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Chemobrain

    Chemobrain bezeichnet die von Krebspatienten nach einer Chemotherapie empfundenen kognitiven Beeinträchtigungen, wobei Symptome wie Konzentrationsstörungen, Wortfindungsstörungen, Gedächtnislücken oder fehlende Orientierung von den Betroffenen auf die aggressiven Medikamente der Chemotherapie zurückgeführt werden. In zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen wurde dieser Zusammenhang zwischen Therapie und Chemobrain eindeutig nachgewiesen. Studien zeigen auch, dass der Anteil der Betroffenen zwischen fünfzehn und mehr als sechzig Prozent liegen kann. Allerdings ist unklar, ob es sich dabei um direkte Auswirkungen der Chemotherapie handelt, oder ob es sich um Folgeerscheinungen etwa der Belastungssituation während der Therapie handelt. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Chemobrain-Symptomatik bei vielen Patienten schon vor Beginn der Therapie auftritt, insbesondere bei Brustkrebspatientinnen. Auch eine Krebserkrankung selbst könnte bestimmte Gehirnfunktionen beeinträchtigen, etwa durch eine vermehrte Ausschüttung bestimmter Zytokine, oder die Krebserkrankung und die kognitive Beeinträchtigung könnten gemeinsame genetische Grundlagen haben.

    Man versucht derzeit diese Probleme durch ein begleitendes Gehirntraining, das Anfertigen von Notizzetteln als Gedächtnisstütze, feste Tagesroutinen, Stressvermeidung und ausreichende Ruhe in den Griff zu bekommen. Es ist aber auch notwendig, Betroffene auf diese möglichen Probleme vorzubereiten, um bei ihnen und ihren Angehörigen diese emotionalen Belastungen möglichst gering zu halten.

    Diese kognitiven Folgen eines Chemobrain wirken sich bei Kindern und Jugendlichen häufig besonders extrem aus. Gibson et al. (2018) haben nun bei Mäusen herausgefunden, dass die verabreichten Mittel gleich drei unterschiedliche Zelltypen in der weißen Substanz beeinflussen, sodass es durch ein gestörtes Wechselspiel zwischen diesen Zellen zu einem anhaltenden Defizit in der Myelinisierung kommt und wichtige Gliazellen nicht heranreifen können. Als Folge schrumpft die schützende Isolierschicht um die Nervenfasern und es entstehen diese kognitiven Probleme. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Chemotherapie mit einer anhaltenden tri-glialen Dysregulation verbunden ist und eine Behandlung der entzündlichen Mikroglia notwendig wäre, um chemotherapeutisch bedingte kognitive Beeinträchtigungen wieder aufzuheben.

    Bewegung gegen den Chemobrain

    Eine gezielte Behandlung gegen die Chemobrain-Effekte sind noch sehr selten, wobei Ärzte zu körperlichem Training und Gehirntraining raten. Auch soll mit dem Anfertigen von Notizzetteln als Gedächtnisstützen und festen Tagesroutinen Stress vermieden sowie ausreichende Ruhezeiten gefördert werden. In einer Studie des Kepler Universitätsklinikums geht man der Frage nach, ob den Folgen eines Chemobrains mit körperlichem Training gegengesteuert werden kann. Aus früheren Studien gibt es Hinweise, dass sich hochintensives Intervalltraining noch besser als Grundlagen-Ausdauertraining auf den Erhalt der geistigen Leistungsfähigkeit auswirkt. Begleitet wird der auf ein Jahr konzipierte Trainingsprozess in den Kliniken für Neurologie, Neuropsychologie und Neuroradiologie mithilfe von bildgebenden Verfahren zur Gehirnuntersuchung. Man hofft, gemeinsam mit den Patientinnen dieser Studie Ergebnisse zu erarbeiten, die dann in neue, moderne Behandlungskonzepte direkt am Universitätsklinikum überführt werden können.

    Literatur

    Gibson, Erin M. et al. (2018). Methotrexate Chemotherapy Induces Persistent Tri-glial Dysregulation that Underlies Chemotherapy-Related Cognitive Impairment. Cell, doi:10.1016/j.cell.2018.10.049.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Chemobrain (12-09-30)
    https://www.nachrichten.at/meine-welt/gesundheit/wenn-die-chemo-das-gehirn-umnebelt;art114,3226205 (20-02-15)


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