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Kunsttherapie

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Die Kunsttherapie ist eine therapeutische Disziplin, in der vorwiegend mit Medien der bildenden Kunst gearbeitet wird, etwa mit malerischen oder zeichnerischen Medien, plastisch-skulpturales Gestalten oder auch fotografischen oder musischen Medien. Die Kunsttherapie versucht dabei, mit bildnerisch-künstlerischen Medien therapeutische Veränderungen und eine Verbesserung des Gesundheitszustandes zu erreichen.

    Die Kunsttherapie ist heute ein eigenständiges Therapieverfahren im sozial-präventiven, im klinisch-psychologischen und im psychotherapeutischen Bereich. Das Verfahren sucht eine innerpsychische Erlebnisform in einem bildnerischen Medium, beispielsweise einem Bild, einer Plastik oder einer Grafik zu spiegeln und macht es möglich, methodisch-interventorisch Erlebnisformen und soziale Ausdrucksformen anders, neu- und umzuorientieren. Besondere Bedeutung hat die Kunsttherapie dabei in der psychiatrischen, psychosomatischen und psychosozialen Therapiepraxis gewonnen.

    KlientInnen können in der Kunsttherapie unter therapeutischer Begleitung innere und äußere Bilder ausdrücken, ihre kreativen Fähigkeiten entwickeln und ihre sinnliche Wahrnehmung ausbilden. Die kunsttherapeutische Praxis und Theoriebildung ist mit unterschiedlichen Disziplinen wie z. B. der Kunstwissenschaft, der Psychologie und der Pädagogik verbunden, sich daraus verschiedene Formen und Ansätze der Kunsttherapie entwickelt haben. Diese haben sich in klinischen, pädagogischen oder sozialen Praxisfeldern etabliert.

    Die Kunsttherapie ist auch eine Therapieform, bei der das künstlerische Gestalten als diagnostisches und therapeutisches Instrument eingesetzt wird. Durch den kreativen Prozess sollen Konflikte neu durchdacht werden, was einen neuen Zugang zu Problemen ermöglich. Man vermutet, dass man durch die meist nonverbalen Verfahren einen direkteren Zugang zu inneren Prozessen erhält. Kunsttherapie umfasst je nach Ausrichtung neben den klassischen bildenden Künsten auch Musik, Tanz, theatralische Inszenierung und gar Dichtung oder andere Formen der Sprachkunst. In einzelnen Verfahren der Kunsttherapie wird gezielt eine Verbindung zwischen den Künsten provoziert, etwa durch die musikalische Stimulation körperlicher Bewegung und die Anregung, auf Papier farbige Spuren der Bewegung zu erzeugen.

    Der Einsatz einer Kunsttherapie ist nicht an bestimmte psychotherapeutische Schulen gebunden, sondern es handelt sich dabei meist um eine Sammlung von Techniken, die für unterschiedliche Auswertungsweisen offen sind. Allerdings besteht bei manchen psychoanalytischen  Therapieschulen eine Nähe zur Kunsttherapie, denn so ist die Jungsche Psychoanalyse von der Theorie her stärker auf Bilder ausgerichtet als die auf die Sprache zentrierte Freudianische Psychoanalyse.

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Es gibt etwa eine Maltherapie auf Basis der Analytischen Psychologie C.G. Jungs, wobei es beim Malen aus dem Unbewussten um etwas anderes als das Produzieren von schönen Bildern geht: Das Ziel der Jung’schen Maltherapie ist es, der Seele zu ermöglichen, sich selbst auszudrücken, und durch Malen und Gestalten Selbstheilungsprozesse in Gang zu setzen. Dabei haben Farben und Formen eines gemalten Bildes zum einen eine diagnostische Funktion und können seelische Probleme verdeutlichen, doch ist das Malen aus dem Unbewussten aber vor allem ein therapeutischer Prozess, der mit schöpferischer Selbstgestaltung und Reifung einhergeht.

    Emotionsfokussierte Psychotherapie

    Heutige Konzepte von Emotionen betonen vor allem ihre spezifische funktionale Zweckmäßigkeit für das existentielle situative Überleben eines Menschen und somit die Adaption an Anforderungen in seiner Umwelt. Emotionen informieren über Motivation, stoßen zielführende Handlungen an und ermöglichen in der sozialen Gemeinschaft eine bedürfnisorientierte Kommunikation. Für alle diese Anpassungsprozesse sind negative wie positive Emotionen gleichermaßen bedeutsam. Hier setzt die emotionsfokussierte Psychotherapie an. Kunsttherapeutische Bilder illustrieren Emotionen und ihre Veränderungsprozesse in sehr persönlicher Weise, dem werden Emotionen gestaltet, sind sie sichtbar. KlientInnen können sich distanzieren oder sich annähern. Der kunsttherapeutische Prozess ermöglicht das probeweise Zulassen sowohl der unangenehmen als auch der angenehmen Emotionen, die in ihm gebannt, gewandelt oder ausprobiert werden können. Er lädt dazu ein, emotionale Ambivalenz bzw. Ambiguität auf Bildebene auszuhandeln, und lässt dabei erkennen, wie vermeintlich Widersprüchliches ´trotzdem´ zusammengehört, indem die Komplexität von Emotionen im Verlauf zunächst visuell, dann auch verbal (im Gespräch mit der Therapeutin) erfassbar werden. In der Kunsttherapie werden Emotionen durch die Verbindung visueller, mentaler und handelnder Erfahrung im Erleben präsent und schließlich im Selbstbild integrierbar (Daszkowski, 2021).

    Kunsttherapie bei Depressionen

    Da die Kunsttherapie nicht standardisiert ist, waren bisher Studien zur Effektivität dieser Behandlungsmethode aufgrund methodischer Mängel und fehlender Generealisierbarkeit wenig aussagekräftig. Naphausen & Neuert (2017) haben daher in einer Studie acht methodisch ausgefeilte Interventionen zur kunsttherapeutischen Gruppenarbeit entwickelt und damit depressiv Erkrankte im stationären und teilstationären Bereich behandelt. Dabei wurden die einzelnen kunsttherapeutischen Interventionen spezifisch auf die Depressions-Problematik abgestellt:

    • Sensorisches Wahrnehmen und Gestalten werden stimuliert
    • Ressourcen und Fähigkeiten werden erinnert, gestaltet und reaktiviert
    • Der Zugang zu und der Ausdruck von Gefühlen werden stimuliert, die emotionale Schwingungsfähigkeit steigt
    • Zukunftsperspektiven werden in den Fokus gestellt
    • Motivation und Energie werden stimuliert
    • Konzentrationsfähigkeit wird geübt
    • Körpererleben kann Ressourcen aktivieren
    • Die positive Kraft eigenen Wollens und Entscheidens wird erlebbar und sichtbar.

    In dieser Studienpopulation gingen die Krankheitssymptome messbar zurück.

    Philosophische Kunsttherapie

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Während die eigene künstlerische Tätigkeit in der Kunsttherapie schon lange als therapeutisches Mittel etabliert ist, sind Therapien, die auf die Rezeption von Kunst, d.h., auf organisierte ästhetische Erfahrungen und deren gemeinsame Reflexion als therapeutisches Mittel setzen, noch relativ jung. So setzt man heute in der Suchtbehandlung auf die Erfahrung des Schönen als Therapie (Poltrum, 2016), wobei dem Schönen schon viele Philosophen eine therapeutische Dimension zugesprochen haben. Es findet sich in der Philosophiegeschichte eine Tradition von Epikur bis Nietzsche, die sowohl philosophischem Denken als auch Schönheitserfahrungen therapeutische Wirkung zusprach.
    Eine philosophische Therapie ist dabei grundsätzlich ressourcenorientiert und nicht störungsspezifisch. So können durch gemeinsamen Kino-, Theater- oder Museumsbesuche mit anschließenden Gesprächen über die Kunsterfahrungen verschüttete Ressourcen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder erschlossen bzw. aufgeschlossen werden. Eine solche philosophisch ausgerichtete Psychotherapie kann bei den unterschiedlichsten Krankheitsbildern wie etwa Depressionen, Phobien, Zwangs- oder Suchterkrankungen eingesetzt werden und sollte als Ergänzung zu den bestehenden Techniken und Verfahren der Psychotherapie betrachtet werden.

    Beispiel: Malen im Herzrhythmus

    Eine Sitzung beginnt mit zwei Übungen zur Anbahnung. Im Rhythmus eines Metronoms wird im Takt, jeweils für zehn Minuten, im ersten Durchgang mit 60, im zweiten Durchgang mit 120 Schlägen pro Minute, gestaltet. Der Pinsel wird dabei in der Regel zu jedem Schlag einmal aufgesetzt. Andere Arten sind denkbar; vor allem wenn der Rhythmus als zu schnell empfunden wird, kann z.B. nur zu jedem zweiten Schlag gemalt werden. Bei schnelleren Takten ist es auch möglich, einen Strich über mehrere Schläge zu ziehen. Im Anschluss an die Aufwärmübung wird mit der einen Hand, in der Regel der linken, der Herzrhythmus an der Halsschlagader gefühlt und dann in diesem Rhythmus mit der anderen Hand gemalt. Das Blatt aus der anbahnenden Übung kann weiter gestaltet – oder ein neues Blatt genommen werden. Dabei zeigt sich, dass die Teilnehmenden ihre Gedankenwelt vollkommen aus den Augen verlieren. Eine vorteilhafte Schwierigkeit des Verfahrens liegt darin, dass die Malenden sich nur auf eins konzentrieren können: entweder den Rhythmus oder den Pinselstrich. Das erfordert Konzentration. Es entsteht ein achtsames Pendeln der Aufmerksamkeit zwischen dem Innen und dem Außen, dem Puls und dem Malen, ohne dass dieser Vorgang mit gedanklichen Inhalten gefüllt ist, d. h., die bzw. der Malende findet zu sich selbst.

    Literatur

    Daszkowski, Alexandra (2021). Wenn Gefühle Farben formen: Kunsttherapie und emotionsfokussierte Psychotherapie. Musik-, Tanz & Kunsttherapie, 212-225.
    Naphausen, B. & Neuert, A. (2017). Methodische kunsttherapeutische Interventionen in der Akutbehandlung von Depressionen – eine empirische Feldstudie. Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, 27, 198–218.
    Poltrum, M. (2016). Philosophische Psychotherapie. Das Schöne als Therapeutikum. Parodos Verlag.
    Stangl, W. (2023, 26. April). Kunsttherapie: Malen im Herzrhythmus. Psychologie-News.
    https:// psychologie-news.stangl.eu/4521/kunsttherapie-malen-im-herzrhythmus.
    http://www.bdp-verband.de/psychologie/glossar/kunsttherapie.shtml (11-12-03)
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kunsttherapie (13-11-21)


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