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Eskapismus

    Eskapismus, Realitätsflucht oder Wirklichkeitsflucht bezeichnet man die Tendenz mancher Menschen, aus oder vor der realen Welt zu flüchten. Eskapismus ist somit ein Vermeidungshandlung, wobei bewusst oder unbewusst gesellschaftliche Zielsetzungen und Handlungsvorstellungen verweigert werden. Diese Flucht vor der Realität kann durch geistiges und soziales Abschirmen, durch eine Hinwendung zum Irrationalen, einen übermäßigen Gebrauch von Medien aller Art oder auch durch die Einnahme von Drogen vollzogen werden. Eskapismus kann mit den unterschiedlichsten Medien betrieben werden, etwa durch Bücher, mit dem Radio oder auch mit dem Abtauchen in einen Streaming-Marathon mit einer Serie (Binge-Watching). Videospiele sind allerdings besonders gut darin, psychologische Grundbedürfnisse zu befriedigen. Eskapismus ist oft eine Folge von persönlichkeits- oder sozialstrukturell bedingter Frustrationen.

    Eskapismus im psychologischen Sinn entsteht allgemein, wenn der Betroffene verstärkt bei fiktiven Handlungsabläufen aktiv agiert (etwa durch Sprechen mit den Medienfiguren, Einbildung einer Kommunikation) und somit einen Abstand zu seiner eigenen Realität schafft und dort auch nicht mehr zurückkehren kann bzw. möchte. Häufig ist man nicht mehr in der Lage diese zu verbessern, da man sich schlimmstenfalls voll und ganz auf eine falsche Realität und nicht die Probleme der eigenen Realität fokussiert. Problematischen Eskapismus erkennt man unter anderem an folgenden Symptomen:

    • Isolation: Krankhafte Eskapisten flüchten vor der Wirklichkeit und isolieren sich in der Folge zunehmend von ihren Mitmenschen, d. h., sie können oder wollen nicht mit Kritik oder Widerspruch umgehen. Dieses Verhalten kann in eine Abwärtsspirale führen, in der sich die Betroffenen immer mehr isolieren, bis sie kaum mehr soziale Kontakte pflegen und vereinsamen.
    • Realitätsverlust: Wenn Menschen zunehmend in ihrer Fantasiewelt leben, etwa wenn sie sich mit fiktiven Gestalten aus Filmen oder Videospielen unterhalten und so tun, als wären sie ein Teil der realen Welt, beginnen sie irgendwann Realität und Fiktion nicht mehr zu unterscheiden.
    • Vernachlässigung: Krankhafte Eskapisten sind so sehr in ihrer eigenen Welt verhaftet, dass sie ihre Verpflichtungen im Alltag vernachlässigen, etwa die berufliche Arbeit, ihre sozialen Kontakte, die Körperhygiene und die Organisation ihrer Umgebung.

    Hinzu können Ziellosigkeit und Ängste kommen, denn durch die Flucht vor der Wirklichkeit verschwinden die Probleme und Sorgen ja nicht, sondern sie werden sogar größer.

    In der Medienpsychologie gilt Eskapismus als ein zentrales Motiv der Mediennutzung, denn die Medien werden zur Befriedigung affektiver Bedürfnisse herangezogen. In der Medienforschung wird Eskapismus dem Uses-and-Gratifications-Ansatz zugeordnet, indem Medienangebote zur Alltagsflucht gewählt werden.

    Zwar wird in der Literatur bei Realitätsflucht bzw. Eskapismus in erster Linie auf dessen Gefahren hingewiesen, doch kann diese Form des Ausklinkens auch positive Aspekte haben und manchmal sogar lebensnotwendig sein kann. Bei manchen als computerspielsüchtig Betrachteten kann es vielleicht um eine gezielte und zeitlich absehbare Flucht aus einer bestimmten gesellschaftlichen Situation gesehen werden, d. h., die Person wählt sich gezielt ein Medium aus und lässt sich nicht einfach von der Umgebung beeinflussen. Vor allem in einer Situation, in der man nichts ändern kann, ist diese Form der Flucht vor der Realität oftmals sogar sinnvoll, speziell für Kinder und Jugendliche. Gerade in sehr belastenden Zeiten (z. B. Corona Pandemie) sind Medien und auch Videospiele für Kinder und Jugendliche manchmal der einzige Rückzugsort.


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