Somatoforme Störungen sind körperliche Beschwerden ohne offensichtlich organische Ursachen, d. h., die berichteten körperlichen Beschwerden bezeichnet lassen sich nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen. Meist stehen neben Symptomen wie Müdigkeit und Erschöpfung Schmerzsymptome an vorderster Stelle, gefolgt von Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden, sexuellen und pseudoneurologischen Symptomen. Somatoforme Symptome treten bei ca. 80 Prozent der Bevölkerung zumindest zeitweise auf, gehen in der Regel „von selbst“ vorüber und werden kaum beachtet. Mehr als zehn Prozent der Bevölkerung leidet aber zeitweilig oder langfristig unter somatoformen Störungen. Bei somatoformen Störungen tritt manchmal der falsche Verdacht auft, die Krankheit sei bloß eingebildet. Doch somatoforme Störungen haben verschiedenste Ursachen und fordern eine differenzierte biopsychosoziale Diagnostik. Häufige somatoforme Störungen sind
- chronische Müdigkeit,
- chronische Rückenschmerzen,
- chronische Unterbauchbeschwerden
- Fibromyalgie
- funktionelle Dyspepsie
- Globus
- Hyperventilationssyndrom
- Idiopathischer Gesichtsschmerz
- Multiple Chemische Sensitivität
- Nicht-kardialer Brustschmerz
- Prämenstruelles Syndrom
- Reizdarmsyndrom
- Schleudertrauma-assoziierte Beschwerden
- Spannungskopfschmerz
- Temporomandibuläre Störung.
Häufig stehen Traumatisierung und Stress im Vordergrund, denn sehr häufig berichten Betroffene über Verletzungen in der Kindheit oder in späteren Jahren. Dabei werden auch Ergebnisse von Modellernen sichtbar, wenn etwa während der Kindheit eine bestimmte Beschwerde mit besonderer elterlicher Zuwendung honoriert wurde, sodass sich das Beschwerdebild festigen konnte. Bei funktionellen Schmerzsyndromen scheinen Auffälligkeiten sowohl in der Verteilung der grauen Gehirnsubstanz, wie auch in der basalen und stimulierten Gehirnaktivität vorhanden zu sein. Die Reduktion grauer Gehirnsubstanz scheint nach neueren Erkenntnissen in der Schmerzmatrix hier eine Rolle zu spielen, wobei die bei Betroffenen festgestellte Dysbalance von hemmenden und erregenden Neurotransmittern sowie eine reduzierte Dopaminausschüttung eine entscheidende Rolle in der Regulierung von Schmerz innerhalb dieser Matrix spielen. Klinische Studien haben auch in der Persönlichkeit Betroffener eine Komponente gefunden: Vor allem Perfektionismus, Neurotizismus, Alexithymie können direkt oder indirekt über das Erleben von Stress die Ausbildung der somatoformen Störung beeinflussen.
Literatur
Kleinstäuber Maria & Witthöft, Michael (Hrsg.) (2013). Themenschwerpunkt: Somatoforme Störungen – Neuentwicklungen bei Klassifikation, Diagnostik und Modellbildung. Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin.