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Homeschooling

    Homeschooling“ kommt als Trend aus den USA auch nach Europa, wobei dort seit einiger Zeit nicht mehr nur fundamentalistische Christen ihre Kinder selbst unterrichten. Anders als in Österreich oder Deutschland ist in den USA der Besuch einer Schule nicht verpflichtend. Die Wurzeln des Homeschooling liegen in der Pionierzeit, als es noch nicht überall Schulen gab, wobei dies traditionell eine Domäne fundamentalistischer Christen oder politischer Extremisten war – Menschen, die ihre Kinder vor dem Einfluss eines als verdorben betrachteten Staates schützen wollen. Im Jahr 1998 gab es nach Daten des Nationalen Zentrums für Bildungsstatistik (NCES) 850.000 Kinder, die zu Hause von den Eltern unterrichtet wurden, während es 2003 bereits 1,1 Millionen waren. Kritiker warnen in letzter Zeit, dass der Trend eine Generation von Egoisten ohne soziale Kompetenz heranwachsen lassen könnte.

    Homeschooling (Heimunterricht, Domizilunterricht oder Hausunterricht) ist eine Form der Bildung und Erziehung, bei der die Kinder zu Hause von den Eltern oder Privatlehrern statt in Schulen unterrichtet werden. Die konkrete Praxis des Hausunterrichts kann sehr unterschiedlich aussehen. Das Spektrum reicht von stark strukturierten, an traditionellem Schulunterricht orientierten Formen bis zu sehr offenen wie dem Unschooling. Bevor es öffentlichen Schulen gab, war das Homeschooling den Begüterten, Gelehrten und Kirchen vorbehalten. Das Wissen wurde vom Vater zum Sohne oder vom Meister zum Lehrling weitergegeben, sodass Wissen und Fertigkeiten gewissermaßen vererbt wurden. Erst durch Verstaatlichung wurde Schulbildung für alle möglich. Der Unterricht findet beim Homeschooling meist in der eigenen Wohnung, auch im Freien oder einer speziellen Schule statt. Die Kinder folgen dem „normalen“ Schulstoff, entsprechend ihrem Alter, und werden darin geprüft. Sollten sie diese Prüfung nicht bestehen, müssen sie in der Regel im Folgejahr an eine staatliche Schule wechseln. Eingebunden in ein gutes Kontrollsystem kann es ein wirksames und effizientes Mittel zur Steigerung und gezielten Vertiefung von Interessen des Kindes sein, wobei das Wohl des Kindes im Vordergrund steht.

    Unschooling ist vom Kind geleitetes Lernen in einer Wohnumgebung, ohne den Versuch, die traditionelle Schule und ihre Lehrpläne zu Hause nachzuahmen. Es gibt daher keinen geplanten Unterricht oder bestimmte Zeiten am Tag, für die schulähnliche Aktivitäten vorgeschrieben sind. Themen werden behandelt, wenn das Interesse des Kindes es verlangt. Die Eltern – oder die Personen, mit denen das Kind zusammenlebt – sind weniger Lehrer als Unterstützer und Begleiter der Lernprozesse.


    Volker Ladenthin zum Homeschooling:

    „Die Schulpflicht wurde ja ursprünglich deshalb eingeführt, weil die bildungsfernen Schichten ihre Kinder zu Hause behielten und sie zum Kartoffelausbuddeln und Getreideernten gebrauchten. Da hat der Staat gesagt: Dadurch schädigen Eltern ihre Kinder, weil sie nur auf kurzfristigen Vorteil bedacht sind. So führte man die Schulpflicht ein, man nahm den Eltern die Kinder weg, damit sie etwas lernen konnten. Jetzt haben wir aber ein anderes Klientel: Wir haben hochgebildete Eltern, 50 Prozent der Eltern haben eine gymnasiale Bildung. Die sagen: In der Schule lernen die Kinder zu wenig oder das Falsche. Der Staat muss quasi nicht mehr die Kinder vor den Eltern schützen, sondern er muss die Eltern unterstützen. Aber das ist bislang noch nicht richtig verstanden worden.“


    Literatur

    http://de.wikipedia.org/wiki/Hausunterricht (09-11-11)
    http://de.wikipedia.org/wiki/Unschooling (09-11-11)
    http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/994/481466/text/ (09-07-24)
    https://www.welt.de/welt_print/article773744/Die-Kriminalisierung-der-Eltern-ist-ein-Skandal.html (16-09-16)


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    2 Gedanken zu „Homeschooling“

    1. Unschooler

      Der schweizerisch-amerikanische Bestsellerautor Stefan Bachmann («Die Seltsamen», «Die Wedernoch») aus Adliswil wurde seine ganze Schulzeit zu Hause von der eigenen Mutter unterrichtet. André Stern, einer der Protagonisten des Kinofilmes «Alphabet», durfte nicht nur in Paris schulfrei aufwachsen, sondern seine Eltern legten auch Wert darauf, dass er ganz frei war zu lernen, was er wollte.

    2. Ich finde nicht, dass eine Generation von Egoisten nur durch Homeschooling heranwächst.
      Im Grunde liegt es doch immer an der Erziehung selbst. Ein Blick zu unseren europäischen Nachbarn und auf die steigende Bildungsstatistik zeigt doch, dass sich dieses Bildungsstystem bewährt hat.

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