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Spieltherapie

    Die Spieltherapie ist ein kinderpsychoanalytischer Ansatz, der von der Psychoanalytikerin Hermine Hug-Hellmuth entwickelt und später von Anna Freud und Melanie Klein übernommen und weiterentwickelt wurde. Die Spieltherapie wird oft auch als Psychotherapie für Kinder bezeichnet, denn das Spiel ist die Sprache der Kinder, denn sie drücken im Spiel aus, was sie nicht in Worte fassen können wie Wünsche, Ängste, Konflikte, Bedürfnisse und Erfahrungen. Dabei werden unterschiedliche kreative Methoden, Techniken und Materialien verwendet. Durch eine Spieltherapie lassen sich emotionale Störungen, Traumata, akute Belastungs- und Anpassunsreaktionen und neurotische Störungen behandeln. Das Schwergewicht ihrer Wirksamkeit liegt jedoch in der Kompensation von geistig-seelischen und körperlichen Entwicklungsrückständen. Bei intellektuell reatardierten Kindern werden dadurh die Intelligenzwerte verbessert, bei anderen Reatardierungsarten die Kontaktfähigkeit, die Lesefähigkeit, die Fähigkeit zur sprachlichen Artikulation und die emotional-geistige Flexibilität. Bei der Behandlung von traumatisierten Kindern liegt der Behandlungsschwerpunkt auf einem korrigierenden Ansatz der gemachten belastenden Erfahrungen.

    Die nicht-direktive Spieltherapie wurde von Virginia Axline, einer anerkannte Pädagogin und Kinderpsychologin entwickelt. Sie schrieb auf Grund ihrer Forschungsarbeiten 1947 das Buch „Play Therapy“ – deutscher Titel „Kinder-Spieltherapie im nichtdirekten Verfahren“. Die nicht-direktive Spieltherapie ist eine an die klientenzentrierte Psychotherapie und das Persönlichkeitsmodell von Carl Rogers angelehnte Methode,  und dient dem Aufbau und der Stärkung des Selbstwertgefühls, des Selbstbewusstseins und des Vertrauens beim Kind. Die Spieltherapie dient dabei zur Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung für Kinder im Alter von etwa 2-12 Jahren, die …

    • Probleme im personalen Bereich haben
    • Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle zu artikulieren
    • fassadenhaftes, stereotypes Rollenverhalten aufweisen
    • eine traurige Grundstimmung haben
    • schnell in Weinen ausbrechen
    • geringe Frustrationstoleranz haben
    • autoaggressives Verhalten demonstrieren
    • Körperkontakt abwehren
    • motorische Unruhe bis hyperaktives Verhalten zeigen
    • mangelndes Selbstwertgefühl haben
    • geringes Selbstbewusstsein haben
    • an Aufmerksamkeitsstörungen leiden
    • soziale Verhaltensstörungen zeigen
    • unter Aggressionen oder Spannungen leiden
    • an Traumatisierungen leiden
    • Bindungsschwierigkeiten haben
    • mit emotionalen Problemen von Scheidungen konfrontiert sind
    • an psychosomatischen und psychischen Störungen leiden
    • Entwicklungsverzögerungen aufweisen

    Die direktive Spieltherapie „Theraplay“ hingegen ist eine psychotherapeutische Behandlungsmethode vor allem für verhaltensauffällige und verhaltensgestörte Kinder, mit der sich schnell sichtbare und wirkungsvolle Resultate erzielen lassen.
    Ann Jernberg (1928-1994), die Begründerin von Theraplay, war als Psychologin in Chicago in der Head Start Bewegung für die psychologische Betreuung von sozial benachteiligten Kindern verantwortlich. Sie fand, daß die nondirektive Spieltherapie von Virginia Axline solchen Kindern nicht ausreichend helfen konnte, außerdem zu zeitaufwendig, also zu teuer war. Sie suchte nach anderen Möglichkeiten, um Kindern mit Verhaltensstörungen zu helfen. Sie fand diese in der ungewöhnlichen therapeutischen Vorgehensweise der Therapeuten Austin DesLauriers und Viola Brody und kombinierte sie mit den Verhaltensweisen aus gesunden Eltern-Kleinkind-Interaktionen. Sowohl in den USA als auch im deutschsprachigen Raum entstanden und entstehen wissenschaftliche Untersuchungen zum Nachweis der Wirksamkeit dieser Methode.
    Theraplay ist nicht nur ein erfolgreicher Behandlungsansatz für Kinder mit Verhaltensschwierigkeiten, sondern auch zur Unterstützung für einen korrigierenden Beziehungsaufbau zwischen erwachsenen Bezugspersonen und Kindern und Jugendlichen, die in ihrer Entwicklung irritiert, gestört und verängstigt wurden, im Bereich der Fremdunterbringung und der Arbeit mit Herkunftseltern geeignet.
    Spielerische Übungen dienen dazu in Kontakt mit dem Kind zu kommen und es wird ermutigt, Spaß mit anderen Personen zu haben. Theraplay wird individuell auf jedes einzelne Kind ausgerichtet, dauert in der Regel 30 Minuten und findet wöchentlich statt. Im Durchschnitt sind 14 Sitzungen notwendig, um das Interaktionsverhalten positiv zu verändern.
    Meist werden die Theraplay-Sitzungen zur Kontrolle auf Video protokolliert. Theraplay ist für Kinder ab 6 Monaten bis zum jugendlichen Alter geeignet, die aufgrund ihrer Störungen in Beziehungen nur schwer zugänglich sind.
    Dieses ist zu beobachten bei Kindern mit
    • Autismus
    • Wahrnehmungsstörungen
    • Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen
    • Bindungsstörungen (Adoptiv- und Pflegekinder)
    • Mit geistigen und körperlichen Behinderungen
    • Sprachentwickungsstörungen
    • Schulleistungsschwächen

    Literatur & Quellen

    Axeline Virginia, (1997). Kinder-Spieltherapie im nichtdirektivem Verfahren. München/Basel: Ernst Reinhardt.

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