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Lernbegleitung

    Unterricht vollzieht sich immer in der Dialektik von Lehren und Lernen, wobei sich schon seit einiger Zeit deutliche Akzentverschiebungen ergeben haben, indem traditionell die Ausbildung und Fortbildung vor allem auf die Kompetenzen der Lehrenden ausgerichtet war, die ein Unterrichtsarrangement zu gestalten hatten, das auf das mittlere Niveau einer gesamten Gruppe von Lernenden ausgerichtet war. Heute wird Unterricht aber wesentlich stärker aus der Perspektive des Lernenden betrachtet, sodass die Lehrenden stärker in die Rolle einer Lernbegleitung schlüpfen müssen.

    Die Tätigkeit der Begleitung und des Beratens als zentralen Aufgaben der Lehrtätigkeit erhält neben den Tätigkeiten des Unterrichtens, Erziehens und Bewertens daher eine neue Bedeutung. Neben der reinen Wissensvermittlung sind Lehrende in zunehmendem Maße für die Gestaltung von Lernumgebungen verantwortlich, in denen die Lernenden eigenverantwortlich und selbstorganisiert lernen können. Diese Lernbegleitung steht im Kontext von kompetenzorientiertem und individualisiertem Unterricht, d. h., es ist die Aufgabe der Lehrenden, das Lernen konsequent von der Perspektive des Lernenden her zu denken, damit Lerninhalte und Kompetenzstandards in einen individuellen Zusammenhang zu Lernmotivation, -strategie und -leistung des einzelnen Lernenden gebracht werden. Ein dergestalt individualisierter Unterricht hat zum Ziel, jeden Lernenden in einer optimalen Lernumgebung den größtmöglichen Kompetenzzuwachs zu ermöglichen, sodass jeder sein Begabungspotential ausschöpfen kann. Optimale Lernbedingungen für den Einzelnen bestehen dann, wenn die individuelle Passung zwischen Lernendem und Lerngegenstand erzeugt werden kann. Dies erfordert auf Seiten der Lehrenden einerseits eine fundierte diagnostische Kompetenz und andererseits bei den Lernenden die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung, wobei die Lehrenden die Lernenden individuell in ihrem Lernprozess unterstützen und als Lernbegleitung für die Lernenden handeln.
    Lernbegleitung basiert daher auf einer bestimmten Haltung der Lehrenden und ist nur mehr eine Rolle neben anderen, wobei die Annahme der Haltung und der Rolle auch darauf wirkt, wie die anderen Rollen wahrgenommen werden. Die Grundhaltungen der Lehrenden drücken sich in Einstellungen zu anderen Menschen aus und in einer bestimmten Art und Weise der Begegnung von Mensch zu Mensch, wobei gilt, dass Beziehungen nicht in erster Linie durch angelernte Sozialtechniken entstehen, sondern durch Haltungen, die gelebt werden, indem sie sich in konkreten Handlungen ausdrücken. Diese Haltungen bestimmen den zwischenmenschlichen Umgang in Lernsituationen und ergeben sich aus dem Menschenbild.

    Quelle
    AG Lernbegleitung (2012). Arbeitspapier Lernbegleitung. Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung. Hamburg.


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