Eine selbstzerstörende Prophezeiung (self-defeating prophecy, self-destroying prophecy) bildet das Gegenteil einer selbsterfüllenden Prophezeiung, bei der sich der Vorhersagende bewusst oder auch unbewusst genau so verhält, dass die Vorhersage, Erwartung bzw. Prophezeiung gar nicht in Erfüllung gehen kann. Es handelt sich hierbei um eine Vorhersage, deren Erfüllung dadurch verhindert wird oder werden soll, dass die betreffende Aussage überhaupt getroffen wird. Dies ist in der Regel immer dann der Fall, wenn ein Mensch oder auch eine Gruppe sich nicht mit der Prophezeiung bzw. Vorhersage zufrieden gibt, sondern aktiv etwas gegen das Eintreten der prophezeiten Folge tut, so dass ein Eintritt Prophezeiung nach Möglichkeit schon im Ansatz erstickt wird. Im Grunde besitzen selbsterfüllende und selbstzerstörende Nachrichten eine gemeinsame Struktur. Merton (1948) bezeichnete übrigens die selbstzerstörende Prophezeiung als suicidal prophecy, also als eine Prophezeiung, die sich selbst tötet.
Ein typisches Beispiel ist bekanntlich Freitag, der 13., der für viele Menschen als der Unglückstag schlechthin gilt. Man führt das auf Judas als 13. Gast beim Abendmahl zurück. Ein Aberglaube hat ähnliche Muster wie Religionen, denn die Menschen glauben fest daran, dass, wenn sie etwas ganz Bestimmtes tun, auch etwas ganz Bestimmtes passiert.
Einige Menschen sind allerdings vor lauter Furcht, dass an einem solchen Tag etwas passieren könnte, so ungeschickt, dass sie genau deshalb Unfälle ereilen, sodass sich letztlich die Prophezeiung erfüllt. Die Mehrzahl der Menschen agiert allerdings nach Untersuchungen dann in einer Art Präventionsfokus, also im Sinne einer selbstzerstörenden Prophezeiung, und verhalten sich wesentlich vorsichtiger und gehen an einem solchen Tag kein Risiko ein.
Kurioses: In Frankreich war die 13 einmal so gefürchtet, dass sie den Beruf des Quatorzième hervorbrachte, der als 14. Gast am Tisch Platz nahm, wenn eine Gesellschaft aus 13 Menschen zusammenkam.
Literatur
Merton, R. K. (1948). The self-fulfilling prophecy. The Antioch Review, 8, 193–210.