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Neurotizismus

    Der Begriff Neurotizismus bezeichnet eine stabile, überdauernde Persönlichkeitseigenschaft, wobei neurotische Menschen  als ängstlich, launisch, empfindlich, depressiv, reizbar und labil gelten. H. J. Eysenck fasste den Neurotizismus als Persönlichkeitsdimension auf, wobei Menschen auf einen Kontinuum von stabil bis labil/ängstlich eingeordnet werden können. Eysenck glaubt, das die Ursache für diese Unterschiede in der Erregbarkeit des limbischen Systems liegt, dass bei neurotischen Menschen dieses Gehirnareal besonders empfindlich auf Eindrücke reagiert. Eysenck sieht im Neurotizismus neben der Polarität Extraversion – Introversion die zweite entscheidende Dimensionen der Persönlichkeit, die zum großen Teil genetisch bestimmt ist. Diese Persönlichkeitsdimension ist in viele Persönlichkeitsmodelle eingeflossen und wird in zahlreichen Persönlichkeitstest erfasst, z.B. in den Big Five, im FPI oder im NEOFFI. Neurotizismus ist somit ein Zeichen dafür, wie sehr ein Mensch dazu neigt, nervös, ängstlich, besorgt oder gestresst zu sein, wobei hohe Werte bedeuten können, dass das Gehirn eine Prädisposition für Neurosen aufweist, während ein niedriger Wert mit mehr emotionaler Stabilität zusammenhängt. Menschen mit neurotizistischen Anlagen aufweisen reagieren oft überzogen auf äußere Reize. Introvertierte Menschen mit dieser Anlage sind anfällig für Phobien oder Panikattacken, Extrovertierte neigen hingegen dazu, die Wirkung von Ereignissen zu unterschätzen. Im Alltag macht sich der Neurotizismus als emotionale Instabilität oder vor allem Hang zu schlechter Laune bemerkbar, insbesondere hängen damit Eigenschaften zusammen, die beim Zusammenleben mit anderen stören, denn schlechtgelaunte Menschen kritisieren und nörgeln gerne, erleben Ärger, Angst und Traurigkeit intensiver als ihre Umgebung, zeigen dabei aber selbstbezügliche Gefühle wie Scham oder Schuld, haben sich in belastenden Situationen weniger gut unter Kontrolle und weisen auch häufiger Beziehungsprobleme als gutgelaunte Menschen auf.

    1. Definition
    Neurotizismus ist „das Verhältnis von emotionaler Labilität und Stabilität und Angstbereitschaft als meßbare [sic!] Eigenschaft der Persönlichkeit“ (Wahrig, 1982, S.835).

    2. Definition
    Neurotizismus ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das alle Personen mehr oder weniger stark ausgeprägt aufweisen und oft als emotionale Labilität bezeichnet wird. „Typische Merkmale des Neurotizismus sind Ängstlichkeit, Unzufriedenheit, Neigung zu übermäßiger Besorgnis, sowie erhöhte Neigung zu psychophysiologischen Störungen“ (vgl. Tewes, 1992, S. 233).

    3. Definition
    „Neurotizismus hängt mit Intensität und Kontrolle emotionaler Reaktionen und Abläufe zusammen.“ Man kann ihn außerdem mit verschiedenen Erhebungstechniken diagnostizieren. Bei Cattell wird dieser Faktor 2. Ordnung als Angstfaktor bezeichnet und auf der Basis von Fragebögen gemessen. Hingegen wird bei Eysenck „[…] Neurotizismus als Faktor auf dem Typenniveau mit Hilfe von Fragebogenitems gemessen“ (vgl. Dorsch, 1976, S. 395 f).

    4. Definition
    Neurotizismus ist das „Ausmaß der emotionalen Labilität (Störbarkeit, Ängstlichkeit) bzw. Stabilität als Persönlichkeitsdimension; wird durch Persönlichkeitstests ermittelt und soll Aussagen über eine Disposition für neurotische Störungen ermöglichen (H. J. –> Eyensenck)“ (Lexikon-Institut Bertelsmann, 1995, S. 328).

    5. Definition
    Neurotizismus ist eine psychische Disposition, die durch bestimmte Wesensmerkmale, erworbene Fehleinstellungen oder innere Konflikte ausgelöst wird. Manchmal wird Neurotizismus in der Fachliteratur auch als „neurotischer Störungszustand“  verwendet. Dies ist dann der Fall, wenn man den Grad des Neurotizismus durch einen Fragebogen ermitteln kann (vgl. Clauß, 1976, S. 367 f).

    Literatur

    Clauß, G. (1976). Wörterbuch der Psychologie. Köln: Pahl-Rugenstein Verlag.
    Dorsch, F. (1976). Psychologisches Wörterbuch. 9. Auflage. Bern: Verlag Hans Huber.
    Eysenck, H.J. (1970). The structure of human personality. London: Methuen.
    Lexikon-Institut Bertelsmann (1995). Lexikon der Psychologie. Gütersloh: Bertelmann Lexikon Verlag.
    Tewes, U. & Wildgrube, K. (1992). Psychologie – Lexikon. München: R. Oldenbourg Verlag.
    Wahrig, G. et al (1982). Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Vierter Band K – OZ. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt.


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