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soziale Erwünschtheit

    Bei der sozialen Erwünschtheit handelt es sich um eine spezielle Form der Selbstdarstellung, wobei sich eine untersuchte Person ist bemüht, sich selbst so darzustellen, wie es den sozialen Erwartungen und Normen der Gruppe entspricht, von der der Test durchgeführt wird. Da die Erwartungen an andere in verschiedenen sozialen Gruppen durchaus unterschiedlich sein können, kann eine Selbstdarstellung im Sinne der sozialen Erwünschtheit in verschiedenen Kontexten auch ganz unterschiedlich ausfallen.

    Übrigens entwickelt Kinder schon ab einem Alter von etwa fünf Jahren eine Vorstellung davon, was Reputation ist und welche soziale Auswirkungen das eigene Ansehen mit sich bringt. Daher beginnen Kinder ab diesem Alter, aktiv an ihrer Selbstdarstellung zu arbeiten und sich anderen Menschen gegenüber positiv darzustellen. So verhalten sich in einem Experiment Fünfjährige großzügiger, wenn sie wissen, dass ihnen jemand zuschaut (Silver & Shaw, 2018).

    1. Definition
    Soziale Erwünschtheit bezeichnet das Verhalten von Testpersonen, ihre Antworten an die Erwartungen des Testers anzupassen. Sie wollen mit ihrer Antwort den vermeintlichen Erwartungen des Forschers gerecht werden. So wird zum Beispiel ein männlicher Interviewer von weiblichen Testprobanden zum Thema Sexualität verzerrte Antworten erhalten(vgl. Friedrichs, 1980, S.152).
    2. Definition
    „Zur Erklärung der Abgabe sozial erwünschter Antworten (des sog. „Social-Desirability-Response-Set“), also z. B. der Untertreibung des Alkoholkonsums, finden sich ebenfalls zwei Erklärungsansätze: einerseits soziale Erwünschtheit als Persönlichkeitsmerkmal, das sich im Bedürfnis nach sozialer Anerkennung zeigt, andererseits als situationsspezifische Reaktion auf die Datenerhebung, wobei aufgrund bestimmter Konsequenzbefürchtungen die tatsächlichen Sachverhalte verschwiegen oder beschönigt werden“(vgl. Schnell, Hill & Esser, 2005, S. 355).
    3. Definition
    Sozial erwünschtes Verhalten wird vor allem bei Befragungen festgestellt und stellt damit eine Antwortverzerrung bei empirischen Forschungen dar. Die Befragten passen die Antworten an die Erwartungen der Umwelt an (vgl. Lakitsch, 2009, S. 5f).
    4. Definition
    Soziale Erwünschtheit (engl. Social desirability effect), wird im „Wörterbuch der Soziologie auch als „Ja-Sager-Effekt“ bezeichnet. Sie bezeichnet die Tendenz bei einer Befragung vermeintlich sozial vernünftige Antworten zu geben, vor allem bei tabuisierten Themenbereichen wie politischer Radikalismus oder Suchtverhalten. Dieses Verhalten tritt vermehrt bei Personen mit schwachem Selbstbewusstsein auf, dieser Effekt kann auch durch die Anwesenheit „Dritter“ verstärkt werden (vgl. Hillmann, 1994, S. 800).
    5. Definition
    Die soziale Erwünschtheit wird auch als soziale Wünschbarkeit bezeichnet. Als Eigenschaft eines Merkmals bedeutet sie so viel wie die positive Bewertung eines Merkmals innerhalb der Gesellschaft. Sie kann aber auch als Eigenschaft von Fragen und Antwortvorgaben diskutiert werden und spielt dabei eine wesentliche Rolle als Fehlerquelle bei Befragungen. Um die soziale Erwünschtheit als Fehlerquelle zu eliminieren wurden spezielle SD(„social desirability“)  Skalen entwickelt (vgl. Hartmann, 1989).

    Literatur

    Friedrichs, J. (1980). Methoden empirischer Sozialforschung. Opladen: Westdeutscher Verlag GmbH.
    Hartmann, P. (1989). Soziale Erwünschtheit. In G. Endruweit & Trommsdorf  G. (Hrsg.), Wörterbuch der Soziologie (S. 117). Stuttgart: Lucius & Lucius.
    Hillmann, K. (1994). Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart: Verlag Alfred Kröner.
    Lakitsch, S. (2009). Soziale Erwünschtheit in der Markt –und Meinungsforschung. Nordtstedt: Verlag Grin.
    Online im Internet: WWW: [http://books.google.at/books?id=201w65FUmAcC&printsec=frontcover&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false] (10-12-07)
    Schnell, R., Hill, P. & Esser, E.  (2005). Methoden der empirischen Sozialforschung. München: Verlag Oldenbourg.
    Silver, Ike M. & Shaw, Alex (2018). Pint-Sized Public Relations: The Development of Reputation Management. Trends in Cognitive Sciences, 22, 277 – 279.


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