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Koffein

    Koffein (Trimethylxanthin) ist weltweit wohl die populärste psychoaktive Substanz, wobei in vielen Lebensmitteln neben Kaffee und Energy Drinks sind sie etwa auch in Tee, Kakao, Schokoladenprodukten und nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten enthalten. In diesen Produkten handelt es sich bei Koffein teils um natürliche Inhaltsstoffe, aber es wird in der Lebensmittel- oder Arzneimittelindustrie auch künstlich zugesetzt.
    Koffein, chemisch 1,3,7-Trimethylxanthin, wird im Magen durch die Magensäure gespalten und gelangt so in das Blut. Die Resorption beginnt je nach Konstitution nach etwa zwanzig Minuten, nach etwa sechzig Minuten befinden sich die gesamten Koffeinbestandteile in der Blutbahn. Wird daneben etwas gegessen oder wird der Kaffee mit Zucker getrunken, verzögert sich die Aufnahme in das Blut. Vom Blut aus gelangt das Koffein in den gesamten Körper und schließlich in die Leber, wo es abgebaut wird.

    Schon in relativ geringen Konzentrationen hat Koffein eine stimulierende Wirkung und wirkt auf das zentrale Nervensystem, beschleunigt den Herzschlag und den Blutdruck, Blutgefäße verengen sich, sodass man sich wacher und konzentrierter fühlt und die Leistungs- und Lernfähigkeit zunimmt.


    In einem längst vergriffenen Reiseführer für Wien heißt es unter dem Titel „Kaffeehauskultur“:
    „Um Gottes Willen, sagen Sie nicht ,Káffeeʻ wie die Reichsdeutschen,
    sondern sagen Sie ,Kaffeehʻ, das klingt gleich viel aromatischer.“


    Eine überhöhte Koffeinzufuhr (mehr als 200 mg Koffein) setzt Calcium aus körpereigenen Speichern frei und führt dazu, dass sich Muskeln verstärkt zusammenziehen, wodurch Zittern, Unruhe und Erbrechen ausgelöst werden können. Eine zu hohe Koffeinzufuhr führt zu Schlafproblemen und Abhängigkeit, was eine Steigerung der Dosis erfordert, um die gleiche Wirkung zu erzeugen.

    Beispiele für die Dosierung: 100 ml Coca-Cola enthalten  9 mg Koffein, gemahlener Kaffee 40-100 mg, Energy Drink wie Red-Bull 32 mg.


    Suchtpotential von Koffein unterschätzt

    Koffeinhaltige Lebensmittel sind Verbrauchsgüter im alltäglichen Leben vieler Menschen, doch trotz seines vergleichbaren Wirkspektrums mit anderen Substanzen, die eine Abhängigkeit begünstigen können, gibt es kaum konsumgebundene Einschränkungen für Koffein, wobei die Beschaffung dieser Substanz verhältnismäßig leicht ist. Dabei stellt die Konsumation koffeinhaltiger Getränke und Lebensmittel für bestimmte Zielgruppen eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar, denn entgegen zahlreicher Studien, die neben Risikogruppen auch Abhängigkeitsmerkmale definieren, herrscht in den zwei dominierenden Klassifikationsmanualen, DSM-V sowie ICD-10 keine Einigkeit darüber, ob Koffeinabhängigkeit als eigenständige Diagnose formuliert werden soll. Koffein aktiviert das dopaminerge Belohnungssystem und steigert das Wohlbefinden u.U. bis hin zur Euphorie, wobei es mehrere psychologische Wirkungsketten gibt, die neben Kaffee auch koffeinhaltige Energydrinks, Nahrungsmittel oder Medikamente attraktiv machen, denn Koffein in geringen Mengen kann Appetit, Ängste, depressive Verstimmungen und Konzentrationsstörungen reduzieren. Hochdosierungen können jedoch gegenteilige Wirkungen begünstigen oder auslösen, etwa Erregung, Ängste, Reizbarkeit, hypomanische Stimmungsschwankungen, Nervosität, Übelkeit, Zittern, Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit, Major Depressive Disorder, Psychosen, suizidale Tendenzen u.a. Typische Symptome des Koffeinentzugs sind dabei insbesondere Kopfschmerzen, Benommenheit, Erschöpfung, Müdigkeit, verminderte Konzentration, manchmal sogar Übelkeit, Erbrechen und Muskelschmerzen. Übermäßiger Koffein-Konsum steht häufig in einer Wechselwirkung mit dem gleichzeitigen Missbrauch anderer Substanzen wie Nikotin, Alkohol, Kokain, Amphetamine, THC, Spielsucht und Internet-Abhängigkeit. Therapeuten Koffein-Abhängige sehen Koffein-Abhängige meist unter einer anderen Diagnose und übersehen daher oft die Koffein-Problematik.

    Koffeinentzug

    Wenn man über einen längeren Zeitraum viel Kaffee trinkt, besetzt das Koffein den Platz der Adenosinrezeptoren, d. h., bei regelmäßigen Kaffeetrinkern befindet sich der Körper in einem Zustand von Stress, dem das Gehirn gegenzusteuern versucht, in dem es noch mehr Adenosin – Adenosin entsteht bei jeder Form von Gehirnaktivität und macht den Menschen müde – produziert. Setzt man das Kaffeetrinken ab, gibt es eine Überproduktion von Adenosin und wenige aktivierende Botenstoffe, d. h., man befindet sich in einen hormonellen Ungleichgewicht und es kommt zu einer Vielzahl von Symptomen. Diese Nebenwirkungen das Koffeinentzugs setzen etwa zwölf bis vierundzwanzig Stunden nach der letzten Tasse Kaffee ein, wobei die Heftigkeit der Symptome davon abhängt, wie viel Kaffee man vorher regelmäßig getrunken hat und wie der generelle Körperzustand ist: Kopfschmerzen, Erschöpfung, Energieverlust, Ruhelosigkeit, Schlaflosigkeit, Kreislaufprobleme, Übelkeit, Verstopfung, Lethargie, Reizbarkeit und Unkonzentriertheit. Der Körper setzt beim Entzug alles daran, sich wieder ins Gleichgewicht zu bringen, was bis zu mehreren Wochen dauern kann.


    Der internationale Tag des Kaffees
    ist der 1. Oktober!


    Wirkung von Koffein individuell verschieden

    Der Körper hat für die meisten Substanzen, die von außen kommen, Abbausysteme, um den Normalzustand wiederherzustellen, wobei für Koffein das Enzymsystem Cytochrom P450 1A2 zuständig ist. Es ist eines der zahlreichen Regulierungprogramme im Körper, denn würde Koffein nicht abgebaut werden, wäre man mit einer Dosis Koffein für immer wach. Allerdings sind die verantwortlichen Enzymsysteme von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausgeprägt, d. h., wie stark das zuständige Abbausystem ist, hängt von der genetischen Grundkonstellation des Menschen ab. Durch diese genetischen Unterschiede (Polymorphismen) kann die Aktivität des Enzyms zwischen zehn und zweihundert Prozent schwanken, d. h., Menschen mit hoher Enzymaktivität (Fast Metabolizer) bauen den Kaffee so schnell ab, dass das Koffein scheinbar kaum Wirkung hat, während andere (Slow Metabolizer) das Koffein und seine Wirkung viel länger im Körper spüren. Allerdings gewöhnen sich unabhängig vom Abbau des Koffeins die Rezeptoren im Körper an hohe Dosen von Koffein und die stimulierende Wirkung nimmt ab. Zudem macht Koffein in einem milden Ausmaß auch abhängig, was sich an Entzugserscheinungen zeigt, die bei Koffeinverzicht auftreten, etwa Kopfweh oder Gereiztheit. Zusätzlich unterliegt der menschliche Körper zirkadianen Rhythmen, d. h., ein Kaffee am Morgen kann eine andere Wirkung haben als ein Kaffee am Abend, da der allgemeine Erregungszustand eines Menschen über den Tag variiert. Rauchende Menschen bauen Koffein schneller ab, daher können diese mehr Kaffee trinken bzw. brauchen auch mehr Kaffee, um die anregende Wirkung zu spüren. Das CYP1A2-Abbausystem stoppen und damit den Kaffee in seiner Wirkung verstärken können übrigens theoretisch Grapefruitsaft, Johanniskraut und zahlreiche Medikamente.

    Cornelis et al. (2018) haben in einer Studie gezeigt, dass Kaffee den menschlichen Stoffwechsel doch sehr viel stärker beeinflusst, als bisher angenommen, und sich ebenso stark auf das Gehirn auswirkt wie etwa Cannabis. Kaffeetrinker mussten einen Monat lang auf diesen verzichten und durften anschließend für den darauffolgenden Monat wieder vier Tassen am Tag trinken, danach wurde die Dosis auf acht Tassen Kaffee pro Tag erhöht. Blutproben der Studienteilnehmer zur Analyse ihrer Biochemie zeigten, dass über einhundert Metaboliten vom Kaffeekonsum beeinflusst wurden, wobei davon zwei Drittel bisher bekannt waren. Es zeigten sich daher aber völlig neue Stoffwechselwege, wie Kaffee sich auf die Gesundheit auswirken könnte, denn etwa acht Tassen Kaffee am Tag zu trinken löste einen Dominoeffekt aus, der jene Art von Neurotransmittern verringert, die von Cannabis imitiert werden. Offenbar reduziert der Konsum von Kaffee an jenen Stellen, an denen Cannabis das Endocannabinoid-System ansteigen lässt, die Neurotransmitter. Der hohe Kaffeekonsum in den zwei Monaten des Experiments könnte ausreichend Stress für den Körper erzeugt haben, sodass die Metaboliten in diesem System zurückgegangen sind, was eine Anpassung des Körpers bedeuten könnte, um den Stresslevel wieder auszugleichen. Siehe dazu auch die Kommentare unten!


    Übrigens wurde das erste Kaffeeverbot 1511 in Mekka erlassen und mit Hilfe eines Gegengutachtens vom kaffeebegeisterten Sultan von Ägypten bald danach wieder aufgehoben. In der Türkei drohte Kaffeetrinkern 1633 sogar die Todesstrafe, doch weil selbst das nichts half, wurde sie durch eine Steuer ersetzt. In Europa attestierte Dr. Coulomb, Arzt aus Marseille, den Bohnen im Jahr 1679 eine austrocknende Wirkung auf Nieren, Nerven und Gehirn, und prophezeite „allgemeine Erschlaffung, Paralyse und Impotenz“. Übrigens ist das einzige reale Risiko, das mit Kaffee verbunden, das kochende Wasser, an dem sich Menschen, insbesondere Kinder, verbrühen können (Pollmer, 2019)


    Populärwissenschaftliches: Kaffee kann in richtigem Maß genossen auch positive Folgen für Körper und Geist haben, denn Kaffee schützt die Leber, denn in einer Untersuchung sank das Risiko hoher Leberwerte bei Teilnehmern, die in den 24 Stunden vor einer Untersuchung mindestens drei Tassen getrunken hatten. Mäuse schneiden bei Gedächtnistests besser ab als Tiere, die keinen Kaffee bekommen haben. Auch zeigte sich, dass Menschen mit erhöhtem Kaffeekonsum beim Abnehmen ihr Gewicht besser halten können, was auf erhöhte Fettverbrennung in den Muskeln bei körperlicher Aktivität zurückzuführen ist. Koffein unterdrückt bis zu einem gewissen Grad auch Symptome von Parkinson, denn das Absterben von Zellen wird durch Koffein reduziert. Schließlich verhindert Kaffee auch nächtlichen Kopfschmerz. Aber auch wenn Kaffee durchaus positive Wirkungen mit sich bringen kann, befinden sich im Kaffee zahlreiche Substanzen, die wie Gifte wirken, sodass es bei allen positiven Wirkungen darum geht, das Suchtmittel nur in Maßen zu konsumieren.

    Immer neuerer Zeit taucht in den Medien immer wieder die Behauptung auf, dass Kaffee das menschliche Gehirn vor Demenzerkrankungen wie Alzheimer und Parkinson schützen kann. Kanadische ForscherInnen fanden nun heraus, dass die Grundlage der schützenden Mechanismen nicht im Koffein liegt, sondern in Verbindungen, die beim Rösten der Kaffeebohnen freigesetzt werden, d. h., der gleiche Effekt findet sich auch beim entkoffeinierten Kaffee. Beim Vergleich von stark geröstetem koffeinhaltigen Kaffee, stark geröstetemr entkoffeinierten uns mild geröstetem koffeinhaltiger Kaffee zeigte sich, dass die Phenylindane für den positiven Effekt verantwortlich sind. Diese Verbindungen bilden sich während des Röstvorgangs und verleihen dem Kaffee seinen typisch bitteren Geschmack. Diese Röstverbindungen im Kaffee sorgen dafür, dass weniger toxische Proteine im Gehirn andocken können, wobei das auch die Tau- und Beta-Amyloid Proteine betrifft, die sich als Plaque im Gehirn ablagern und bekanntlich als Auslöser für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson gelten. Insbesondere ist dabei die lange Röstzeit für die Bildung der schützenden Röstverbindungen verantwortlich, d. h., die stärkste schützende Wirkung auf das Gehirn geht von den dunkelgerösteten Sorten aus (Mancini et al., 2018).


    Praktischer Tipp: Den ersten Kaffee sollte man morgens übrigens erst nach 9.30 Uhr trinken, denn Cortisol, das den Energiehaushalt regelt, erreicht zwischen 8 und 9 Uhr morgens seinen Höhepunkt. Kaffeekonsum vor 9 Uhr führt nämlich dazu, dass der Körper vorzeitig aufhört, Cortisol zu produzieren, und sich stattdessen die notwendige Anregung aus dem Koffein holt. Um 9.30 Uhr, wenn der Cortisolspiegel wieder abnimmt, kann Koffein erst die gewünschte Wirkung entfalten.

    Nach Expertenmeinung ist es auch ratsam, dem Kaffee am Morgen zunächst ein Glas Wasser vorzuziehen, denn der Schlaf ist ein dehydrierender Vorgang, d. h., er entzieht dem Körper Wasser. Um dem entgegenzuwirken, sollte man 600 bis 900 Milliliter Wasser in Raumtemperatur, dem eine Zitronenscheibe beigefügt wurde, trinken und erst danach den Kaffee oder jede andere Flüssigkeit trinken.


    Koffein bei Hummeln als Gedächtnisverstärkung

    Arnold et al. (2021) haben in England gezeigt, dass sich Hummeln durch Koffein den Duft von Pflanzen besser merken, denn mit koffeinhaltiger Zuckerlösung konditionierten sie die Tiere, nur eine bestimmte Pflanzenart anzufliegen. In dem Experiment teilte man Erdhummeln, die zur kommerziellen Bestäubung von Erdbeeren eingesetzt werden, in drei Gruppen ein. Gruppe eins erhielt eine reine Zuckerlösung, Gruppe zwei Zuckerlösung mit Erdbeerduft und Gruppe drei Zuckerlösung mit Erdbeerduft und Koffein. Nach der Verabreichung im Nest wurden die Hummeln auf eine Wiese mit künstlichen Pflanzen geschickt. Gruppe drei wählte die Pflanzen mit Erdbeerblütenduft zu siebzig Prozent, während hingegen Gruppe zwei sie nur zu etwa sechzig Prozent und Gruppe eins nur zu rund fünfzig Prozent ansteuerte. Das Koffein, das die Hummeln im Nest erhalten, führt offenbar dazu, dass sich die Tiere den beigemengten Duft besser merken und bereits mit einer Belohnung assoziieren. Außerhalb des Nests fliegen sie dann zu dem bekannten Duft, auch wenn im Nektar der Pflanze kein Koffein enthalten ist. Vermutlich kann dieses Prinzip auf andere Blütendüfte angewandt werden, um eine gezieltere Bestäubung von Nutzpflanzen zu erreichen, was zu einer Ertragssteigerung führen könnte, indem de Hummeln eine koffeinhaltige Zuckerlösung mit dem Duft der entsprechenden Pflanze in ihrem Nest bekommen und dann auf das Feld ausschwärmen. Ein solches gezieltes Training von kommerziell eingesetzten Insekten hat auch den Vorteil, dass sie den wilden Bestäuberkolonien nicht das Revier streitig machen, denn die Hummeln merken sich den gelernten Duftstoff nicht für immer, denn mit der Zeit treffen die Hummeln auf andere Pflanzen und erkennen, dass sie auch dort die Belohnung in Form von Nektar erhalten. Um den gewünschten Effekt aufrechtzuerhalten, muss deshalb im Nest immer koffeinhaltige Zuckerlösung mit dem entsprechenden Duft verabreicht werden, damit das Hummelgedächtnis wieder aufgefrischt wird.

    Literatur

    Beiglböck, Wolfgang (Hrsg.) (2022). Themenschwerpunkt: Koffein. rausch – Wiener Zeitschrift für Suchttherapie.
    Arnold, Sarah E.J., Dudenhöffer, Jan-Hendrik, Fountain, Michelle T., James, Katie L., Hall, David R., Farman, Dudley I., Wäckers, Felix L. & Stevenson, Philip C. (2021). Bumble bees show an induced preference for flowers when primed with caffeinated nectar and a target floral odor. Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2021.06.068.
    Cornelis, M. C., Erlund, I., Michelotti, G. A., Herder, C., Westerhuis, J. A. & Tuomilehto, J. (2018). Metabolomic response to coffee consumption: application to a three-stage clinical trial. Journal of Internal Medicine, 283, 544-557.
    Mancini, Ross S., Wang, Yanfei & Weaver, Donald F. (2018). Phenylindanes in Brewed Coffee Inhibit Amyloid-Beta and Tau Aggregation. Frontiers in Neuroscience, 12, doi:10.3389/fnins.2018.00735
    Pollack, K. (2017). Kaffee trinken und schlafen können? Der Standard vom 4. November.
    Pollmer, U. (2019). Wann verbietet ihr endlich den Kaffee?
    WWW: https://www.nordkurier.de/ratgeber/wann-verbietet-ihr-endlich-den-kaffee-0836680509.html (19-09-09
    Stangl, W. (2017). Koffein. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    WWW: https:// arbeitsblaetter.stangl-taller.at/SUCHT/Koffein.shtml (2017-10-07)
    Stangl, W. (2022, 19. August). Kann Koffein süchtig machen? arbeitsblätter news.
    https:// arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/kann-koffein-suechtig-machen/
    http://at.galileo.tv/health/fuenf-gruende-warum-du-kaffee-trinken-solltest/ (16-10-22)
    https://orf.at/stories/3223804/ (21-08-05)


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    5 Gedanken zu „Koffein“

    1. Anblick, Geruch und Geschmack von Kaffee alleine reicht aus

      Untersuchungen zeigen, dass allein der Anblick, der Geruch oder der Geschmack von Kaffee unabhängig vom Koffeingehalt schon dazu beitragen kann, dass sich Menschen wacher fühlen. MRT-Scans zeigten, dass der Genuss von Kaffee die Aktivität in Teilen des Gehirns erhöht, die für das Kurzzeitgedächtnis, die Aufmerksamkeit und die Konzentration zuständig sind, während eine alleinige Einnahme von Koffein dies nicht tut, was ein Indiz dafür ist, warum sich Menschen nach einer Tasse Kaffee produktiver fühlen.

    2. Rückschlüsse auf den Charakter

      Nach dem Artikel in einer Zeitschrift soll die Kaffeevorliebe eines Menschen Rückschlüsse auf seinen Charakter zulassen. Es heißt dort u. a.: Tatsächlich verrät die Art, wie Menschen ihr Heißgetränk zu sich nehmen, jede Menge über den Charakter, denn Geschmacksvorlieben sind vor allem genetisch festgelegt oder werden durch frühe Kindheitserlebnisse geprägt. In einer Studie befragten man Probanden zu ihren Kaffee-Trinkgewohnheiten. Außerdem sollten die Teilnehmer angeben, ob sie beim Essen eher salzig, süß, sauer oder bitter bevorzugen. Im Anschluss wurden die Befragten psychologisch analysiert. Vorliebe für schwarzen Kaffee: Menschen, die gerne bittere Lebensmittel wie schwarzen Kaffee zu sich nehmen, neigen laut der Wissenschaftler zu dunklen Persönlichkeitszügen, der sogenannten „dunklen Triade“. Dazu gehören Persönlichkeitszüge wie Narzissmus, Psychopathie und Machiavellismus (das rücksichtslose Streben nach Macht). Vorliebe für süßen Kaffee mit Milch: Diese Menschen zeichnet ein tendenziell freundliches Wesen aus.
      Quelle: www. fehmarn24. de/karriere/kollegen-charakter-erkennen-anhand-kaffee-vorliebe-psychologie-zr-91279223.html

    3. Nicht jeder Mensch reagiert auf Koffein gleich, wofür ist auch genetische Ursachen geben dürfte. Nach Untersuchungen von Cornelis et al. (2011) sind die Gene CYP1A2 und ADORA2A daran beteiligt, wie Koffein verstoffwechselt wird, bzw. im Gehirn an die Rezeptoren andockt. Je nachdem, wie weit diese Gene aktiviert sind, sorgt Kaffeegenuss entweder für Anregung oder nicht, sodass manche Menschen nach einem doppelten Espresso schlafen oder eben keine Ruhe finden können. Im Allgemeinen ist jedoch Koffein ein Stimulans, d. h., es führt dazu, dass bestimmt Effekte im Körper ausgelöst werden: es erhöht die Herzfrequenz und den Blutdruck, sorgt dafür, dass man schneller atmet. Diese Phänomene stehen der Entspannung, die es für Schlaf braucht, entgegen, d. h., Koffein ist letztlich nicht wirklich mit Schlaf kompatibel. Auch andere Studien belegen auch nachdrücklich, dass regelmäßiger Koffeinkonsum am Abend die allgemeine Leistungsfähigkeit vermindert, denn permanenter Schlafentzug kann durch die anregende Wirkung des Koffeins irgendwann nicht mehr kompensiert werden.

      Cornelis, M.C., Monda, K.L., Yu, K. et al. (2011). Genome-Wide Meta-Analysis Identifies Regions on 7p21 (AHR) and 15q24 (CYP1A2) As Determinants of Habitual Caffeine Consumption. PLoS Genetics.
      O’Callaghan, F., Muurlink, O., Reid, N. (2021). Effects of caffeine on sleep quality and daytime functioning. Dovepress Risk Management and Healthcare Policy.

    4. Vorteile, die Kaffeetrinker haben sollen

      Das Gehirn arbeitet besser: Kaffee verbessert Studien zufolge die Reaktionszeit und das Erinnerungsvermögen.
      Man fühlt sich glücklicher: Kaffee kann eine glücklich machende Wirkung haben. ForscherInnen vermuten, dass die enthaltenen Antioxidantien dafür verantwortlich sind.
      Man verdient mehr Geld: Eine britische Studie behauptet, dass Kaffeetrinker im Vergleich zu Teetrinkern pro Jahr 2000 Pfund mehr verdienen.

    5. Institut for Scientific Information on Coffee

      Die psychoaktiven Effekte des Kaffees sind vor allem auf Methylxanthins zurückzuführen, wobei die Auswirkungen chronischen Konsums auf die intrinsischen funktionellen Netzwerke des Gehirns noch weitgehend unerforscht sind. Magalhães et al. (2021) haben nun die Auswirkungen von chronischem Kaffeekonsum auf menschliche Gehirnnetzwerke untersucht, indem sie Gewohnheitskaffeetrinker und Nicht-Kaffeetrinker miteinander verglichen. Bei diesen Gruppen wurden zusätzlichh Stress-, Angst- und Depressionswerte erhoben. Dabei zeigte sich bei den Kaffeetrinkern eine verringerte funktionelle Konnektivität in den somatosensorischen und limbischen Netzwerken im Ruhezustand. Darüber hinaus zeigte die Kaffetrinker-Gruppe eine längere Lebensdauer eines funktionellen Netzwerks, das subkortikale Regionen, das visuelle Netzwerk und das Kleinhirn umfasste. Wichtig ist, dass alle diese Unterschiede von der Häufigkeit des Koffeinkonsums abhingen und reproduziert wurden, nachdem Nichttrinker Kaffee getrunken hatten. Kaffeetrinker zeigten ein höheres Stressniveau als Nicht-Konsumenten, und obwohl bei dieser psychologischen Bewertung keine anderen Gruppeneffekte beobachtet wurden, war eine erhöhte Häufigkeit des Koffeinkonsums auch mit erhöhter Ängstlichkeit bei Männern verbunden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein höherer Konsum von Kaffee und koffeinhaltigen Produkten einen Einfluss auf die funktionelle Konnektivität des Gehirns in Ruhe hat, mit Auswirkungen auf Emotionalität, Wachsamkeit und Handlungsbereitschaft. In dieser Studie war es nach Angaben der ForscherInnen erstmals möglich, in Echtzeit die Unterschiede im Gehirn von Kaffeetrinkern und Nichttrinkern zu beobachten, wobei die betroffenen Bereiche neben dem Kleinhirn auch das Striatum, den Thalamus sowie den Parahippocampus betreffen. Die Vorteile des Kaffeetrinkens sind nach dieser Studie bereits nach einer einzigen Tasse bemerkbar. Neben den dauerhaften Auswirkungen untersuchte man die Probanden nach dem Konsum lediglich einer Tasse, indem diese zur Lösung einer Denkaufgabe angehalten wurden. Interessanterweise wurden die strukturellen Unterschiede, die bei Langzeitkonsumenten im Gehirn festgestellt wurden, bereits durch die Wirkung einer Kaffeetasse ausgelöst. Dies lässt den Schluss zu, dass sich Kaffee oder genauer genommen Koffein vor allem durch kurzzeitige Boosts in der Gehirnleistung auszeichnet.
      Anzumerken ist, dass diese Studie vom Institut for Scientific Information on Coffee finanziert wurde, die von Kaffeeunternehmen wie Nestlè, Lavazza und Tchibo finanziert wird.

      Literatur

      Magalhães, Ricardo, Picó-Pérez, Maria, Esteves, Madalena, Vieira, Rita, Castanho, Teresa C., Amorim, Liliana, Sousa, Mafalda, Coelho, Ana, Fernandes, Henrique M., Cabral, Joana, Moreira, Pedro S. & Sousa, Nuno (2021). Habitual coffee drinkers display a distinct pattern of brain functional connectivity. Molecular Psychiatry, doi:10.1038/s41380-021-01075-4.

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