Der Werksinn bezeichnet die 4. Stufe in Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung (6. Lebensjahr bis Pubertät) und steht dem Minderwertigkeitsgefühl gegenüber: Kinder in diesem Alter wollen zuschauen und mitmachen, beobachten und an der Welt der Erwachsenen teilhaben, sie wollen, dass man ihnen zeigt, wie sie sich mit etwas beschäftigen und mit anderen zusammenarbeiten können.
Das Bedürfnis des Kindes, etwas Nützliches und Gutes zu machen, bezeichnet Erikson demzufolge als Werksinn bzw. Kompetenz. Kinder wollen nicht mehr „so tun als ob“ – jetzt spielt das Gefühl an der Welt der Erwachsenen teilnehmen zu können, eine große Rolle. Demgegenüber steht in dieser Phase die Entwicklung eines Gefühls der Unzulänglichkeit und Minderwertigkeit. Dieses Gefühl kann sich immer dann etablieren, wenn der Werksinn des Kindes überstrapaziert wird. Auch Kinder, die mit Leistungsansprüchen der Erwachsenen überfordert werden und sich schließlich selbst überfordern, scheitern häufig in dieser Entwicklungsphase.
Kinder fühlen sich auch aus anderen Gründen minderwertig und unzulänglich, wenn ihr Bedürfnis etwas zu tun „wie die Großen“ ständig unterbunden wird – aus Sorge oder weil es Aufmerksamkeit für das kindliche Tun erfordert: Sie haben den Eindruck, „nur“ ein unfähiges Kind zu sein, das an der Welt der Großen nicht teilhaben kann, weil es zu klein, zu schwach und zu unbegabt ist. Auch haben manche Kinder in diesem Lebensabschnitt das Gefühl minderwertiger zu sein, wenn etwa ihre Fähigkeiten noch nicht ausreichen, dieselben Tätigkeiten wie ein Erwachsener auszuüben. Dieses Gefühl stellt eine gewisse Gefahr dar, denn wenn Kinder Unzulänglichkeit und Minderwertigkeit fühlen, kann diese Phase Werksinn gegen Minderwertigkeitsgefühl nicht erfolgreich bewältigt werden, was zu einem dauernden Schaden am Identitätsgefühl führen kann.
Siehe dazu im Detail Phasen der psychosozialen Entwicklung nach Erik Homburger Erikson