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Gesundheits-Paradoxon

    Als Gesundheits-Paradoxon beschreibt man das psychologische Phänomen, dass Menschen umso mehr über körperliche Beeinträchtigungen berichten, je gesünder sie insgesamt als Gesellschaften sind. Kurz: Je gesünder eine Gesellschaft wird, desto kränker fühlen sich die Menschen. Menschen werden in eine Spirale von Sorgen getrieben, weil sich ihre Erwartungen an die eigene Gesundheit in unrealistischem Maße verschoben haben. Teilweise liegt es auch daran, dass Menschen für alle Phänomene eine wissenschaftliche Erklärung haben wollen. So hat z. B. der Erfolg der modernen Medizin die Illusion verbreitet, dass Menschen einen Anspruch auf ein Leben frei von allen Krankheitssymptomen haben, sodass jeder harmlose Schwindelanfall als dramatische Abweichung von einem idealen Gesundheitszustand wahrgenommen wird. Harmlose Beschwerden werden dabei zum Symptom einer gefährlichen Allergie oder einer schweren Erkrankung hochstilisiert, vor allem dann, wenn wirklich bedrohliche Krankheiten nicht mehr alltäglich sind. Wenn echte Gefahren verschwunden sind und es möglich ist, dem Hintergrundrauschen des Körpers zu lauschen, werden umso mehr mögliche Irritationen wahrgenommen.

    Das gilt aber nicht nur für körperliche Symptome, sondern auch für gesellschaftliche Probleme im Allgemeinen. So legt der Erregungsgrad der Feminismus-Debatte vordergründig den Schluss nahe, dass es in den westlichen Gesellschaften noch nie so schlecht um Frauenrechte und Gleichberechtigung gestanden hat wie gegenwärtig, obwohl sich in Sachen Gleichberechtigung so viel Positives entwickelt hat, dass zunehmend auch kleine Vergehen als sexistisch oder frauenfeindlich interpretiert und geächtet werden.

    Den Begriff geprägt hat der amerikanische Psychiater Arthur Barsky.

    Literatur

    http://www.sueddeutsche.de/wissen/ psychologie-das-problem-der-geloesten-probleme-1.4034658-2 (18-06-30)


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