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Medienethik

    Im Zusammenhang mit den aufkommenden neuen Medien stellt sich immer mehr die Frage nach einer passenden Medienethik. Medienethik untersucht dabei den Zusammenhang zwischen medialem Ausdruck und menschlichem Verhalten, reflektiert über alternative Handlungskonzepte, anhand derer die Qualität und die Angemessenheit medialen Handelns bewertet werden können. Aktuell wird Medienethik auch unter den Begriffen Cyberethik bzw. allgemein unter Informationsethik diskutiert, wobei sich derzeit die Konzepte vor allem auf die Computerkommunikation richten. Es werden dabei ethische Fragen untersucht, die spezifisch den Umgang mit dem Computer und mit Computernetzwerken betrifft. Angesichts der Entwicklung des Internets stellt sich auch die Frage, wie sich im globalen Netz ethische Standards entwickeln lassen und welche Theoriefundamente im digitalen Raum als tragfähig erachtet werden können.

    Der Medien­ethik kommt dabei einerseits die Aufgabe ethischer Reflexion und Begründung zu, andererseits ist sie mit der praktischen Umsetzung ethischer Prinzipien in der Medienpraxis befasst. Als angewandte Ethik folgt sie dem Anspruch, Normen und Werte für das mediale Handlungsfeld unter Rückbezug auf eine allgemeine Ethik zu begründen, diesen auf den spezifischen Gegenstands­ -und Handlungsbereich der Medien anzuwenden und normative Handlungsempfehlungen für die Praxis zur Verfügung zu stellen. Die Frage nach der Zuschreibung und Übernahme von Verantwortung im medienethischen Diskurs bezieht sich dabei auf alle am Medienprozess beteiligten AkteurInnen, d. h., die MedienproduzenIinnen, die DistributorInnen, also sowohl auf Einzelpersonen als auch Unternehmen und Institutionen, sowie schließlich die RezipientInnen der Medien. Dabei steht der Mensch als aktives Wesen, als handelndes Subjekt, und sein Umgang mit Medien im Zentrum der Betrachtung, wobei der Mensch als mündiges Subjekt im­mer zugleich auch Träger von Verantwortung ist. Medienethische Reflexion und die Übernahme von Verantwortung sind aus ethischer Perspektive immer auf die Selbstbindung der Beteiligten angewiesen, d. h., die Medienethik kann nur dann wirksam werden, wenn alle am Mediengeschehen Beteiligten sich zu verantwortlichem Handeln auch verpflichtet fühlen (Selbstverpflichtung).

    Medienethik leistet somit eine systematischen Beitrag zur Beurteilung potentieller Verfehlungen im Medienkontext, indem sie Regeln für verantwortliches Handeln in der Produktion, Distribution und Rezeption von Medien formuliert, indem sie aber auch zur Reflexion, Sensibilisierung und Verantwortungszuschreibung herangezogen wird, um Defizite der Medienangebote, Mediennutzung und Programminhalte aufzuzeigen. Da aus der Medienethik keine verbindlichen Sanktionen abgeleitet werden können, da sie keinen rechtlichen Zwangscharakter aufweist, erschöpft sie sich einerseits in einem Appell an das Gewissen des Einzelnen im Medienprozess, andererseits in einem Appell an die Verantwortung aller im Umgang mit Medien.

    Literatur

    Bleuel, Jens (1998). Auswirkungen des Online-Publizierens für Wissenschaftsverlage.
    Forum Medienethik Nr. 2.
    WWW: http://www.bleuel.com/sp-wel.pdf (98-11-11)
    Debatin, B. (1999). Medienethik als Steuerungsinstrument? Zum Verhältnis von indivi­ dueller und korporativer Verantwortung in der Massenkommunikation. In A. Holderegger (Hrsg.), Kommunikations­ und Medienethik. Interdisziplinäre Perspektiven (S. 39–53). Frei­ burg: Herder.
    Sandbothe, M. (1997). Medienethik im Zeitalter des Internet. Computer und Recht. Forum für die Praxis des Rechts der Datenverarbeitung. Kommunikation und Automation, 13.
    Wunden, W. (1999). Freiheitliche Medienmoral. Konzept einer systematischen Medienethik. In R. Funiok, U. Schmälzle & C. H. Werth (Hrsg.), Medienethik – Die Frage der Verantwor­ tung (S. 35–55). Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Medienethik (18-09-12)


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