Die Tend-and-befriend-Reaktion – sich Kümmern und Anschließen – ist ein Verhaltensmerkmal von Tieren und Menschen in Stress- und Bedrohungssituationen, bei dem diese versuchen sich zu schützen, indem sie sich einer Gruppe anschließen bzw. sich mit den Umständen arrangieren und anfreunden. Während Männer in vergleichbaren Situationen – zumindest teilweise evolutionär und genetisch bedingt – eher auf das Prinzip des Fight-or-flight ausgerichtet sind, sind Frauen eher auf Tend-and-befriend eingestellt, wobei gesellschaftliche Wertvorstellungen und Rollenbilder diese Verhaltensmuster zusätzlich verstärken.
Zurückzuführen ist dies nach Taylor et al. (2000) darauf, dass Fliehen oder kämpfen für Schwangere und Mütter von Kleinkindern evolutionär wenig sinnvoll war, sondern als Reaktionsmöglichkeit auf chronischen Stress eher die Tend-and-befriend-Reaktion eine passende Lösungsmöglichkeit darstellte.
Allerdings zeigen auch manche Männer soziales Annäherungsverhalten als unmittelbare Konsequenz auf Stress, wobei vor allem positiver sozialer Kontakt mit vertrauten Menschen deren Stressreaktion reduziert und dieser Kontakt daher aufgesucht wird.
Literatur
Dawans, B., Fischbacher, U., Kirschbaum, C., Fehr, E. & Heinrichs, M. (2012). The social dimension of stress reactivity: acute stress increases prosocial behavior in humans. Psychological Science, 23, 651-660.
Stangl, W. (1997). Emotion – Psychophysiologische Merkmale. [werner stangl]s arbeitsblätter.
WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/EMOTION/EmotionPsychophysik.shtml (97-03-21)
Stangl, W. (1999). Geschlecht und Gehirn. [werner stangl]s arbeitsblätter.
WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GESCHLECHT-UNTERSCHIEDE/Geschlecht-Gehirn.shtml (99-01-27)
Taylor, S. E., Klein, L. C., Lewis, B. P., Gruenewald, T. L., Gurung, R. A. R. & Updegraff, J. A. (2000). Biobehavioral responses to stress in females: Tend-and-befriend, not fight-or-flight. Psychological Review, 107, 411–429.