Die Winterdepression ist zu unterscheiden vom Winterblues, denn der Winterblues ist nur eine meist rasch vorübergehende melancholische Stimmung, die viele Menschen mit der erlebten Verkürzung der Tage befällt. Dieses auch manchmal als Herbstblues auftretende Phänomen ist eine Befindlichkeitsstörung und keine Krankheit im engeren Sinne.
Die Winterdepression hingegen ist eine saisonal-abhängige Depression (Seasonal Affective Disorder – SAD), also eine Sonderform der krankhaftenDepression und tritt ebenfalls in den Herbst- und Wintermonaten auf. Die saisonal abhängige Depression beginnt in der Regel im Herbst oder Winter, im Frühjahr klingen die Symptome meist wieder ab. Diese SAD ist durch Antriebslosigkeit, fehlende Energie, Freudlosigkeit und eine gedrückte Stimmung gekennzeichnet, was sogar zu einer vorübergehender Arbeitsunfähigkeit führen kann. Die Diagnose SAD wird erst gestellt, wenn das jahreszeitliche Muster über mindestens zwei Jahre besteht und keine anderen depressiven Episoden auftreten. Die saisonal abhängige Depression trifft häufig junge Menschen und häufiger Frauen als Männer (s. u.). Nach Schätzungen leiden etwas mehr als zehn Prozent der Bevölkerung unter einer solchen saisonalen Depression. Manche Experten vermuten eine evolutionäre Grundlage, denn die Herbst-Winter-Depression könnte ein Relikt aus einer Zeit sein, in der es sinnvoll war, die kalte und dunkle Jahreszeit zu verschlafen, also eine Art Winterschlaf der frühen Menschen.
Häufigkeit
Eine Studie zeigt, dass in Österreich 1,9 bis 2,4 Prozent der Menschen eine saisonal abhängige Depression entwickeln, wobei bei den meisten im Herbst und Winter zeitlich gehäuft depressive Phasen auftreten, die mit verstärktem Schlafbedürfnis, Energiemangel, vermehrtem Appetit, Gewichtszunahme und depressiven und ängstlichen Stimmungslagen einhergehen. Ein Viertel der SAD-Betroffenen haben einen bipolaren Verlauf mit hypomanischen Phasen im Frühjahr und Sommer. d. h., sie erleben das Gegenteil der Herbst-Winter-Depression mit gesteigertem Antrieb, Gereiztheit, wenig Schlafbedürfnis und erhöhten sozialen Kontakten. Nach Angaben des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte durchleben etwa zehn bis 20 Prozent der Bevölkerung Deutschlands in den Wintermonaten eine Winterdepression, bei weiteren fünf Prozent können sogar ausgeprägte depressive Episoden auftreten, die fachärztlich abgeklärt werden sollten, um eine echte Depression auszuschließen.
Symptome
Die von einer saisonal abhängigen Depression Betroffenen haben das Gefühl, die alltäglichen Situationen nicht mehr bewältigen zu können, und auch Selbstmordgedanken können auftreten. Diese Form der Depression kommt nur auf der nördlichen Erdhalbkugel vor, also dort, wo die Jahreszeiten getrennt wahrnehmbar sind, wobei etwa zwei Prozent der Bevölkerung betroffen sind, davon 80 Prozent Frauen, wobei Frauen an Depressionen zwei- bis dreimal häufiger erkranken als Männer. Die saisonal abhängige Depression wird bereits in der Antike beschrieben und ebenso lang ist der Einfluss des Lichtes auf die seelische Gesundheit bekannt. Neuere systematische Untersuchungen in die Medizin haben den Einfluss des Lichtes bestätigt und die Lichttherapie als Therapie der ersten Wahl bestätigt. Menschen, die sich selten im Freien aufhält, haben ein höheres Risiko, eine saisonal abhängige Depression zu bekommen, denn schon eine Stunde Tageslicht täglich mindert das Risiko erheblich.
Zusätzlich zu den endogenen Faktoren, also Veränderungen, die im Betroffenen passieren, gibt es auch exogene Auslöser der Depression wie die Tageslichtdauer, wobei die Lichtmangel-Hypothese davon ausgeht, dass man die Symptomatik verbessern kann, indem man ausreichend helles Licht zuführt. Seit den 1980er-Jahren weiß man, dass helles, weißes Licht den Betroffenen hilft, wobei spezielle Leuchtstoffröhren 10.000 Lux Lichtstärke erzeugen. Über die Netzhaut und den Sehnerv gelangt dieses Licht in das Gehirn, wo die Störung des Schlaf-Wachrhythmus, bzw. die Unregelmäßigkeit der inneren Uhr behoben werden soll. Eine solche Lichttherapie kann unter ärztlicher Anleitung auch zu Hause durchgeführt werden, um durch helles Licht die inneren Rhythmen auch die Hormonproduktion in Gleichklang zu bringen.
Allerdings ist von einer solchen Depression nicht nur der Schlaf-Wachrhythmus betroffen, sondern auch einige Neurotransmitter wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin, die auch bei einer „normalen“ Depression wirksam sind. Alle drei Botenstoffe gehören zur Gruppe der Monoamine, d. h., sie sind aus einer bestimmten Aminosäure aufgebaut. Das Enzym, das für den Abbau von Monoaminen zuständig ist ist dabei die Monoamin-Oxidase (MAO), das in den Gehirnzellen die Hormone in ihre Einzelteile zerlegt. Im Normalfall ist das gut und wichtig, müssen doch die Botenstoffe nach ihrer Aktion wieder abgebaut werden, doch man vermutet, dass zu viel der MAO eine Ursache von Depression ist, denn diese zerlegt die Hormone, bevor sie ihre aufhellende Wirkung zeigen.
Neben vermehrter Müdigkeit und Antriebslosigkeit im Rahmen einer saisonalen affektiven Störung leidet bei manchen Menschen auch das Gedächtnis. In einer amerikanischen Studie wurden die Daten von fast 14.000 Personen hinsichtlich Depressionen, kognitiver Funktionen und Tageslichtaufenthalten ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass Menschen, die sich häufiger im Dunkeln aufhielten, ein 1,4-fach höheres Risiko für Gedächtnisprobleme aufwiesen als Personen, die sich häufig im Freien aufhielten. Eine Ursache dafür könnten hormonelle Veränderungen sein, denn das Glückshormon Serotonin, dessen Produktion vom Sonnenlicht abhängt, beeinflusst neben der Stimmung auch die Leistungsfähigkeit und das Gedächtnis. Wer zu wenig Serotonin im Körper hat, kann sich weniger merken und wird insgesamt vergesslicher.
Zu den saisonalen Depressionen zählt auch die Jänner-Tristesse, denn der Jänner ist gewissermaßen der Montag des Jahres: Die Feiertage sind vorbei und es ist immer noch dunkel und kalt, das schlägt bei manchen Menschen auf das Gemüt. Übrigens gibt es nach dem Bericht in einer Zeitschrift auch einen August-Blues – auch August-Anxiety und End-of-Summer-Depression. Dieser bzw. diese unterscheidet sich von einer saisonale Depression dadurch, dass die Symptome weniger schlimm sind und den oder die Betroffene nicht in seinem oder ihrem Alltag einschränken.
Zu den weiteren Ursachen siehe dazu Herbstblues, Winterdepressionund generell zur Depression.
Literatur
Die Presse vom 10. November 2015
Ernährungsexperten raten zu einigen Lebensmitteln, die dem Herbstblues vorbeugen können:
„In einer Handvoll dunkler Beeren sind zehnmal so viele Antioxidantien fürs Gehirn enthalten wie in einer hellen Banane. In tiefgrünem Rucola fünfmal so viele wie in einem Eisbergsalat. Man sollte daher möglichst dunkelbunt einkaufen. Essen Sie täglich Beeren (Himbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren), regelmäßig dunkle Salate, Brokkoli und dunkle Kohlsorten. Trinken Sie öfters selbstgemachte grüne Smoothies. Die roten und grünen Pigmente schützen das Gehirn und binden dort die schädlichen freien Radikale. Freie Radikale wirken entzündlich und sind Mitverursacher von Depressionen. Essen Sie außerdem viele Flavonoide. Flavonoid-reich sind Zitrusfrüchte, Kurkuma, Nüsse, dunkle Beeren-, Obst- und Gemüsesorten und Kakao. Kurkuma ist dabei ein besonderes Superfood, denn es wirkt so stark antientzündlich, wie es sonst nur starke Medikamente fertigbringen. Ab dem Herbst ist zudem zusätzliches Vitamin-D wichtig. Das hält die Stimmung stabil. Niedrige Vitamin-D-Werte machen anfällig für Stimmungsschwankungen.“
Quelle: https://www.gmx.at/magazine/ratgeber/essen-trinken/herbstblues-lebensmittel-gluecklich-37260594 (22-10-12)