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Kognitivismus

    Der Kognitivismus ist ein Teilgebiet bzw. eine Perspektive der Psychologie, die sich mit der Informationsverarbeitung und den höheren kognitiven Funktionen des Menschen beschäftigt, wobei sie im Gegensatz zum Behaviorismus menschliches Verhalten nicht durch Umweltbedingungen, sondern durch kognitive Prozesse erklärt. Der Kognitivismus beschreibt in seiner einfachsten Form innerpsychische Vorgänge als Kette von internalen Reizen und Reaktionen, ohne zu fordern, dass alle diese Vorgänge direkt beobachtbar sein müssen. Schon während der Blütezeit des Behaviorismus gab es unter seinen Anhängern Vertreter einer kognitiv orientierten Schule, wobei diese kognitiv-neobehavioristische Schule mit Edward C. Tolman verbunden ist. Eine der Annahmen des Kognitivismus ist die Maschinen-Metapher, die den Menschen als biologische Maschine betrachtet, die Informationen aufnimmt, verarbeitet, abspeichert und anwendet.

    Des Kognitivismus entwickelte sich ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts aus dem Behaviorismus, wobei eine Kognition einen Prozess darstellt, in dem Informationen aufgenommen, organisiert und verarbeitet werden. „Unter Kognitionen versteht man jene Vorgänge, durch die ein Organismus Kenntnis von seiner Umwelt erlangt. Im menschlichen Bereich sind dies besonders: Wahrnehmung, Vorstellung, Denken, Urteilen, Sprache. Durch Kognition wird Wissen erworben“ (Edelmann 1995, S. 8). Das Ziel jeder Kognition ist letztlich das Lernen bzw. der Wissenserwerb. Denk- und Lernprozesse werden im Kognitivismus als jene Prozesse gesehen, in denen der Lernende aktiv und selbstständig äußere Reize verarbeitet. Nach einem Input, folgen die kognitiven Prozesse des menschlichen Gehirns und als Resultat kommt es zu einem Output. Der Lernprozess ist die Wechselwirkung, die zwischen den bereits vorhandenen Wissensstrukturen und den angebotenen neuen Informationen entsteht. Das Gehirn wird jedoch anders als im Behaviorismus nicht mehr als Black-box gesehen, sondern als informationsverarbeitendes System. Lernen wird wie Denken als aktiver Prozess der Informationsverarbeitung betrachtet.
    Nach dem Prinzip des entdeckenden Lernens sucht der Lernende selbstständig die für eine Problemlösung geeigneten Informationen in seiner Erfahrung und seiner Umwelt, um diese dann auf sein Problem anzuwenden. Unterstützung für das Lernen kann der Lehrende durch die Gestaltung einer reichhaltige Lernumgebung geben. Typisch für den Kognitivismus ist etwa das TOTE-Prinzip – hier am Beispiel des Einschlagen eines Nagels:

    Das TOTE-Konzept von Miller Galanter Pribram

    Damit ein Lernvorgang im kognitivistischen Sinne erfolgreich stattfinden kann, müssen in jedem Fall die Regeln der Informationsverarbeitung beachtet und Lerninhalte entsprechend aufbereitet werden:

    • Aufmerksamkeit wecken: Sowohl die grundsätzliche als auch die gerichtete Aufmerksamkeit des Lernenden muss gewährleistet sein. Lernfördernde Reize sollten daher ungewöhnlich, unbekannt und abwechslungsreich sein, z.B. das Verpacken des Lerninhalts in einer Geschichte, Nutzung von Hervorhebungen, Formulierung von Lernzielen.
    • Vorwissen aktivieren: Neue I.nformationen werden wesentlich besser verstanden und gespeichert, wenn diese mit bestehendem Vorwissen verknüpft werden können. Zu Beginn eines Lernvorgangs sollte daher ein kurzer Überblick über den folgenden Lernstoff gegeben werden, an den die Lernenden dann anknüpfen können.
    • Wahrnehmungsprozess unterstützen: Lerninhalte sollten so aufbereitet werden, dass diese vom Lernenden leicht wahrgenommen werden können. Konkret heißt das, dass eine abgeschlossene Informationseinheit nicht mehr als einen Bildschirm oder eine Buchseite oder Folie umfassen sollte. Komplexe Informationen sollte in ihre Bestandteile zerlegt und als aufbauende Informationskette präsentiert werden. Informationen sollten auch einfach, verständlich und prägnant dargestellt werden.
    • Speicherung im Gedächtnis verbessern: Die Gedächtnisleistung der Lernenden kann etwa durch die Aktivierung von Vorwissen, Wiederholungen sowie Anwendung neuer Informationen verbessert werden.
    • Wissen überprüfen und verbessern: Kontrolle des gelernten Wissens und ein damit verbundenes Erreichen von Lernerfolgen bzw. konstruktives Feedback können das Lernverhalten positiv beeinflussen.

    Die kognitive Psychologie ist die wissenschaftliche Erforschung des menschlichen Geistes und wie sie Informationen (einschließlich der mentalen Prozesse des Denkens wie der visuellen Verarbeitung, Gedächtnis, Problemlösen und Sprache) verarbeitet. Die Kernbereiche sind Aufmerksamkeit, Denken und Gedächtnis, wobei diese in enger Verbindung mit Wille, Motivation, Emotion und Handlungssteuerung stehen. Die Kognitiven Psychologie untersucht also die Organisationsstrukturen der Psyche und wie sie intelligentes Denken hervorbringen können. Sie ist eine interdisziplinäre Forschungsrichtung aus mehreren Disziplinen wie Psychologie, Informatik, Linguistik, Philosophie, und Neurowissenschaft. Forschungsgegenstand sind die inneren Prozesse des Menschen, also die Art und Weise, wie Menschen Informationen aufnehmen, verarbeiten, verstehen und erinnern.

    Literatur
    Edelmann, W. (1995). Lernpsychologie. Weinheim: Psychologie-Verlags-Union.


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