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Psychogeographie

    Es liegt in der Natur des Menschen sich von seiner Umgebung beeinflussen zu lassen. Du solltest nur mit Menschen verkehren, die einen positiven Einfluss auf dich haben.
    Maimonides

    Die Psychogeographie bzw. geographische Psychologie erforscht, welchen Einfluss die architektonische oder auch die geographische Umgebung auf die Wahrnehmung, das psychische Erleben und das Verhalten von Menschen hat. Die psychogeographische Forschung findet dabei an der Schnittstelle der Fachgebiete Kunst, Architektur, Geographie und Psychologie statt, und befindet sich dabei in Gesellschaft mit der Architekturpsychologie, der Geomantie und der Community Psychology.

    Dabei ist die Wahrnehmungsgeographie oder Perzeptionsgeographie eine Teildisziplin der Psychogeographie und untersucht, wie Menschen geographische Räume wahrnehmen. Sie versteht sich sowohl als Teil der Humangeographie als auch der Wahrnehmungspsychologie, die davon ausgeht, dass Menschen Räume sehr subjektiv und individuell sehr unterschiedlich wahrnehmen. Wichtig ist dabei ist die Mensch-Umwelt-Passung, die beschreibt, wie gut ein Mensch zu seiner Umgebung passt, etwa die Passung zum jeweiligen Arbeitsplatz, was auch in der Arbeitspsychologie untersucht wird. Die Übereinstimmung ist dann am besten, wenn beide Seiten die selben Werte vertreten, wenn die Menschen ihre Bedürfnisse aber auch die Aufgaben gut erfüllen können und wenn die Menschen einen Einfluss auf die Gestaltung der Umgebung haben (Thema Arbeitszufriedenheit).

    So gibt es in der Psychogeographie etwa die wissenschaftliche Erkenntnis, dass introvertierte Menschen lieber in den Bergen leben als am Meer. Es wurde auch gezeigt, dass sich Persönlichkeitsmerkmale in Stadtvierteln zusammenballen, d. h., in bestimmten Großstadtregionen sind manche Persönlichkeitseigenschaften häufiger vertreten als andere.

    PsychogeografieEine gute Passung zwischen einem Menschen und seiner Umwelt kann etwa zu gesteigertem Selbstwertgefühl und Wohlbefinden führen, d. h., der Wohnort spielt dabei eine sehr große Rolle, denn er hat einen Einfluss darauf, wie gut man seine Ziele erreichen kann. Eine schlechte Passung zwischen Individuum und Umwelt ist etwa, dass sich introvertierte und hochsensible Menschen in einer extrovertierten Leistungsgesellschaft unwohl fühlen.

    Die geographische Psychologie befasst sich unter anderem mit Persönlichkeitsunterschieden von Regionen und Regionstypen, in denen Menschen leben und handeln. Dabei können regionale Mentalitäten untersucht werden, aus denen sich Forschungsfragen zur Entwicklung von Regionen und deren Populationen ableiten lassen. Obschonka et al. (2019) haben basierend auf dem Big Five Modell der Persönlichkeit regionale Persönlichkeitsunterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen, Ost- und Westdeutschland, und Nord- und Süddeutschland überprüft. So finden sich insbesondere Hinweise für die empirische Validität einiger Stereotype, etwa den unterkühlten, rauen Norddeutschen, den gemütlichen Süddeutschen und den aufgeschlossenen Großstädter. Die Effektstärken in den Regionalunterschieden sind in der Regel zwar gering, aber dennoch mit wichtigen Implikationen für zukünftige Forschung und Anwendungsgebiete.

    Literatur

    Obschonka, Martin, Wyrwich, Michael, Fritsch, Michael, Gosling, Samuel D., Rentfrow, P. Jason & Potter, Jeff (2019). Von unterkühlten Norddeutschen, gemütlichen Süddeutschen und aufgeschlossenen Großstädtern: Regionale Persönlichkeitsunterschiede in Deutschland. Psychologische Rundschau, 70, 173-194.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrnehmungsgeographie (17-03-12)


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