Overachiever bezeichnet Personen, die Leistungen oberhalb ihres Potenzials erreichen , d.h., die mehr Erfolg haben, als man es nach Leistungstests oder Intelligenztest vermuten würde. Der Begriff „Overachiever“ wird vor allem im schulischen Umfeld verwendet. Oft werden Überleister fälschlicherweise als hochbegabt eingeschätzt., tatsächlich erreichen sie ihre Erfolge allerdings nicht durch einen besonders hohen Intelligenzquotienten, sondern z. B. durch besondere Kreativität, praktische Intelligenz oder emotionale Intelligenz oder durch besonderen Fleiß.
Gute Leistungen in der Schule erfordern daher ein ganzes Bündel an Kompetenzen, die einerseits zum Teil erlernbar bzw. förderbar sind wie Fleiß oder kognitive und soziale Fähigkeiten, andererseits ist der wesentliche Faktor Intelligenz hingegen nur in geringem Maße zu beeinflussen. Eine Studie (Lechner et al., 2019) zeigt, dass jene SchülerInnen die höchsten Lernerfolge dann erzielen, wenn sie sowohl intelligent als auch interessiert sind, d. h., Intelligenz und Interesse befördern einander. Dabei erzielen jene SchülerInnen die besten Lernerfolge, die besonders intelligent sind, aber auch diejenigen, die besonders interessiert sind. Eindeutig die stärksten Zuwächse in einem Fach erzielten in dem Experiment jedoch jene SchülerInnen, die sowohl eine hohe Intelligenz als auch ein hohes Interesse an dem Fach mitbringen. Von einem hohen Interesse profitieren demnach vor allem intelligentere Schüler, denn ihnen fällt es offenbar leichter, ihr Interesse auch in Lernzuwächse umzusetzen. Hohe Intelligenz kann mangelndes Interesse daher zwar nicht völlig kompensieren, doch im Gegensatz zur Intelligenz ist zumindest das Interesse an einem Fach in gewissem Umfang erlernbar und förderbar.
Overachiever auf dem Gymnasium
In einer explorativen Studie versuchten Sparfeldt, Buch & Rost (2010), Overachiever (Jahrgangstufenbeste mit durchschnittlicher Intelligenz) unter Kontrolle diverser Variablen (schulnahe und schulferne) mit Average Achievern (analoge, durchschnittliche Intelligenz dabei durchschnittliche Schulleistungen) und mit High Achievern (überdurchschnittliche Intelligenz; schulleistungsgleich) zu vergleichen. Schulleistungen und IQ korrelieren bekanntlich im Mittel um r= .50. Overachievement wird in der Regel mit zuverlässigerer und ökonomischerer Arbeitshaltung, mit besserer intellektueller Kontrolle, mit einem geringen Grad an affektiver Störbarkeit und einer stärkeren Zukunftsorientiertheit erreicht. Je ungestörter die kindliche Persönlichkeit ist, um so eher kann die Intelligenz „überstiegen“ werden. Für den Vergleich von Overachiever und Underachiever werden erhebliche Unterschiede in Bezug auf Schulleistung erwartet; Overachiever und High Achiever sollen hingegen wenig differieren.
In 86 Gymnasien wurden Lehrer gebeten, klassenbeste Schüler zu nominieren (N=362 leistungsstarke Schüler; k=288 Klassen). Dazu suchte man Vergleichsschüler hinsichtlich Klassenstufe, Geschlecht, sozioökonomischer Hintergrund, aber lediglich durchschnittliche Zensuren und jene mit hoher Intelligenz, jedoch wenig Motivation. Overachiever hatten im Vergleich zu High Achievern niedrige Selbstkonzepte schulischer Leistungen und Fähigkeiten. Im Vergleich zu Average Achiever erzielten Overachiever höhere schulische Selbstkonzepte. Dazu hatten Overachiever höhere Selbstkonzepte der „Beziehung zu den Eltern“ als beide Vergleichsgruppen (Average Achiever; High Achiever). Overachiever und Average Achiever unterschieden sich nicht bedeutsam voneinander. Overachiever tendieren mehr als Average Achiever zum intrinsischen Pol und haben mehr schulischen Ehrgeiz. Anteile der Overachiever und High Achiever, die ein Studium anfingen, waren vergleichbar,
Literatur
Lechner, Clemens M., Miyamoto, Ai & Knopf, Thomas (2019). Should students be smart, curious, or both? Fluid intelligence, openness, and interest co-shape the acquisition of reading and math competence. Intelligence, 76, doi:10.1016/j.intell.2019.101378.
Sparfeldt, J. R., Buch, S. R. & Rost, D. H. (2010). Klassenprimus bei durchschnittlicher Intelligenz. Overachiever auf dem Gymnasium. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 24, 147-155.