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Anorgasmie

    Als Anorgasmie oder Orgasmushemmung wird eine Orgasmusstörung bei Frauen und Männern bezeichnet, die durch ein häufiges oder andauerndes Fehlen eines sexuellen Höhepunktes bei ungestörter Erregungsphase ausgezeichnet ist.

    Anorgasmie tritt bei Frauen häufiger auf als bei Männern, wobei nur etwa ein Drittel der sexuell aktiven Frauen von regelmäßigen Orgasmen berichtet und sogar 5 bis 10 % geben an, noch niemals einen Orgasmus erlebt zu haben. Bei Männern muss eine Anorgasmie von einer Ejakulationsstörung im engeren bzw. einer erektilen Dysfunktion im weiteren Sinne abgegrenzt werden.

    Anorgasmie kann auch durch die Einnahme von Medikamenten oder Drogen ausgelöst werden.
    Teilweise vermutet man psychischen Faktoren wie Sexualangst als Ursachen für Anorgasmie.


    Pavlicev et al. (2019) glauben nun nach Experimenten mit Kaninchen, dass der weibliche Orgasmus einen Mechanismus verwendet, der ursprünglich dazu gedacht war, den Eisprung während der Paarung zu induzieren, ein Mechanismus, der bei einigen Tieren (Hasen, Katzen, Frettchen oder Kamelen) noch existiert, aber bei den meisten anderen (vor allem Primaten) seine Rolle verloren hat. Das ovulatorische homologe Modell des weiblichen Orgasmus geht demnach davon aus, dass die neuroendokrinen Prozesse, die dem weiblichen Orgasmus zugrunde liegen, homolog zu jenen sind, die den kopulationsbedingten Eisprung bei einigen Säugetieren auslösen. Man verabreichte den Tieren über zwei Wochen den Serotonin-Aufnahmehemmer Fluoxetin, ein Antidepressivum, das beim Menschen die Orgasmusfähigkeit stark vermindert und vergleichbare Reaktionen bei weiblichen Kaninchen unterbinden kann. Am Tag nach der Kopulation zeigten die Tiere tatsächlich um rund dreißig Prozent weniger Eisprünge als die Kontrollgruppe. Dieses Modell zeigt also, dass Wirkstoffe wie Fluoxetin den Eisprung bei Tieren mit kopulationsbedingter Ovulation beeinflussen. In diesem Experiment konnte demnach nachgewiesen werden, dass die Wirkung von Fluoxetin auf die kopulationsbedingten Ovulationsraten ein ovulatorische homologes Modell des weiblichen Orgasmus unterstützen, was darauf hindeutet, dass der weibliche Orgasmus tiefe evolutionäre Wurzeln unter den frühen Säugetieren hat.

    Literatur

    Pavlicev, Mihaela, Zupan, Andreja Moset, Barry, Amanda, Walters, Savannah, Milano, Kristin M., Kliman, Harvey J. & Wagner, Günter P. (2019). An experimental test of the ovulatory homolog model of female orgasm. Proceedings of the National Academy of Sciences, doi:10.1073/pnas.1910295116.


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