Anhedonie bezeichnet eine aufgehobene oder verminderte Fähigkeit zum Empfinden von Freude, Lust oder Vergnügen, und tritt häufig im Zusammenhang mit Depressionen und Belastungsstörungen auf. Anhedonie ist aber auch häufiges Symptom schizophrener Psychosen und anderen bei verschiedenen psychischen Krankheitsbildern und Störungen. Bei der Depression etwa ist die Anhedonie eine signifiante Verminderung positiver Reaktionen sowohl in Anzahl als auch Qualität freudiger Reaktionen zentrales Merkmal. Anhedonie ist demnach ein Symptom aber keine eigene Erkrankung. Bei einer Diagnose ist immer zu bedenken, dass es auch denkbar ist, dass äußere Umstände oder Veränderungen der Lebenssituation der Betroffenen dazu beitragen, dass sie Freude an Dingen verlieren.
Betroffene können kaum oder gar keine positiven Emotionen empfinden, d. h., weder bei Musik, bei der Sexualität, beim Essen oder in sozialen Interaktionen mit anderen Menschen. Man vermutet, dass es einen Zusammenhang mit dem Belohnungssystem gibt, das bei den Betroffenen eingeschränkt ist oder gar nicht funktioniert. Anhedonie reduziert übrigens auch die Motivation solche Situationen aufzusuchen, in denen man belohnt werden würde. Bei einer Anhedonie beschreiben Betroffene ihren Zustand als innerlich leer, vollständig taub bzw. es fühlt sich so an, als ob die Farben aus der Welt verschwinden und alles nur noch grau erscheint. Die Anhedonie weist eine gewisse Verwandtschaft zur Alexithymie auf, wobei diese in Abhängigkeit vom Störungsbild schwächer oder stärker ausgeprägt sein kann.
Neuere Untersuchungen zeigen, dass es etwa Musik-Anhedonie tatsächlich gibt, d. h., manche Menschen, können sich nicht an Musik erfreuen, obwohl sie vollkommen gesund und glücklich sind, und zeigen auch keinerlei körperliche Reaktionen auf Melodien. Dabei wurde auch festgestellt, dass bei diesen Menschen aber keine grundsätzliche Störung des Belohnungssystems vorliegt. Man verglich dabei zehn Probanden, die Musik emotional sehr anspricht, zehn durchschnittliche Musikliebhaber und zehn weitere, die für Musik nicht besonders empfänglich sind. Alle konnten Musik ganz normal wahrnehmen und sollten bei einer Musikaufgabe dann bewerten, wie groß die Freude war, die sie beim Musikhören erlebten. Bei der Vergleichsaufgabe ging es um das Belohnungsempfinden beim Gewinnen von Geld, bei dem sich die Gruppen aber nicht unterschieden.