Lernstrategien sind Arbeitshilfen, um einen Lernstoff gezielter, besser und effektiver lernen, behalten und wiedergeben zu können. Die Begriffe Lernstrategie, Lernmethode und Lerntechnik werden dabei in der einschlägigen Fachliteratur nicht eindeutig voneinander abgegrenzt, sondern meist synonym verwendet. Im Wesentlichen meinen alle drei Begriffe das Gleiche, denn sie beschreiben Lernwege als eine ganz bestimmte Vorgehensweise, um ein Lernziel zu erreichen. Beim Lernen geht es bekanntlich darum, Wissen, Fähigkeiten oder Fertigkeiten zu erwerben, was beim selben Lerninhalt meist auf unterschiedliche Art erfolgen kann, etwa durch Lesen eines Textes, durch Zuhören bei einem Vortrag oder durch gemeinsames Handeln. Es gibt also bei identischen Aufgaben unterschiedliche Wege, also Lernstrategien, die zum Ziel führen.
Lernstrategien beruhen demnach auf Handlungsplänen zur Steuerung des eigenen Lernens, wobei jeder Mensch über verschiedene Lernstrategien verfügt, die sich im Laufe des Lebens ausprägen. Einige Lernstrategien werden bewusst und andere unbewusst angewendet, manche davon erleichtern die Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung neuer Informationen, wobei meist zwischen oberflächlichen Wiederholungsstrategien und tiefen Elaborationsstrategien unterschieden werden kann.
Beim Lernen ist es wichtig, bei der Auswahl eines Lernweges nicht einfach nur eine ganz bestimmte Strategie, Methode oder Technik anzuwenden, sondern man sollte bei jeder einzelnen Entscheidung strategisch und flexibel vorgehen, indem man sich bewusst und gezielt für die beste Lernstrategie entscheidet, denn es gibt keine Lerntechnik, die für alle Menschen und für alle Lerninhalte gleichermaßen geeignet ist. Bevor man also mit dem Lernen beginnt, sollte man die persönliche Lernsituation einschätzen, um die richtigen Lernstrategien auszuwählen. Während des Lernens sollten man auch fortlaufend überprüfen, ob die gewählte Lernstrategie angemessen und effektiv ist, und ob einem diese dem Ziel auch wirklich näher bringt. Ist dies nicht der Fall, dann sollte man eine andere Vorgehensweise versuchen.
Klassische Mnemotechniken erleichtern dabei das Behalten neuartiger Informationen vor allem dann, wenn es sich um sinnarmes, unverbundenes Lernmaterial handelt. Lernstrategien sind demnach Verhaltensweisen, mit denen man die intendierten Lernaufgaben bewusst oder manchmal auch unbewusst leichter bewältigen kann. Man unterscheidet in der Wissenschaft meist kognitive Lernstrategien, metakognitive Lernstrategien und ressourcenbezogene Lernstrategien.
Kognitive Lernstrategien
Kognitive Lernstrategien beziehen sich auf Prozesse der Informationsaufnahme und der Informationsverarbeitung.
- neue Informationen organisieren, wichtige Begriffe markieren, Skizzen anfertigen.
- neue Informationen kritisch prüfen, Reflextion des Lernerfolgs.
- neue Informationen auf das Wesentliche reduzieren, z.B. mit Hilfe von Karteikarten.
- einzelne Informationen mehrfach wiederholen, z.B. mit Karteikarten, aktives Anwenden bzw. aktives Sprechen.
- Neue Informationen in bestehendes Wissen integrieren, mit neuen Vokabeln Beispielsätze formulieren.
Metakognitive Lernstrategien
Bei den metakognitiven Lernstrategien geht es darum, die eigenen Lernaktivitäten und Lernfortschritte zu steuern und zu kontrollieren.
- Lernaktivitäten planen, d.h., Reihenfolge festlegen.
- Lernaktivitäten selbst überwachen bzw. das Gelernte anderen erklären.
- Lernaktivitäten bei Bedarf verändern.
Ressourcenbezogene Lernstrategien
Ressourcenbezogene Lernstrategien sind Aktivitäten des Selbstmanagements (Anstrengung, Konzentration). Hier geht es um die Rahmenbedingungen des Lernens.
- Lernen mit anderen Lernenden fördert den Wissensaustausch und lässt Wissenslücken erkennen.
- Lernumgebung bei Bedarf verändern, Lernmaterial bereitstellen.
- Zeitmanagement: Lernplan aufstellen und einhalten bzw. regelmäßig lernen und das gelernte anwenden.
- Emotionen: Das lernen soll Freude machen und nicht als Zwang empfunden werden.
Eine andere vergleichbare Einteilung von Lernstrategien findet sich bei O’Malley & Chamot 1990), denn sie unterscheiden metakognitive, kognitive und soziale-affektive Strategien.
- Die metakognitiven Strategien beziehen sich auf die Ebene des Gebrauchs von kognitiven Prozessen und umfassen übergeordnete Maßnahmen des Lernprozesses wie Planen, überwachen und Bewerten und haben eine Steuerungsfunktion. Zu den metakognitiven Strategien werden insgesamt sieben Strategien, teilweise mit mehreren Varianten gezählt. Dazu gehören u. a. planning, d. h. der Lernende erfasst die Aufgabe und überlegt sich grundlegende Schritte sowie mögliche Strategien zur Bearbeitung, self-management, d. h. der Lernende klärt Bedingungen, die das Lernen unterstützen, bemüht sich um ihre Erfüllung und verfolgt seine Lernleistung, self-monitoring, d. h. der Lernende überwacht seine sprachliche Leistung mithilfe der Kriterien Korrektheit und Angemessenheit, oder self-evaluation, d. h. der Lernende überprüft seine Lernleistung anhand der Kriterien Vollständigkeit und Genauigkeit.
-
Die kognitiven Strategien beziehen sich auf Strategien, mit denen das ankommende Material bearbeitet und nötigenfalls auch verändert wird, um es weiter zu bearbeiten. Dies kann mental oder physisch geschehen. Hierzu werden elf Strategien, teilweise aufgegliedert in weitere Strategien, gezählt. Dazu zählen u. a. repetition, d. h. der Lernende wiederholt eine sprachliche Äußerung etwa in einer Fremdsprache laut oder leise, grouping, d. h. der Lernende ordnet oder wiederholt sprachliches Material nach bestimmten Kriterien, Elaboration, d. h. der Lernende verknüpft Informationen mit bereits vorhandenem Wissen und stellt für ihn persönlich bedeutungstragende Verbindungen her, oder inferencing, d. h. der Lernende nutzt sein Wissen, z. B. auch sein Wissen über andere Sprachen, um die Bedeutung von Wörtern im vorliegenden Zusammenhang zu erschließen.
- Soziale-affektive Strategien beziehen sich auf den Austausch mit anderen Lernenden, um den Lernprozess zu unterstützen, also cooperation, d. h. die Lernende lösen Aufgaben in Gruppen, überprüfen gemeinsam ihre Aufgaben oder holen sich dafür Feedback, oder question for clarification, d. h. die Lernende bitten den Lehrer um Erklärungen, Wiederholungen, Beschreibungen oder Beispiele.
In Untersuchungen zu PISA hat sich übrigens gezeigt, dass es zwischen Buben und Mädchen Unterschiede in den Lernstrategien gibt. Buben gebrauchen mehr Tiefen- und Elaborationsstrategien als Mädchen, während diese mehr Wiederholungsstrategien anwenden. Des weiteren zeichnen sich Mädchen auch durch einen im Vergleich zu Buben ausgeprägteren Einsatz von Kontrollstrategien aus. Nicht zuletzt deshalb besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Nutzung von Elaborations- und Kontrollstrategien und der erbrachten Leseleistung, während etwa Wiederholungsstrategien keinen konsistenten Zusammenhang mit Lesekompetenzen aufweisen.
Literatur
O’Malley, M. & Chamot, A. U. (1990). Learning Strategies in Second Language Acquistion. Cambridge: Cambridge University Press.
https://sites.google.com/site/solokabarett/gedanken-zum-lernen/lernstrategien (09-01-11)
Am besten ist das Interesse, das zum Lernen führt. Jeder hat ja eine andere Lernmethode.
Also Toy Toy Toyy