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Verhaltensauffälligkeit

    1. Definition
    “Verhaltensauffälligkeit bezeichnet allgemein das Verhalten eines Menschen, das gegen Erwartungsnormen des Umfeldes durch Intensität und/oder wiederholtes Auftreten in einem Maße verstößt, das sie Vertreter dieser Erwartungsnormen das Verhalten mehr oder minder mißbilligen (sic!) und eventuell mit Gegenmaßnahmen antreten.
    In Umgangssprache und Fachliteratur fällt auf, daß (sic!) der Begriff ausschließlich für negativ empfundene Abweichungen von der Norm verwendet wird […]. Ferner wird Verhaltensauffälligkeit ebenso ausschließlich nur auf die Kinder und Jugendlichen bezogen, was die normvertretende Erwachsenenwelt – als scheinbar nicht auffällig – kritiklos zu einer unbefugten Urteilsinstanz erhebt“ (Köck & Ott, 1994, S. 771).

    2. Definition
    Der Begriff Verhaltensauffälligkeit betrifft häufig Abweichungen im psycho-sozialen Bereich, wie zum Beispiel Sozialverhalten, Motivation und Emotionalität. Er gilt aber generell auch als Überbegriff für Erziehungsschwierigkeiten, Störverhalten, usw. Die Bezeichnung „Verhaltensauffälligkeit“ wird oft als Synonym verwendet, um den Ausdruck Verhaltensstörung allgemein zu definieren (vgl. Roth, 1976, S.289f).

    3. Definition
    Pädagogisch betrachtet versteht man unter Verhaltensauffälligkeit die Handlungen und Unterlassungen, die stark von der Norm abweichen. Kommen diese bei Erwachsenen oder Jugendlichen vor, werden sie teilweise als Straftaten eingestuft. Einige der auffälligen Verhaltensweisen fallen auch in das Gebiet der Psychiatrie (vgl. ohne Autor, 1971, S.300).

    4. Definition
    Personen werden als verhaltensauffällig eingestuft, wenn sie die Grenze der Akzeptanz bezüglich dem Verhalten überschreiten. Diese Bezeichnung hat allerdings eine eher negative Bedeutung, da zum Beispiel im Bereich der Erziehung der Erzieher Verhaltensweisen seiner Schüler als abnormal oder störend empfindet.
    “Der Schüler mit […] Verhaltensauffälligkeiten sollte primär als Indikator für Mängel im System gesehen werden“ (vgl. Schorr, 1993, S.620).

    5. Definition
    Verhaltensauffälligkeit in Bezug auf Kinder ist oft die Folge von negativen Einflüssen auf die Erziehung. Es kommt zu einer Veränderung des Verhaltens entgegen den Normen, wodurch das harmonische Zusammenleben mit den Mitmenschen erschwert wird. Typische Beispiele sind vor allem ungewöhnliche motorische Unruhen wie Zähneknirschen, Nägelkauen, Brutalität aber auch Sprachstörungen und Träumerei sowie Autismus (vgl. Bornemann & Mann-Tiechler, 1964, S.104).

    Zunahme der Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern?

    Der Anteil von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Störungen ist in den letzten Jahrzehnten konstant geblieben, d. h., etwa zwanzig Prozent der Kinder sind auffällig, zehn Prozent bräuchten eine Form der professionellen Behandlung aus dem psychosozialen Bereich. Am häufigsten sind dabei Angststörungen, Essstörungen vor allem bei Mädchen und Störungen des Sozialverhaltens, das vor allem im schulischen Bereich auffällig wird, und Aufmerksamkeitsstörungen. Eher selten sind Kinder mit Depressionen und Suizidgefährdung. Psychische Erkrankungen von Kindern unterliegen bestimmten Moden, sodass der Eindruck entsteht, dass viele Kinder ein spezifisches Störungsbild haben, denn etwa im Falle von ADHS stellt sich die Frage, ob wirklich alle Kinder, bei denen der Verdacht besteht, diese Krankheit auch haben. Scheinbar nimmt die Diagnose seit Jahren zu, doch was zunimmt, ist eher ein professioneller und differenzierter Zugang, denn nur weil ein Kind nicht ruhig sitzen kann, hat es noch nicht ADHS. Ein kurzer Blick auf diese Kinder genügt nicht, sondern es müssen spezifische Testinstrumente angewendet und verschiedene Personen befragt werden. Professionelle Kinderpsychiatrie funktioniert im übrigen nur mit Einbindung der Angehörigen, denn bei Kindern sollte Eltern stets klar sein, dass sie für den Zustand ihrer Kinder immer mitverantwortlich sind, was aber nicht notwendigerweise bedeutet, dass Väter oder Mütter Hauptverursacher sind, doch sie sind verantwortlich dafür, etwas zu tun, damit es dem Kind besser geht.

    Quellen & Literatur
    Bornemann, E. & Mann-Tiechler, G.(1964). Handbuch der Sozialerziehung 3. Praxis der Sozialerziehung bei gestörten sozialen Beziehungen. Freiburg: Verlag Herder.
    Ohne Autor (1971). Lexikon der Pädagogik 4. Freiburg: Verlag Herder.
    Köck, P. & Ott, H. (1994). Wörterbuch für Erziehung und Unterricht. Donauwörth: Verlag Ludwig Auer.
    Roth, L. (1976). Handlexikon zur Erziehungswissenschaft. München: Ehrenwirth Verlag.
    Schorr, A.(1993).Handwörterbuch der angewandten Psychologie. Bonn: Deutscher Psychologen Verlag.
    Interview mit Paulus Hochgatterer im STANDARD vom 21. März 2014.


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