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Faulheit

    Faulheit ist der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit.
    Immanuel Kant

    Faulheit ist in der Psychologie kein Fachbegriff, denn hier spricht man eher von geringem Antrieb oder oder fehlender Motivation bzw. einer niedrigen Ausprägung dieser Eigenschaften. Dass Menschen ein niedriges Antriebsniveau besitzen, kann viele Ursachen haben, unter anderem auch in der genetischen Ausstattung. Neben solchen genetischen Faktoren können auch kulturelle, soziale und persönliche Aspekte eine Rolle spielen. Insbesondere spielen frühe Erfahrungen bzw. die Erziehung eine wesentliche Rolle, wobei auch die aktuelle Lebenssituation berücksichtigt werden muss. Steht jemand beruflich gerade unter einer großer Belastung, kann das im privaten Bereich zu Antriebslosigkeit führen, da er ausgebrannt ist, was aber letztlich wenig mit dem Zustand zu tun hat, den man im Allgemeinen mit Faulheit verbindet.

    Manche Zeiten der niedrigen Antriebslosigkeit sind aber auch für die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Menschen wichtig, denn der Körper holt sich dadurch die Ruhe, die er benötigt. Problematisch wird Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit nur dann, wenn diese über einen längeren Zeitraum anhält, denn dann ist die Suche nach den Ursachen angebracht. Manchmal stecken psychische Probleme oder Belastungssituationen dahinter, oder auch das Fehlen eigener Ziele, geringes Vertrauen in die Zukunft oder eine scheinbar fehlende Sinnhaftigkeit der aktuellen Lebenssituation.

    Im Zusammenhang mit Faulheit spielt übrigens das Konzept der Prokrastination eine wichtige Rolle, wobei Prokrastination die Tendenz von Menschen ist, zu erledigende Aufgaben ständig aufzuschieben. Ähnlichkeit besteht dabei auch zum Oblomowtum, das die Persönlichkeitsstruktur eines willensschwachen Neurotikers beschreibt, der sich durch Apathie, Faulheit und Parasitismus auszeichnet. Zu unterscheiden ist Faulheit aber von der Muße, also einer ausschließlichen Orientierung an der Gegenwart, die eher mit Freiheit und mit Gelassenheit zu tun hat.

    Nach Byung-Chul Han ist die Untätigkeit eine Glanzform der menschlichen Existenz, die seiner Meinung nach allerdings heute zu einer Leerform der Tätigkeit verblasst ist. Dabei ist Untätigkeit keine Negation, keine Verweigerung, keine bloße Abwesenheit von Tätigkeit, sondern ein eigenständiges Vermögen. Dass die Faulheit als Wert an sich taucht seit der Antike immer wieder auf, wenn etwa Joseph von Eichendorffs „Taugenichts“ in den Wäldern und Wiesen herumhängt, mit fahrendem Volk musiziert, ein Mädchen nach der anderen umgarnt und den lieben Gott einen guten Mann sein lässt. Oder wenn Gotthold Ephraim Lessing schreibt: Lasst uns faul in allen Sachen, nur nicht faul zu Lieb’ und Wein, nur nicht faul zur Faulheit sein.

    Übrigens: Am 10. August feiern die USA ihren nationalen Faulpelztag (National Lazy Day), am 22. März den Tag des Faulenzens (National Goof-Off Day).


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