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Hostile-Media-Effect

    Der hostile-media-effect, auch hostile media phenomenon oder hostile media perception, – also feinseliger Medien-Effekt oder auch Medien-lügen-Effekt – bezeichnet jenes Phänomen, dass Anhänger einer bestimmten Position bezüglich eines Themas stark dazu tendieren, die mediale Berichterstattung zum betreffenden Gegenstand als unfair für die eigene Position wahrzunehmen. Meist kann man solche extreme Ansichten bei beiden Seiten einer Position nachweisen, denn der bestimmende Faktor sind nicht die objektiven Fakten, sondern die Tiefe der Kluft zwischen den unterschiedlichen Positionen, von denen berichtet wird. Je tiefer die Kluft zwischen den beteiligten Parteien ist und je mehr sich die Vertreter als Repräsentanten eines Standpunktes begreifen, desto vehementer lehnen sie die berichteten Fakten ab.

    Der hostile-media-effekt ist ein Phänomen der Massenkommunikation, die sich auf die Tendenz bezieht, dass Menschen mit einer starken vorher existierenden Einstellung zu einem Thema die Medienberichterstattung als voreingenommen gegen ihre Seite und zugunsten des Standpunkts ihrer Antagonisten wahrnehmen, wobei von den Vertretern entgegengesetzter Aspekte eines Themas dazu neigen, die gleiche Berichterstattung als voreingenommen gegen sie zu empfinden. Das Phänomen wurde zuerst von Robert Vallone, Lee Ross und Mark Lepper (1985) vorgeschlagen und experimentell untersucht. Der Effekt scheint dabei auch ein Disconfirmation Bias oder ein Contrast Bias zu sein, bei dem ein extrem eingestellter Mensch Medieninhalte extremer wahrnimmt oder bewertet, die in Bezug auf ihre Wertigkeit von seinem eigenen Standpunkt weiter entfernt sind. Des weiteren dürften auch selektive Wahrnehmung bzw. auch selektive Erinnerung bei diesem Phänomen eine zusätzliche Rolle spielen.

    Generell empfindet zwar eine Mehrheit der Mediennutzer die Berichterstattung als ausgewogen, diejenigen Rezipienten allerdings, die die mediale Darstellung als einseitig wahrnehmen, haben überwiegend den Eindruck, sie sei zu Ungunsten ihrer eigenen Meinung verzerrt. Auf diese Weise entsteht die Situation, dass sich die Anhänger unterschiedlicher Positionen gleichermaßen durch denselben Bericht als benachteiligt empfinden. Der Hostile-Media-Effekt tritt vor allem bei einer neutralen medialen Darstellung eines Themas auf, wenn es sich um einen strittigen Inhalt handelt und eine stark polarisierte Anhängerschaft involviert ist.

    Literatur

    Vallone, Robert P., Ross, Lee & Lepper, Mark R. (1985). The hostile media phenomenon: Biased perception and perceptions of media bias in coverage of the Beirut massacre. Journal of Personality and Social Psychology, 49, 577–585.
    https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/hostile-media-effekt (19-12-10)


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