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Vorurteilsforschung

    Ein Vorurteil ist ziemlich sicher daran zu erkennen,
    dass man sich bei seiner Begründung ereifert.
    Viktor de Kowa

    Die psychologische Vorurteilsforschung wurde in den 1920er Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelt, wobei zunächst ein Vorurteil als eine Art krankhafte, fehlerhafte Funktion menschlicher Entwicklung. Mitte der 1950er Jahre wurde die Betrachtung von Vorurteilen als normalen Prozess zur Entwicklung des Selbstbildes, der Identität, zurückgedrängt. Vorurteile sind nach Allport (1954) eng mit der notwendigen Kategorisierung der unmittelbaren Umwelt zu vergleichen, denn auf Grund der begrenzten Kapazitäten ist es für den Menschen wichtig, bestimmte Informationen rasch und ohne viel nachzudenken zu kanalisieren und zu sortieren, etwa auch, um sich seines Platzes im sozialen Gefüge bewusst zu werden und ein dementsprechendes Selbstbild zu formen. Durch diese Betrachtung verringerte Allport die bis dahin moralische Färbung der Vorurteilsforschung hin zu einer analytisch ausgerichteten Forschung. Allport entwickelte eine Skala zur Erfassung von Vorurteilen in einer Gesellschaft, bei der er fünf eskalierende Stufen unterschied:

    • Abschätzige Bemerkungen (Verleumdung): Die meisten Menschen mit Vorurteilen reden auch darüber. Gleichgesinnten und gelegentlich auch Fremden gegenüber lassen sie ihren feindseligen Gefühlen freien Lauf.
    • Vermeidung: Wenn das Vorurteil bei einem stärker wird, wird er die Berührung mit Mitgliedern der abgelehnten Gruppe vermeiden, sogar wenn er dafür beachtliche Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen muss.
    • Diskriminierung: Der Voreingenommene möchte alle Mitglieder der abgelehnten Gruppe von bestimmten Berufen, von bestimmten Wohngegenden, von politischen Rechten, Erziehungs- und Erholungsmöglichkeiten und anderen sozialen Einrichtungen fernhalten. Rassentrennung ist die institutionalisierte Form der Rassendiskriminierung.
    • Körperliche Gewaltanwendung: Unter der Bedingung von gesteigerter Emotionalität führt das Vorurteil zu verschiedenen Arten von Gewaltanwendung. Grabsteine auf jüdischen Friedhöfen werden geschändet. Die italienische Gang aus dem Nordviertel liegt auf der Lauer, um die irische Gang aus dem Südviertel zu überfallen.
    • Vernichtung: Lynchjustiz, Pogrome, Massenmorde und das Hitler-Programm des Völkermordes kennzeichnen den höchsten Grad von Gewalt, durch den sich das Vorurteil ausdrückt.

    Literatur

    Allport, Gordon W. (1954). The Nature of Prejudice. Perseus Books.


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