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Inkongruenz

    Jeder Mensch wird immer wieder mit neuen Selbsterfahrungen konfrontiert, die bisweilen sehr stark vom bestehenden Selbstkonzept abweichen können. Carl Rogers glaubte, dass der Mensch immer versucht, diese Diskrepanz möglichst klein zu halten. Dabei ist die Qualität des Selbstkonzepts entweder positiv oder negativ dafür verantwortlich, wie mit diesen Selbsterfahrungen umgegangen wird, d.h., ob sie angenommen oder ignoriert werden. Eine Person ist dann kongruent, wenn ihr aktuelles Verhalten und Erleben mit dem bestehenden Selbstkonzept weitgehend übereinstimmen. Ist dies nicht der Fall, so spricht man von Inkongruenz. Wenn ein Mensch also körpersprachliche Signale sendet, die nicht zu seiner verbalen Aussage passen, verhält er sich körpersprachlich inkongruent. Der Betreffende verhält sich für einen Beobachter unnatürlich, ohne auch gleich zu erkennen, woran das liegt. Auch Unsicherheit führt bei Menschen häufig zu Inkongruenz, die daher manchmal falsch interpretiert wird. Eine Mutter ist beispielsweise verärgert und wütend über ihren Sohn. Zeigt sie ihre Gefühle in angemessener Weise, so stimmt ihr Verhalten mit ihrem aktuellen Selbstkonzept „Meine Gefühle sind mir wichtig“ überein. Sie verhält sich kongruent. Hat sie dagegen das Selbstkonzept „Eine gute Mutter darf keine negativen Gefühle haben“, dann passen Ärger und Wut natürlich nicht in ihr Selbstkonzept. Sie unterdrückt diese Gefühle oder nimmt sie vielleicht gar nicht wahr. Ihr Erleben ist dann inkongruent. Oft bleiben innerhalb des Gesprochenen daher wichtige Informationen unausgesprochen, oder es gibt einen Widerspruch zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten, was Verwirrung und Missverständnisse in der Kommunikation stiften kann. Wenn man inkongruente Signale wahrnimmt, erfährt man ja lediglich, dass eine Inkongruenz vorliegt, man weiß aber noch nicht, worauf diese zurückzuführen ist.

    Inkongruenz bedeutet demnach praktisch, wenn ein Mensch körpersprachliche Signale sendet, die nicht zur verbalen Aussage passen, sodass er sich körpersprachlich inkongruent verhält. Diese Inkon­gruenz erhält beson­dere Bedeutung, wenn jemand einen anderen nachahmt, also ein Vorbild imitiert. Der Betreffende verhält sich für Beobachter unna­türlich. Auch Unsicherheit führt häufig zu Inkongruenz, die jedoch leicht falsch interpretiert werden kann. Oft bleiben innerhalb des Gesprochenen wichtige zusätzliche Informationen unausge­sprochen, oder es gibt gar einen Widerspruch zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten, was Verwirrung und Mißverständnisse stiftet. Wenn man inkongruente Signale wahrnimmt, erfährt man lediglich, daß eine Inkongruenz stattgefunden hat, man weiß aber noch nicht, worauf diese zurückzuführen ist. Deswegen sollte jeder ‚er selbst‘ sein. Nur wenn verbale und nonverbale Kommuni­kation im Einklang stehen, wirkt sie überzeugend.

    Auch bei der Kommunikation mit Hunden spielt Inkongruenz offensichtlich eine wichtige Rolle, denn Andics et al. (2016) haben gezeigt, dass auch Hunde ähnlich wie Menschen separat verarbeiten, wie und was ihnen gesagt wird. Hunde nehmen nämlich Lob nur dann als solches auf, wenn die Wörter sowie der Tonfall lobend sind. In einer Untersuchung hat man die Gehirnaktivitäten von Hunden gemessen, während die Tiere Tonaufnahmen ihrer Trainerin hörten. Den Hunden wurden in dem Experiment verschiedene Versionen vorgespielt: lobende Worte mit lobender Intonation, lobende Worte mit neutraler Intonation und neutrale Worte mit lobender Intonation gehört.
    Dabei zeigte sich, dass das Gehirn eines Hundes ähnlich wie das eines Menschen Sprache verarbeitet: Die linke Gehirnhälfte war primär für die Bedeutung von Worten zuständig, die rechte für den Tonfall. Zudem war bei den Hunden das Belohnungszentrum nur dann aktiviert worden, wenn die Worte sowie die Intonation in der Stimme der Trainerin lobend waren. Hunde können daher nicht nur auseinanderhalten, was man sagt und wie man es sagt, sondern sie können beides auch kombinieren, um die Worte korrekt zu interpretieren.

    Übrigens: Hunde sind besonders sensibel in Bezug auf die Ängstlichkeit von Menschen, sodass der Rat von Experten, einen Hund niemals die Angst spüren zu lassen, seine Richtigkeit hat. Westgarth et al. (2018) stuften Probanden und Probandinnen auf einer Skala von 1 bis 7 im Hinblick auf ihre emotionale Stabilität ein und erfassten auch, ob diese schon einmal von einem Hund gebissen worden waren. Dabei zeigte sich, dass je labiler sich die Probanden und Probandinnen selbst einstuften, desto wahrscheinlicher war es, dass diese auch bereits einmal von einem Hund angegriffen worden waren.

    Literatur

    Andics, A., Gábor, A., Gácsi, M., Faragó, T., Szabó, D. & Miklósi, Á. (2016). Neural mechanisms for lexical processing in dogs. Science, dos:10.1126/science.aaf3777.
    Westgarth, C., Brooke, M. & Christley, R. M. (2018). How many people have been bitten by dogs? A cross-sectional survey of prevalence, incidence and factors associated with dog bites in a UK community. Journal of Epidemiology and Community Health, doi:10.1136/jech-2017-209330.
    https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/PSYCHOTHERAPIE/Klientenzentrierte-Therapie-Rogers.shtml (10-01-24)


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