Die Applied Behavior Analysis bzw. Angewandte Verhaltensanalyse ist eine lernorientierte Psychotherapieform zur Behandlung von autistischen Störungen (Autismus, Asperger-Syndrom) und beruht auf einem behavioristischen, verhaltensanalytischen Ansatz basiert. Sie wird vorzugsweise zu einem möglichst frühen Zeitpunkt bei Kindern eingesetzt, kann aber auch noch bei Erwachsenen mit entsprechenden Störungen eingesetzt werden. Es geht bei dieser Methode um den Prozess einer Verhaltensänderung im Sinne der Entwicklung von adaptivem, prosozialem Verhalten sowie der Verringerung von nicht angepasstem und unangemessenem Verhalten ausgerichtet.
Die Verfahrensweisen von Applied Behavior Analysis basieren im Wesentlichen auf Methoden des operanten Konditionierens, d. h., Lernversuche und -erfolge sowie erwünschtes Verhalten werden unmittelbar verstärkt, wobei primäre Verstärker wie Nahrungsmittel und sekundäre Verstärker wie Spielzeug eingesetzt werden. Zusätzlich wird unerwünschtes Verhalten möglichst schon bevor es auftritt verhindert. Sollte dies einmal nicht gelingen, wird es etwa durch Ignorieren und Hinwendung zu erwünschtem Verhalten abgebaut.
Diese Methode ist die derzeit die international am besten empirisch untersuchte Therapiemethode bei Autismus-Spektrum-Störungen, denn Kinder mit Autismus lernen anders und werden durch andere Dinge motiviert. Autismus-Spektrum-Störungen sind gekennzeichnet durch qualitative Abweichungen in den wechselseitigen sozialen Interaktionen und Kommunikationsmustern und durch ein eingeschränktes, stereotypes, sich wiederholendes Repertoire an Interessen und Aktivitäten. Gefördert werden mit dieser Methode Aufmerksamkeit, Sprache, soziales Verhalten, kognitive Fähigkeiten oder Spielverhalten, ausgerichtet nach den Bedürfnissen jedes Kindes. Denn den Autisten“ gibt es nicht, sondern das Spektrum dieser Erkrankung ist extrem breit. Wichtig für das Lernen von autistischen Kindern ist eine möglichst reizarme Umgebung, die Ablenkungen verhindert. Lernen läuft bei Autisten nicht so nebenbei, sondern man muss vieles gezielt vermitteln, was andere Kinder durch Modelllernen, also Abschauen und Nachahmen, lernen. Zentrale Herausforderung dabei ist, herauszufinden, was genau ein Kind motiviert, d. h., man muss vieles erst interessant machen, damit das Kind merkt, es macht Spaß, etwas mit anderen zu tun. Ein autistisches Kind braucht ein engmaschiges Netz aus Regeln, Ritualen und klaren Ansagen. Je früher die spezielle Förderung beginnt, desto besser sind die Entwicklungschancen, denn internationale Erfahrungen zeigen, dass Therapien zwischen drei und sechs Jahren am effektivsten sind.
Neuere Studien belegen, dass durch Angewandte Verhaltensanalyse etwa die Hälfte der behandelten Kinder ein normales Funktionsniveau in Bezug auf Intelligenz und eine wesentliche Verbesserung des Sozialverhaltens und der Emotionalität erreichen. Systematische Übersichtsarbeiten konnten zeigen, dass verhaltenstherapeutische und psychoedukative Therapiestrategien zu Verbesserungen der Symptome von Autismus Spektrum Störungen, dem Verhalten, den sprachlichen Fähigkeiten, der zwischenmenschlichen Interaktion und des IQ führen.
Literatur & Quellen
Matzies, M. (2004). Applied Behavior Analysis. (Früh-)Förderung bei Autismus unter besonderer Berücksichtigung der Verhaltenstherapie nach O. Ivar Lovaas. Berlin: Weidler.
http://kurier.at/lebensart/gesundheit/kinder-mit-autismus-lernen-anders/190.387.452 (16-04-02)