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ökologische Psychologie

    Bronfenbrenner (1968) entwickelte seine Theorie der Ökologie der menschlichen Entwicklung in den späten 60er Jahren, wobei es ihm gelang, innerhalb des Arbeitsgebiets der Entwicklungspsychologie unterschiedliche Theorieansätze wie die Lewins, Mead,, Piagets und Freuds zu integrieren. Der ökologische Ansatz geht davon aus, dass die Umwelt für Verhalten und Entwicklung von Menschen bedeutsam ist, aber nicht als objektive Realität, sondern wie sie subjektiv wahrgenommen wird. Dabei wird der Umweltbegriff in einem gegenüber der Psychologie im allgemeinen und der Entwicklungspsychologie im besonderen stark erweiterten Bedeutungsumfang benutzt, wobei die Umwelt als komplexe Struktur ineinander verschachtelter Systeme beschrieben wird: die unmittelbare Umgebung (Haus, Schule, Straße) mit den Komponenten der physikalischen Anordnung, den beteiligten Personen, Rollen und Beziehungen und den ausgeübten Tätigkeiten, die daran anschließende Umgebung aus informellen sozialen Netzwerken (Bekanntenkreis, peer groups) und formalen Institutionen (Schule, staatlicher Verwaltung, Massenmedien), und schließlich aus einem umschließenden ideologischen System, das die sozialen Netzwerke, Institutionen, Rollen, Tätigkeiten und ihre Verbindungen mit Bedeutungen und Motiven ausstattet. Diese später als Mikro- und Makrosystem bezeichneten Strukturen sind hier bereits erkennbar, jedoch wird noch nicht explizit nach Meso- und Exosystemen unterschieden, aber auch der Begriff des Chronosystems wurde erst später integriert.

    Ein weiterer Mitbegründer der ökologischen Psychologie war J. J. Gibson (1950), der sich gemeinsam mit seiner Frau E. Gibson darauf konzentrierte, die Wahrnehmung in der natürlichen Umwelt zu untersuchen, wobei das Hauptaugenmerk darauf lag, eine Verbindung zwischen dem, was ein Mensch wahrnimmt und seiner eigenen Erfahrung aufzuzeigen. Gibsons ökologische Theorie geht davon aus, das Wahrnehmung kein konstruktiver Prozess ist, sondern dass Wahrnehmung direkt ohne das Hinzufügen kognitiver Prozesse funktioniert.

    Die ökologische Psychologie als Grundlagen- und Anwendungsgebiet stellt aber auch den Menschen als aktiven Gestalter und als passiv Betroffenen seiner Umwelt in den Mittelpunkt,  und untersucht die positiven wie die negativen Seiten dieser Mensch-Umwelt-Beziehungen, um zu einer Verbesserung dieser Beziehungen beizutragen, etwa durch menschengerechte Gestaltung der Umwelt oder umweltgerechterem Verhalten. Heute beschäftigt sich die ökologischen Psychologie daher mit Fragen wie: Welche Rolle spielt die materielle und räumliche Umwelt als Rahmenbedingung und Objekt menschlichen Verhaltens, etwa im Zusammenhang mit der Arbeitsplatzgestaltung, von Lernumgebungen oder von Gebäudeeinrichtungen? Wie drücken sich soziale Beziehungen in räumlichen Parametern aus, etwa in Form von sozialer Distanz oder Mobilität? Wie werden natürliche und künstliche Umwelten wahrgenommen, repräsentiert und genutzt? Welche Phänomene in der unmittelbaren und mittelbaren Umwelt werden belastend erlebt und erzeugen etwa Stress?

    Studien belegen etwa, dass Menschen langsamer ermüden und sich länger konzentrieren können, wenn durch eine dynamische Beleuchtung die Farbe des Lichts, etwa in einem Büroraum oder in einer Schulklasse, verändert wird. Das liegt daran, dass das Gehirn die Lichtrezeptoren dafür nutzt, um die innere Uhr zu regulieren und dadurch die Produktion von Hormonen zu regeln, die den Schlaf-Wach-Rhythmus steuern. Vor der Einführung des künstlichen Lichts waren die Menschen draußen dem Tageslicht ausgesetzt und am Abend waren Kerzen oder Flammen die einzigen Lichtquellen. Heute ist das menschliche Zuhause abends hell erleuchtet, man nutzt iPads und Mobiltelefone, die blaues Licht erzeugen und dem Körper damit suggerieren, dass es noch Tag ist, was sich negativ auf die Melatoninproduktion sowie die Länge und Qualität des Schlafes auswirkt. Blaues Licht kann reduziert werden, indem man integrierte Lichtsysteme einsetzt, die die Farbe und die Qualität der Strahlung über den Tag verteilt anpassen. Bei der dynamischen Beleuchtung geht es vorwiegend darum, dass das Licht nicht auf eine Stärke und Farbe festgelegt ist, sondern dass im Laufe des Tages das blaue Licht schrittweise durch wärmeres Licht ersetzt wird, wodurch die natürlichen Lichtzyklen nachgeahmt werden, die der Körper braucht, um konzentriert zu bleiben. Das Wissen darüber, wie das menschliche Gehirn auf Licht und Farben reagiert, sollte bei der Gestaltung und der Funktionalität von Büro- und Unterrichtsräumen genutzt werden.

    Literatur

    Bronfenbrenner, U. (1968). Early deprivation: a cross-species analysis. In G. Newton & S. Levine (Eds.), Early experience and behavior. Springfield, Ill.: Charles C. Thoma.
    Gibson, J.J. (1950). The Perception of the Visual World. Boston: Houghton Mifflin.
    https://www.detail.de/artikel/der-einfluss-der-farben-eines-gebaeudes/ (20-12-17)


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