Heureka-Effekt

Der Heureka-Effekt beschreibt das Phänomen spontaner Einfälle meist im Zusammenhang mit vorhandenen Problemstellungen, die umgangssprachlich auch als Geistesblitze bezeichnet werden. Zusätzlich meint der Heureka-Effekt im besonderen, dass die richtige Lösung für das gesuchte Problem, wenn sie einmal gefunden wurde, von den Betroffenen sofort als richtig erkannt wird.

Unter Laborbedingungen ist ein echter Geistesblitz eher unwahrscheinlich, denn es handelt sich um ein so seltenes Ereignis, das im psychologischen Labor kaum herstellbar ist, sodass auch der wissenschaftliche Nachweis eines Heureka-Erlebnisses schwierig ist.

Eine wesentliche Voraussetzung für den Heureka-Effekt, der eine Verknüpfung von vorhandenen Gedanken darstellt, ist natürlich, dass es etwas zu verknüpfen gibt, d. h., konkretes Wissen um die Probleme ist eine wesentliche Voraussetzung für einen solchen Geistesblitz.

Ähnlichkeit besteht zum Aha-Erlebnis, wobei dieser vom deutschen Psychologen Karl Bühler geprägter Begriff das schlagartige Erkennen eines gesuchten, jedoch zuvor unbekannten Sinnzusammenhanges bezeichnet. In der psychologischen Forschung zu Einsicht taucht es oft als Charakteristikum auf, das sich nach vermeintlich vollendetem Erkenntnisprozess einstellt.

Becker, Sommer & Cabeza (2025) zeigten in einer Untersuchung, wie Heureka-Momente das menschliche Gehirn beim Lernen beeinflussen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie lösten visuelle Rätselaufgaben, bei denen es darum ging, unvollständige Zeichnungen zu vervollständigen und darin reale Objekte zu erkennen. Die Ergebnisse zeigten eindrücklich, dass Heureka-Momente mit messbaren neuronalen Veränderungen einhergehen: Insbesondere der Hippocampus – eine für das Gedächtnis zentrale Gehirnregion – zeigte während solcher Geistesblitze eine erhöhte Aktivität. Gleichzeitig veränderten sich die neuronalen Aktivierungsmuster im visuellen Kortex, also dort, wo die Verarbeitung der visuellen Informationen erfolgt. Diese repräsentationale Veränderung deutet auf eine Umstrukturierung der mentalen Repräsentationen hin, die mit dem plötzlichen Erkenntnisgewinn einhergeht. Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass solche Heureka-Momente das Erinnerungsvermögen signifikant steigern, wobei ein solcher Moment beim Lernen beinahe das spätere Erinnerungsvermögen im Vergleich zu methodisch erarbeiteten Lösungen verdoppelt. Das bedeutet in der Lernpraxis, dass sich Inhalte, die durch einen Aha-Moment erschlossen wurden, tiefer im Gedächtnis verankern und langfristig besser abrufbar sind. Diese Erkenntnisse bestätigen, dass Emotionen, wie sie bei einem Aha-Moment auftreten, nicht nur beiläufige Begleiterscheinungen des Lernens sind, sondern aktiv am Gedächtnisbildungsprozess beteiligt sind.  Lernumgebungen, die gezielt Aha-Momente fördern – etwa durch kreative Aufgabenstellungen, Rätsel oder entdeckendes Lernen – tragen also dazu bei, sowohl das Langzeitgedächtnis als auch das tiefere Verständnis von Inhalten zu verbessern.


Der Name Heureka (griech. eureka! = ich habe [es] gefunden!) geht auf den Ausruf des griechischen Mathematikers Archimedes bei der Entdeckung des hydrostatischen Grundgesetzes zurück, als er in seiner Badewanne saß.


Literatur

Becker, M., Eichert, N., DeKraker, J., Howard, A. F. D., Huszar, I. N., Zhu, S., Sallet, J., Miller, K. L., Mars, R. B., Jbabdi, S. & Bernhardt, B. C. (2024). Neural correlates of insight: Evidence from visual problem-solving tasks. Nature Communications, 15, 1234.
Becker, M., Sommer, T. & Cabeza, R. (2025). Insight predicts subsequent memory via cortical representational change and hippocampal activity. Nature Communications, 16, 4341.


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