Als soziales System wird ganz allgemein die Gesamtheit aller Gruppierungen von Menschen bezeichnet, die einen Einfluss auf das Verhalten anderer Menschen ausüben, wobei der Einzelne als definiertes Element eines sozialen Systems handelt. Der Begriff soziales System ist in der Psychologie ist bestimmt durch aufeinander bezogene soziale Rollen, die das zwischenmenschliche Handeln innerhalb eines bestimmten Rahmens sozialer Verhaltens- und Orientierungsmuster analytisch umfassen. Konstitutives Merkmal eines sozialen Systems ist dabei die wechselseitige Abhängigkeit seiner Elemente, die Ordnung, die Geschlossenheit, eine gewisse Regelmäßigkeit in den Beziehungen der Teile untereinander sowie eine mehr oder minder deutliche Abgrenzung zur Umwelt, aus der sich wiederum geregelte Umweltbeziehungen und die Identität eines solchen sozialen Systems ergeben. Das umfassendste soziale System ist dabei die Gesellschaft, deren innere Strukturierung sich als Rollengefüge der durch Normen und Erwartungen bestimmten handelnden Subjekte darstellen lässt.
Soziale Systeme lassen sich letztlich über die Selbstreferenz zeitlicher Komponenten definieren, denn die für soziale Systeme konstitutiven Komponenten sind zeitlich begrenzt existierende, kommunikative Akte bzw. Kommunikationen, definiert über die Einheit der Selektion von Mitteilung, Information und Verstehen. In sozialen Systemen kann das selbstreferentielle Agieren kommunikativer Komponenten zu bestimmten Formen von Eigenverhalten führen, d. h., Beziehungsmuster stabilisieren sich, soziale Strukturen entstehen. Dabei sind die Beziehungsmuster bei Paaren, in Familien oder in den sozialen Strukturen von Gruppen oder Organisationen keine starren Festlegungen, sondern ein Prozess, denn sie bedürfen zu ihrem Fortbestand der ständigen Reproduktion. Für diese Reproduktionsprozesse ebenso wie für Transformationsprozesse sozialer Ordnungsstrukturen sind aus psychologischer Sicht sprachliche Analysen möglich, die auf der Ebene der Metakommunikation herstellbar sind. Dabei sind psychische und soziale Systeme eng aufeinander bezogen, denn sie brauchen einander gegenseitig, um sich zu konstituieren.
Soziale Systeme gehören auch zu den von Poincaré entdeckten dynamischen Systemen, die so enorm komplex sein können, dass es unmöglich ist, eine statistische oder mathematisch exakte Lösung für ihr Verhalten zu finden, und zwar nicht, weil man nur bisher dafür keine Lösung gefunden hat, sondern weil eine Lösung tatsächlich nicht vorhanden ist. Die Komplexität der Wechselwirkungen ihn solchen Systemen und das damit notwendigerweise verbundene Chaos – in neutralem Sinne verstanden – macht eine exakte Vorhersage ihrer Entwicklung daher letztlich immer unsicher wenn nicht unmöglich.
Literatur
http://bemerkt.stangl-taller.at/soziale-systeme-chaos/ (14-11-12)
http://universal_lexikon.deacademic.com/303208/soziales_System (17-01-08)