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ökonomische Theorie

    Die ökonomische Theorie basiert auf einem instrumentellen Rationalitätsbegriff,  der besagt dass Handlungen auf den Märkten wie auf den Börsen auf Grund logischer und rationaler Überlegungen gewählt werden,  um die zuvor gesetzten Ziele erreichen. Die Ökonomie betrachtet dabei den Entscheidungsprozess als Blackbox, deren Existenz vorausgesetzt wird, aber nicht für die ökonomische Analyse weiter untersucht wird. Damit unterscheidet sich die Ökonomie von den andern Sozialwissenschaften, die dem Entscheidungsprozess die zentrale Aufmerksamkeit widmen. Mit der Theorie des erwarteten Nutzens wurde schließlich der ökonomische Rationalitätsbegriff in ein mathematisch handhabbares Konzept gefasst, allerdings erweist sich die Annahme von Rationalität in der ökonomischen Prozessen zwar als wichtig, bildet aber letztlich nicht die fundamentale Prämisse, von der das darauf aufbauende Theoriegebäude alleine abhängt.

    Allerdings ist die menschliche ökonomische Rationalität zum einen schon deshalb sehr begrenzt, weil in die meisten Entscheidungen auch emotionale und soziale Faktoren einfließen, was Menschen im Grunde zu einem Homo irrationalis macht, der etwa als Anleger einem Herdentrieb folgt, auf die plumpesten Profitversprechen hereinfällt und sich zu riskanten Geschäften verleiten lässt. Allerdings sind Menschen sehr wohl auch altruistisch, sozial, nicht berechnend, und haben nicht ständig ihr eigenes Wohl, sondern auch das der meist nächsten Mitmenschen im Auge. Überlegungen wie Fairness und Gerechtigkeit spielen dabei eine Rolle, auch Empathie und Mitgefühl, was auch daran liegen kann, dass Menschen evolutionär auch auf Teilen und Kooperieren angelegt sind. Allerdings gibt es auch Menschen, die nicht nur für sich selbst nichts Rationales tun, sondern geradezu destruktiv sind, wenn es um das Wohl anderer Menschen geht, also eine antisoziale Neigung mit oft sogar psychopathischen Züge zeigen, um anderen bewusst zu schaden, selbst wenn sie selber daraus keinen unmittelbaren Vorteil ziehen und sich sogar selbst dabei schaden können.

    Auch die Corporate Finance, die sich mit den Fragen des Finanzmanagements, der Investitionsplanung, der Kapitalstruktur- und Dividendenpolitik befasst, setzt letztlich den Typus des rationalen Optimierers, der das Geschehen durch rein rationale Entscheidungen dominiert, voraus. Ein Markt gilt als effizient (Markteffizienzhypothese), wenn die Preise immer alle verfügbaren Informationen vollständig widerspiegeln, wobei diese Aussage impliziert, dass es unmöglich ist, mit Handelssystemen, die auf aktuell verfügbaren Informationen beruhen, überdurchschnittliche Erträge zu erzielen. Heute glaubt man, dass die Markteffizienzhypothese so nicht länger aufrecht erhalten werden kann, was fatale Konsequenzen für die Konzepte der Modern Finance und auch für die Praxis der Corporate Finance hat.


    Die Identifizierung potenzieller Determinanten von Rationalität – verstanden als eine Eigenschaft von Entscheidungsträgern – ist aus Sicht der angewandten Wissenschaft von großer Bedeutung, denn sowohl politische Entscheidungsträger als auch die Industrie haben ein ausgeprägtes Interesse daran, zu verstehen, welche Menschen rationale Entscheidungen treffen, sei es, um wirksame politische Maßnahmen zu konzipieren, die Gerechtigkeit zu verbessern oder Talentauswahlverfahren zu optimieren.

    Insbesondere bei der Forschung an der Grenze zwischen Grundlagen und Anwendung sollten diese Messungen präzise und zuverlässig sein, doch Nitsch et al. (2022) zeigen, dass die etablierten empirischen Messungen der Rationalität nicht zuverlässig genug sind, was bedeutet, dass dringend Fortschritte bei der Messung der Rationalität erforderlich sind. Auf der Grundlage mehrerer originaler und veröffentlichter Datensätze sieht man eindeutig, dass zeitgenössische Messungen der Rationalität nach gängigen Standards eine mäßige bis schlechte Zuverlässigkeit aufweisen. Weitere Analysen der Varianzkomponenten sowie die Möglichkeit für die Teilnehmer, frühere Entscheidungen zu revidieren, deuten darauf hin, dass dies eher auf eine geringe Varianz zwischen den Versuchspersonen als auf einen hohen Messfehler zurückzuführen ist. Dabei hatte man Rationalität danach berechnet, wie logisch Menschen in drei verschiedenen Experimenten auf Preisveränderungen reagierten. In den Szenarien ging es um hypothetische Spendenentscheidungen, wobei über mehrere Runden die Probanden von einem vorgegebenen Geldbetrag einen von ihnen frei wählbaren Teil an eine Freundin oder einen Freund abgeben sollten. In jeder Runde variierte, wie viel von dem abgegebenen Betrag tatsächlich beim Empfänger ankommt und welcher Anteil auf dem Weg dahin verloren geht, somit also der Preis der Spende.

    Siehe auch Behavioral Finance

    Literatur

    Nitsch, Felix J., Lüpken, Luca M., Lüschow, Nils & Kalenscher, Tobias (2022). On the reliability of individual economic rationality measurements. Proceedings of the National Academy of Sciences, 119, doi:10.1073/pnas.2202070119.
    http://www.spektrum.de/kolumne/den-letzten-beissen-die-hunde/1520617 (17-11-25)


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