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moralische Erschöpfung

    Als moralische Erschöpfung bezeichnet man das psychologische Phänomen, dass Menschen nach einer längeren Phase moralischen Handelns in Situationen, in denen auch unmoralisches Handeln möglich ist und dieses einen wie immer gearteten Vorteil bringt, jenen Punkt erreichen, an denen sie etwa zu lügen oder zu täuschen beginnen und nun auch auf ihren persönlichen Vorteil bedacht sind.
    Bekanntlich gibt es im Leben zahlreiche kleine und die große Versuchungen, denen Menschen ausgesetzt sind, und denen sie widerstehen sollen, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit der Entdeckung gering ist. In Experimenten sollten Freiwillige, die sich über das Internet gemeldet hatten, zu Hause eine Münze werfen, wobei sie vor jedem Wurf per Computer eine Wette abgeben sollten: Nach jedem Wurf sollten sie selbst melden, ob sie mit ihrer Wette richtig gelegen waren, wobei es im Gewinnfall einen kleinen Geldpreis gab. Da nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit bei einer solchen Wette Menschen in etwa 50 Prozent der Fälle richtig liegen, konnte man das Schwindeln überprüfen. Diese Probanden, die ja nicht kontrolliert wurden, waren dabei lange ehrlich und schafften es sogar, mehrere Gelegenheiten verstreichen zu lassen. Die Studienleiter sagten allerdings einigen Teilnehmen, dass sie siebenmal wetten und werfen sollten, anderen hatten zehn Versuche. Dabei zeigte sich, dass die Ehrlichkeit der Teilnehmer jeweils sechs oder neun Runden lang hielt, wobei zwei Drittel der Teilnehmer behaupteten, richtig gewettet zu haben und die Prämie kassierten. Offensichtlich wird der Grad der Unehrlichkeit größer, wenn Menschen das Gefühl haben, dass es sich um ihre letzte Chance handelt, um einen Vorteil zu erlangen. Gegen die Hypothese der moralischen Erschöpfung spricht in diesen Fällen aber, dass die Teilnehme erst beim letzten Mal schwindelten.


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