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Wissenschaft

    Alltagssprachlich werden die Begriffe Wissenschaft, wissenschaftliches Arbeiten und Forschung häufig synonym verwendet, aber auch in der Wissenschaft selbst ist die Tendenz vorhanden, eine Gleichsetzung von Wissenschaft und meist empirischer Forschung vorzunehmen. Diese Begriffsverwendung unterliegt allerdings auch Moden und Strömungen, wie sie auch in der Wissenschaft zu finden sind sind. Kennzeichen bzw. Qualitätsmerkmale des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses sind dabei Intersubjektivität und Objektivität im Sinne von Überprüfbarkeit, Reliabilität als Verlässlichkeit des hervorgebrachten Wissens und schließlich die Validität, also die Anwendung der geeigneten problembezogenen Methoden. Der Begriff Wissenschaft wird daher im allgemeinen auf unterschiedliche Art und Weise verwendet, wobei sich mindestens drei Verwendungen unterscheiden lassen:

    • Wissenschaft als Institution: In diesem Sinn bezeichnet Wissenschaft die Gesamtheit der Forschenden und Lehrenden, meist an Hochschulen.
    • Wissenschaft als Tätigkeit bzw. Methode: Wissenschaft in diesem Sinn bezieht sich auf den Prozess der Generierung von Wissen. Wissenschaft besteht somit darin, dass Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen versuchen, auf eine bestimmte Art und Weise Probleme zu lösen.
    • Wissenschaft als Produkt: Schließlich kann sich der Begriff Wissenschaft auch auf die Ergebnisse wissenschaftlicher Tätigkeit beziehen, also auf wissenschaftliche Erkenntnisse.

    Wissenschaft kann man als ein institutionalisiertes System der Hervorbringung (Forschung), Verarbeitung (Kritik), Bewahrung (Dokumentation) und Vermittlung (Lehre) von Wissen bezeichnen, das bestimmten Regeln folgt und im Selbstverständnis kollaborativ angelegt ist, wobei sowohl die Institution als auch die jeweiligen Tätigkeiten und schließlich auch das, was in diesem und durch dieses System an Wissen hervorgebracht wird, als Wissenschaft bezeichnet werden. Eine Wissenschaft wie die Psychologie ist demnach eine Institution, die mittels wissenschaftlicher Forschung wissenschaftliches Wissen produziert. Wissenschaftliche Forschung bezeichnet dabei das systematische und institutionalisierte Streben nach neuem Wissen unter Verwendung wissenschaftlicher Methoden. Dabei stellen wissenschaftliche Methoden das von der wissenschaftlichen Gemeinschaft akzeptierte Werkzeug für die Produktion von wissenschaftlichem Wissen dar. Wissenschaftliches Wissen beinhaltet somit auch die durch wissenschaftliche Methoden erzielten Resultate der Forschung. Diese Bestimmung von Wissenschaft erscheint auf den ersten Blick brauchbar, erweist sich jedoch als zirkulär, wird doch keiner ihrer Bestandteile unabhängig von den anderen bestimmt. Definiert man etwa Wissenschaft über ihre Methode, so lässt man dabei außer acht, dass wissenschaftliche Methoden einem Veränderungsprozess unterworfen sind, d. h., was heute als wissenschaftliche Methode akzeptiert wird, kann in Zukunft wieder verworfen bzw. als unwissenschaftlich bezeichnet werden. Es lässt sich an Hand zahlreicher wissenschaftshistorischer Beispiele zeigen, dass es keine generellen wissenschaftlichen Methoden für Wissenschaft gibt, gegen die man nicht im Namen des wissenschaftlichen Fortschritts immer wieder verstößt. Der Zweck wissenschaftlichen Handelns liegt letztlich in der Produktion von Aussagen über einen bestimmten Phänomenbereich der Wirklichkeit mit dem Ziel, dass diese Aussagen in bezug auf ihren empirischen und logischen Wahrheitsgehalt jenen Aussagen überlegen sind, die schon allein mittels des gesunden Menschenverstandes formuliert werden können.

    Bei der Frage „Was ist Wissenschaft?“ ist man mit einer Vielzahl von Definitionsmöglichkeiten konfrontiert, an denen sich stets mehr oder minder berechtigte Kritik anbringen lässt, sodass eine einheitliche Definition von Wissenschaft in dem Sinn, dass sie notwendige und hinreichende Kriterien für diese beinhaltet, kaum möglich erscheint. Letztlich kann man nur angeben, welche sehr allgemeinen Kriterien als Voraussetzungen zu gelten haben, um ein Unternehmen überhaupt erst als Wissenschaft bezeichnen zu können.

    Die wissenschaftliche Methode ist wohl die beste bisher entdeckte Vorgangsweise, um die Wahrheit von Lügen und Täuschungen zu unterscheiden. Die einfache Version sieht in etwa so aus:

    1. Beobachte einen Aspekt des Universums.
    2. Erfinde eine Theorie, die mit dem, was du beobachtet hast, vereinbar ist.
    3. Verwende die Theorie, um Vorhersagen zu treffen.
    4. Teste diese Vorhersagen durch Experimente oder weitere Beobachtungen.
    5. Änder die Theorie im Lichte dieser Ergebnisse.
    6. Gehe zu Schritt 3 zurück.

    Dies lässt die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern bei der Erstellung von Theorien und die Tatsache außer Acht, dass es für jeden Wissenschaftler unmöglich ist, jedes Experiment zur Bestätigung jeder Theorie unabhängig durchzuführen. Da das Leben kurz ist, müssen Wissenschaftler anderen Wissenschaftlern vertrauen. Einem Wissenschaftler, der behauptet, ein Experiment durchgeführt und bestimmte Ergebnisse erzielt zu haben, wird daher in der Regel geglaubt, und die meisten Menschen werden sich nicht die Mühe machen, das Experiment zu wiederholen. Experimente werden jedoch im Rahmen anderer Experimente wiederholt. Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten enthalten Vorschläge für andere Wissenschaftler, die sie weiterverfolgen können. In der Regel besteht der erste Schritt dabei darin, die frühere Arbeit zu wiederholen. Wenn also eine Theorie der Ausgangspunkt für eine beträchtliche Anzahl von Arbeiten ist, werden die ursprünglichen Experimente mehrmals wiederholt. Manche Leute sprechen vom Kuhnschen Paradigmenwechsel, der sich auf das beobachtete Muster einer langsamen Erweiterung der wissenschaftlichen Erkenntnisse mit gelegentlichen plötzlichen Umwälzungen bezieht. Dies geschieht tatsächlich, aber es folgt immer den oben genannten Schritten. Manche Wissenschaftsphilosophen argumentieren aber auch, dass es so etwas wie die wissenschaftliche Methode gar nicht gibt.


    In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde versucht, die Wissenschaft von der Nicht-Wissenschaft eindeutig zu unterscheiden, was mehr oder minder gescheitert ist. Solche Abgrenzungsprobleme wie sie etwa Popper mit der Falsifizierbarkeit als Abgrenzungskriterium versucht hat, sind im Mainstream zwar noch immer in Mode, sind aber letztlich nicht haltbar, denn es gibt immer jede Menge an Gegenbeispielen. Auch wenn dann manche im Sinne des „anything goes“ behaupten, dass man Wissenschaft ohnehin nicht abgrenzen kann, also sollte man es gar nicht erst versuchen, gibt es doch einige Eingrenzungen: Wissenschaft ist gekennzeichnet durch Erfahrungskontrolle oder auch durch Erkenntnisansprüche, denn man möchte aus den Theorien heraus Erklärungskraft besitzen und Vorhersagen treffen können. Dabei haben verschiedene Disziplinen unterschiedliche Maßstäbe, denn Wissenschaft stellt sich aus der Perspektive der Physik ganz anders dar als aus der Perspektive der Sozialwissenschaften. Wissenschaft ist von Galilei bis heute ein historisches Unternehmen und da ist auch nichts in Stein gemeißelt, aber sie besitzt dennoch so etwas wie eine Kontur.
    Zusammengefasst nach einem Interview mit dem Philosophen Martin Carrier in science.ORF.at.


    Literatur

    Stangl, W. (2023, 2. März). Was bezeichnet man als die wissenschaftliche Methode? arbeitsblätter news.
    https://arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/was-bezeichnet-man-als-die-wissenschaftliche-methode/.


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