Jedes Ding hat drei Seiten. Eine positive, eine negative und eine komische.
Karl Valentin
Der Dualismus sieht in der Welt zwei verschiedene Prinzipien, nämlich Materie und Geist, während der Monismus nur eines der beiden Prinzipien anerkennt: entweder ist der Geist ein Produkt der Materie oder die Materie eine Einbildung des Geistes. Der Dualismus hingegen besagt, dass Körper und Geist zwei Daseinsformen sind, die miteinander unvereinbar sind und getrennt voneinander existieren. Jedoch kann der Dualismus nicht erklären, wie der von der Materie getrennt existierende Geist auf die Materie einwirken könnte. Diese philosophische Sichtweise kann letztlich das Zusammenspiel zwischen Gehirnaktivitäten und bewusster Wahrnehmung nicht schlüssig erklären. Der Dualismus verfolgt also den Gedanken, dass es in der Welt zwei Bereiche vollständig voneinander getrennt gibt, die auch nicht miteinander zu einer Einheit kombiniert werden können. Bei den meisten dualistischen Auffassungen wird allerdings nicht ausgeschlossen, dass dennoch eine Wechselwirkung stattfindet, sodass Vorgänge im Körper auch Auswirkungen auf den Geist haben können und umgekehrt.
Nach Schätzungen von Experten sind dualistischen Vorstellungen, also dass die Gedankenwelt und die Körperwelt beim Menschen getrennt sind, in der Bevölkerung sehr weit verbreitet. Nach Umfragen sind über neunzig Prozent der Menschen Dualisten. Menschen neigen wohl deshalsb zum Dualismus, weil sie glauben, dass der Geist und der Körper trennbar sind, und dass man mit dem Gehirn den Geist nicht vollständig erklären kann. Das Bild der modernen Forschung ist dagegen ein anderes, nämlich dass egal wie komplex und egal wie subtil Gedanken sind, dass alle zumindest prinzipiell ausgelesen werden könnten, weil sie im Trägermedium des Gehirns codiert sind. Das heißt zwar noch nicht, dass man alle Gedanken praktisch auslesen kann, doch besteht immerhin die potentielle Möglichkeit dazu.
Da sich das Gehirn und mit ihm das Gedächtnis erst in der Auseinandersetzung mit seiner physischen und sozialen Umwelt ausbildet und strukturiert, ist die Gehirn- und Gedächtnisentwicklung prinzipiell ein biosozialer Prozess, wobei organische und psychosoziale Reifung in der menschlichen Entwicklung lediglich unterschiedliche Aspekte ein und desselben Vorgangs sind. Prinzipiell ist das Gedächtnis zunächst ein Mechanismus, der die Erfahrung mit einer Umwelt in die Struktur des Nervensystems des entsprechenden Organismus umsetzt, hat also prinzipiell einen Bezug auf die Entwicklung eines Lebewesens in einer spezifischen Umwelt, wobei diese Entwicklung erfahrungs- oder nutzungsabhängig verläuft. Gedächtnis ist somit nichts anderes, als die Umsetzung von Umwelterfahrungen in die sich organisierende neuronale Struktur des sich entwickelnden Lebewesens selbst, und dieses Prinzip gilt auch für alle Lebewesen, auch für den Menschen. Das menschliche Gehirn ist zum Zeitpunkt der Geburt zwar in vielerlei Hinsicht schon außerordentlich weit entwickelt, denn Säuglinge können hören, sehen, riechen, fühlen, schmecken und kommunizieren, aber es ist verglichen zum erwachsenen Reifezustand und auchzu Primatengehirnen, ausgesprochen unreif. Vor allem ist es das autobiographische Gedächtnis, das den Menschen zum Menschen macht, denn es ermöglicht ihm, »Ich« sagen zu können und damit eine einzigartige Person zu meinen, die eine besondere Lebensgeschichte, eine bewusste Gegenwart und eine erwartbare Zukunft hat. Die Entwicklung des autobiographischen Gedächtnissystems ist erst mit dem Erwachsenenalter vollständig abgeschlossen, wobei seine Entstehung auf einem komplexen Zusammenspiel hirnorganischer Reifungsvorgänge, sozialer Entwicklungsanreize und psychischer Entwicklungsschritte basiert. Vor diesem Hintergrund ist der unfruchtbare Dualismus von Gehirn und Geist, Natur und Kultur in der Forschung mehr oder minder obsolet (vgl. Markowitsch & Welzer, 2006).
Historisches: Der Dualismus Körper und Geist setzt schon im antiken Griechenland ein, spätestens bei Platons These der menschlichen Seele als Abbild der kosmischen Seele, die unabhängig vom Körper ist, und bildet ein Leitmotiv der abendländischen Geschichte bis Descartes und der Naturphilosophie der Romantik. Dieser Dualismus findet sich auch bei Thomas von Aquin und seiner Zwei-Seelen-Lehre, in der er eine angeborene Seele, die sich der Mensch mit Tieren und Pflanzen teilt, und eine göttliche, die ihm mit der Taufe eingehaucht wird, unterscheidet. In diesem religiösen und spirituellen Diskurs überlebte der Seelenbegriff lange und blieb aber auch im Alltagsverständnis und in den Wissenschaften gegenwärtig. Als sich die professionelle Psychologie im 19. Jahrhundert herausbildete, hantierte sie teilweise durchaus noch mit dem Seelenbegriff, obwohl die Definitionen bzw. Grenzen zu Geist, Bewusstsein, oder Innenleben immer mehr verschwammen.
1. Definition: Doppelgestalt bzw. Doppelgestaltung als Synonym für Zweiheit macht im Zusammenhang mit der Ausgestaltung der Bildungsmöglichkeiten in Österreich durchaus Sinn, da vor allem in Österreich dem dualen System in der Lehrlingsausbildung große Bedeutung zukommt. Zwei Institutionen verfolgen ein Ziel und ergänzen einander sozusagen.
Wie schon erwähnt ist eine der wichtigsten Formen der Ausbildung in Österreich ist die duale Lehrlingsausbildung. Das „duale System“ wurde auf Empfehlung des Deutschen Ausschusses: „Gutachten über das berufliche Ausbildungswesen“ als „System der gleichzeitigen Ausbildung in Betrieb und Berufsschule“ beschrieben und auf die Gleichberechtigung von Schule und Betrieb hingewiesen (vgl. Dini, M. nach Schermaier J., 1981, S 131).
2. Definition: Eine fächer- und lernortübergreifende Gestaltung der Ausbildung und damit ein Dualismus der Ausbildung findet auch innerhalb der Schule statt. Äußerungen wie „Das haben die in der Schule gesagt, das gibt bei uns nicht. Die Praxis sieht ganz anders aus.“, sprechen für Lernmethoden, wie etwa Übungsfirmen und Planspiele und somit eine Zusammenführung von Theorie und Praxis (vgl. Kremer H, 1999, S 9-12).
3. Definition: Im Wort Dualismus steckt laut Definition nach Duden auch Polarität bzw. Gegensätzlichkeit. Diese entsteht im Zusammenhang mit Unterricht und Pädagogik, wenn unterschiedliche Lebensbereiche in Einklang gebracht werden sollen. Opaschowski H. W. weist auf eine Polarisierung von Unterrichtszeit und Freizeit hin. Der Autor beruft sich bei seiner Behauptung, dass es für Schüler zweckhaft und sogar unerlässlich sei neben den täglichen Arbeiten in der Schule Erholungspausen einzulegen, auf Heinrich Alsteds Hauptwerk „Didacta magna“ (1657).
4. Definition:
Perler beruft sich auf den Philosophen René Descartes, wenn er dem Dualismus die Annahme zu Grunde legt, dass Geist und Körper verschiedene Substanzen seien (Perler, 1998, S. 169). Auch Lewisch meint, dass der Mensch die Einheit von Natur und Geist und somit ein Doppelwesen sei (Lewisch, 1865, S. 23).
Literatur
Dini, M. (1992). Duale Ausbildung: Berufswahl und Berufszufriedenheit. Diplomarbeit. Linz: Institut für Pädagogik und Psychologie.
Kremer, H. (1999). Implementation fächer- und lernortübergreifender Ausbildungskonzepte im Alltag dualer Ausbildung. Konzepte und Erfahrung (S. 9–12). H. Kremer, A. Ostendorf, P.F.E. Sloane (Hrsg.), Markt Schwaben: Eusl-Verlagsgesellschaft mbh.
Lewisch, Joseph Calasanz (1865). Psychologie. Regensburg: G.J. Manz .
Markowitsch, Hans J. & Welzer, Harald (2006). Das autobiographische Gedächtnis. Hirnorganische Grundlagen und biosoziale Entwicklung. Klett-Cotta.
Opaschowski, H.W. (1996). Pädagogik der freien Lebenszeit. Opladen: Leske und Budrich.
Perler, D. (1998). Rene Descartes. (S. 169) München: Verlag C.H. Beck oHG.
https://hpd.de/artikel/laut-umfragen-sind-ueber-90-prozent-menschen-dualisten-19466 (21-07-17)