Kinästhesie ist die Wahrnehmung der Bewegung des Körpers und von Körperteilen. Kinästhesie ist auch für die Orientierung im Raum wesentlich, denn die Umwelt erscheint Menschen selbst dann stabil, wenn sie sich in ihr bewegen, was daran liegt, dass das Gehirn einen ständigen Abgleich der Sinne vornimmt, indem visuelle Reize mit dem Gleichgewichtssinn, der relativen Stellung von Kopf zu Körper oder der Rückmeldung von ausgeführten Bewegungen in Einklang gebracht werden. Verantwortlich ist dafür ein Areal im posterioren insularen Cortex, das offenbar für diese komplexe Koordination verantwortlich ist.
Übrigens: In den letzten Jahren hat sich in der Neurowissenschaft ein Modell durchgesetzt, in dem davon ausgegangen wird, dass sich Wahrnehmung, Ausführung und Vorstellung von Bewegung eine gemeinsame Domäne im Gehirn teilen (common code approach). Wenn Menschen so etwas wie Bewegung wahrnehmen, wird ihr motorisches Zentrum implizit aktiviert, wodurch die eigenen Bewegungspräferenzen beeinflussen, wie sie Bewegung wahrnehmen und sich vorstellen. Der grundlegende Gedanke bei diesem Modell ist, dass sowohl die eigene Bewegung als auch die Wahrnehmung von Bewegung auf dieselben Gehirnzentren zugreifen, diese aktivieren und etwa so die Imitation zu erleichtern.
1. Definition
„Kinästhetisch (von griech. Bewegungswahrnehmung) nennt man diejenigen Empfindungen, die Kenntnis körperlicher Bewegungen, Lage der Glieder usw. vermitteln“ (Hehlmann, 1967,
S. 293).
2. Definition
„Tiefensensibilität, sämtliche Sensorsysteme und Wahrnehmungsprozesse, die Informationen über folgende Prozesse verarbeiten: (a) aktive Bewegungen mit Hilfe der Muskeln und spezielle Bewegungen, die gegen Widerstand ausgeführt werden; (b) passive Bewegungen unserer Gelenke von durch außen wirkende Kräfte“ (Städtler, 2003, S. 1099).
3. Definition
„Kinästhesie: Muskelsinn = Kraftsinn = Gemeingefühl, das durch Muskeln uns Schwere, Lage, Widerstände zum Bewusstsein bringt. Manche rechnen auch das Gleichgewichtsempfinden hinzu“ (Dorsch, 1963, S. 183).
4. Definition
„Kinästhesie, die Wahrnehmung der Bewegung von Körperteilen, vermittelt durch Rezeptoren in den Gelenken, Muskeln und Sehnen“ (Arnold, Eysenck & Meili, 1971, S. 266).
5. Definition
„ kinästhetische Empfindungen [zu griech. KineÄn ››bewegen‹‹ und aísthÄsis ››Empfindung‹‹ ] (Kinästhesie, Bewegungsempfindungen), die Fähigkeit, Lage und Bewegungsrichtung von Körperteilen zueinander und in Bezug zur Umwelt unbewusst reflektorisch zu kontrollieren und zu steuern“ (o.A.,1998, S. 330).
Literatur
Arnold, W., Eysenck, H.-J. & Meili, R. (1971). Lexikon der Psychologie. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder.
Dorsch, F. (1963). Psychologisches Wörterbuch: Testverzeichnisse und Testerklärungen. Hamburg: Meiner Verlag.
Hehlmann, W. (1967). Wörterbuch der Pädagogik. Stuttgart: Kröner Verlag.
Ohne Autor (1998). Der Brockhaus in fünfzehn Bänden. Leipzig: F.A. Brockhaus GmbH.
Städtler, T. (2003). Lexikon der Psychologie: Wörterbuch, Handbuch, Studienbuch. Stuttgart: Kröner Verlag.