Zum Inhalt springen

Ethnozentrismus

    Ethnozentrismus beschreibt die Tendenz von Menschen bzw. Gruppen, sich selbst für gut, moralisch und tugendhaft zu halten und Außengruppen für schlecht, unmoralisch und bedrohlich. Der Begriff Ethnozentrismus ist ein primär psychologischer, der aber auch in unterschiedlichsten sozialwissenschaftlichen und politikwissenschaftlichen Untersuchungen verwendet wird, um die psychologische Voreingenommenheit eines Individuums oder einer Gruppe gegenüber fremden Gruppen zu beschreiben. Dabei werden die Merkmale der eigenen Gruppe, der ein Individuum angehört, als Bewertungsgrundlage vorausgesetzt und gegenüber denen von Fremdgruppen für überlegen gehalten, wobei sich dies auf Kultur, Lebensweise, Lebensstil, Weltanschauung oder Religion beziehen kann. LeVine & Campbell (1972) haben die zentralen Theorien zur Entstehung des Ethnozentrismus und dessen Ausprägungen zusammengefasst:

    • Je größer der tatsächliche Unterschied zweier Gruppen hinsichtlich eines bestimmten Merkmales, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Merkmal im Stereotyp der jeweiligen Gruppe erscheint.
    • Wirkliche Differenzen spielen für das Stereotyp mit zunehmender Häufigkeit der Beobachtung der Außengruppe in der Interaktion mit dieser eine immer größere Rolle. Das impliziert, dass weniger distante Gruppen exakter stereotypisiert werden. Deshalb nimmt der Inhalt von Stereotypen umso mehr den Charakter von Projektionen an und verliert umso mehr an Exaktheit, je entfernter und unbekannter die Außengruppe.
    • Merkmalsunterschiede bei Inter-Gruppen-Interaktionen zeigen sich am deutlichsten und am genauesten im Stereotyp über die jeweils andere Gruppe.
    • Von den Merkmalsunterschieden mit ungefähr gleicher Ausprägung werden die am ehesten bemerkt und zu stereotypen Vorstellungen verarbeitet, die für die Bedürfnisse und Wünsche der Gruppe relevant sind.
    • Besteht erst einmal ein Unterschied, sei es im Stereotyp , sei es in der Wahrnehmung, dann bedarf es nur einer geringen tatsächlichen Differenz, um diesen Unterschied aufrecht zu erhalten oder neu zu bilden.
    • Diejenigen Merkmale, die innerhalb der eigenen Gruppe übereinstimmend auf starke Ablehnung stoßen, finden sich mit großer Wahrscheinlichkeit in den Stereotypen der Außengruppe wieder.

    Literatur

    LeVine, R.A. & Campbell, D.T. (1972). Ethnocentrism: Theories of Conflict, Ethnic Attitudes, and Group Behavior. New York: John Wiley.


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert