich reifen Selbstobjekt.

    Die Selbstpsychologie bemüht sich etwa um eine Integration von Ergebnissen der Kleinkindforschung zu einem systemtheoretisch begründbaren Interaktionsmodells von Mutter und Kind geführt, das auf die Therapie von Erwachsenen übertragen werden kann.

    Literatur

    Kohut, H. (1976). Narzißmus. Eine Theorie der psychoanalytischen Behandlung narzißtischer Persönlichkeitsstörungen. Frankfurt: Suhrkamp.
    https://www.selbstpsychologie.at/psychoanalyse-selbstpsychologie (19-12-04)


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