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Urvertrauen

    Das Vertrauen kommt zu Fuß. Aber es flieht zu Pferde.
    Jürgen Fitschen

    Vertrauen ist eine Oase im Herzen, die von der Karawane des Denkens nie erreicht wird.
    Khalil Gibran

    Unter Urvertrauen versteht man in der Psychologie jene innere emotionale Sicherheit, die ein Kind in den ersten Lebensmonaten entwickelt, d. h., das Kind entwickelt das positive Grundgefühl, dass es Menschen vertrauen kann, dass diese ihm wohlgesonnen und verlässlich sind. Das Urvertrauen entsteht also im Wesentlichen aus der positiven Erfahrung, dass zwischen der Welt und den persönlichen Bedürfnissen Übereinstimmung herrscht. In dieser Phase entsteht eine Grundhaltung, die sich durch das ganze weite Leben zieht. Ein Neugeborenes ist darauf angewiesen, dass es versorgt wird. Diese Erfahrungen führen zu einem Vertrauen gegenüber der Mutter und dem Vater. Neben dem Erleben des Vertrauens wird auch Misstrauen erlebt, in dem z. B. die Mutter beginnt nicht nur für das Baby dazusein, d. h. sie lässt das Kind alleine, um den Haushalt zu führen usw. Diese Zeiten, in den das Neugeborene alleine ist, fördert sein Misstrauen. Es ist wichtig, dass ein Kind Vertrauen und Misstrauen kennenlernt. Entscheidend für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung ist, dass sich das Vertrauen stärker entwickelt.

    Urvertrauen kann sich dann entwickeln, wenn sich die Eltern oder eine andere feste Bezugsperson kontinuierlich liebevoll um ein Kind kümmern und es in seiner Entwicklung unterstützen. Im Gegensatz dazu kann sich das Urvertrauen kaum entwickeln, wenn die Eltern oder Bezugspersonen ein Kind gefühlsmäßig ablehnen, es vernachlässigen oder sogar misshandeln.

    Die Bedeutung des „Urvertrauens“ im Leben eines Kindes geht übrigens auf Forschungen des amerikanischen Psychologen Harry Harlow zurück, der Mitte des vorigen Jahrhunderts die Intelligenz und Sozialverhalten von Rhesusaffen studierte. Harlow machte seine Studien in einer Zeit, in der Forschung über die Bedeutung von Liebe und Beziehungen in einer Wissenschaft und somit auch nicht in der Psychologie etwas zu suchen hatten. Sie galten vor allem auf Grund des herrschenden Behviorismus nichts, da Beziehungen und andere emotionale Regungen des Menschen als etwas betrachtet wurden, das der noch jungen wissenschaftlichen Psychologie nur einen Ruf der Unseriosität einbringen würde. Als der experimentelle arbeitende Psychologe Harlow einen Lehrstuhl annimmt, dominiert gerade die Lehrmeinung von John B. Watson und seiner Anhänger, die Mutterliebe als gefährliches Instrument einstuften. Nach der hohen Säuglingssterblichkeit, die man zuvor in Kinderheimen beobachtet hatte, setzte sich das Prinzip höchster und damit auch emotionaler Sterilität in der Wissenschaft durch, denn wer Kinder bemutterte, schwächte sie. Harlow war jedoch überzeugt, die messbare Komponente der Mutter-Kind-Liebe gefunden zu haben: den Grad an körperlicher Berührung, der einem Primatenkind zugestanden wurde.

    Harlow (1958) baute für Äffchen zwei künstliche Mütter: eine Stoffmutter und eine Drahtmutter. Der Leib der Stoffmutter war ein zylindrischer Frotteekörper mit flauschigen Polstern, der Kopf eine Billardkugel, die Augen Fahrradreflektoren. Die gleich geformte Drahtmutter bestand aus Drahtgeflecht ohne weiche Ummantelung, dafür war auf Brusthöhe eine Milchflasche befestigt. Wenn die bis dahin geltende Lehrmeinung richtig wäre, dann müssten die Affenbabys eine starke Zuneigung zur Drahtmutter entwickeln, da nur diese ihren Hunger stillen konnte. Doch die Affen klammerten sich mehr als zwölf Stunden am Tag an die Stoffmutter und krabbelten nur kurz zur Drahtmutter, wenn sie Durst hatten. Harlow sah darin den Beweis, dass Säuglinge sich vor allem nach dem weichen, warmen Körper der Mutter sehnen, unabhängig davon, ob er auch die Nahrungsquelle ist. In weiteren Experimenten setzte er die Affenkinder Monstermüttern aus, die zwar flauschig weich waren, aber das Affenbaby immer wieder abschüttelten, es erschreckten, indem sie heftige Druckluftstöße von sich gaben oder gar Stahlstifte aus ihrem Körper austreten ließen. Doch was die Mütter auch anstellten, die Affenbabies kehrten zu ihnen zurück und versuchten, sich anzuschmiegen. Harlow zeigte damit eindrucksvoll, dass Zuwendung und Körperkontakt für die Kindererziehung essenziell sind  und zog aber eine Schlussfolgerung, die weit über die experimentellen Befunde hinausreichte: Auch der Mann sei von Natur aus mit allen körperlichen Attributen ausgestattet, ein Kind aufzuziehen. Stillende Mütter würden zu Hause nicht mehr gebraucht, sie könnten stattdessen getrost zur Arbeit gehen. Später zeigte sich jedoch , dass die auf Frotteehandtücher fixierten Tiere schwere Verhaltensstörungen entwickelten.

    Das Urvertrauen ist auch die 1. Stufe in Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung (1. Lebensjahr) und steht dem Urmisstrauen gegenüber: Das Gefühl des Ur-Vertrauens bezeichnet Erikson als ein „Gefühl des Sich-Verlassen-Dürfens“ , d.h., das Kind ist angewiesen auf die Verlässlichkeit der Bezugspersonen. Werden dem Kind Forderungen nach körperlicher Nähe, Sicherheit, Geborgenheit, Nahrung etc. verweigert, entwickelt es Bedrohungsgefühle und Ängste, da eine weitgehende Erfüllung dieser Bedürfnisse lebenswichtig ist. Zum Anderen verinnerlicht es das Gefühl, seine Umwelt nicht beeinflussen zu können und ihr hilflos ausgeliefert zu sein. Hier entsteht die Gefahr der Etablierung eines Ur-Misstrauens. Es können infantile Ängste des „Leergelassenseins“ und „Verlassenwerdens“ entstehen.

    Anmerkung: Nach Ansicht von Wikipedia wurde der Begriff Urvertrauen von E. H. Erikson eingeführt, und ist demnach der Begriff für eine stabile soziale Einstellung, die in den ersten Lebensmonaten geprägt wird. Nach dem Ausmaß des erworbenen Urvertrauens richten sich Mut oder Scheu, die Fähigkeit, sich auf Beziehungen mit anderen Menschen einzulassen und Nähe zuzulassen, also Vertrauen zu entwickeln. Übrigens ist meben dem Begriff der Verdrängung kaum ein psychologischer Begriff so oft missverstanden worden wie der des Urvertrauens. Ein Grund könnte ein Übersetzungsfehler gewesen sein, denn als Erik Homburger Erikson 1950 in seinem Buch Childhood and Society von der Bewältigung der ersten Entwicklungsaufgabe im Zyklus des Lebens schrieb, nutzte er dafür den Begriff basic trust. Ein paar Jahre später übersetzte Marianne von Eckardt-Jaffé den englischen Ausdruck für die deutsche Ausgabe einprägsam aber nicht ganz korrekt. Basic trust wäre im Deutschen eigentlich „Grundvertrauen„, sie aber entschied sich für das, was im Englischen primal trust gewesen wäre.

    Genetische Grundlage des Vertrauens

    Psychologisch betrachtet sind Vertrauen und Misstrauen übrigens nicht Ausprägungen auf einer Skala, sondern es handelt sich vermutlich um zwei getrennte Eigenschaften mit unterschiedlicher Entstehungsgeschichte. Reimann et al. (2017) haben in einer Zwillingsstudie nämlich gezeigt, dass sich eineiige Zwillinge, die genetisch identisch sind, bei Vertrauensbeweisen ähnlicher verhalten als zweieiige, was zeigt, dass das Ausmaß des Vertrauens genetisch zumindest mitbedingt ist. Beim Misstrauen konnte hingegen kein Unterschied zwischen ein- und zweieiigen Zwillingen festgestellt werden, d. h., die Gene spielen beim Ausmaß des Misstrauens keine so zentrale Rolle.  Reimann et al. (2017) nehmen dabei auf Grund ihrer Daten daher an, dass etwa dreißig Prozent des Vertrauens erblich bedingt sind, jedoch sind letztlich individuell gemachte Erfahrungen sowohl bei Vertrauen als auch Misstrauen immer noch der entscheidende Faktor.

    Vertrauen als Vorleistung

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    Vertrauen entwickelt sich mit dem Alter

    In drei Studien zur Entwicklung von Vertrauen und Altruismus untersuchten Evans, Athenstaedt & Krueger (2013) das Verhalten von über 500 Vier- bis Fünfjährigen bzw. Neun- bis Zehnjährigen, um zu überprüfen, wie sich Vertrauen bei Kindern mit dem Alter entwickelt und was Vertrauensentscheidungen beeinflussts. Mit Hilfe von Trust Games, die bisher nur bei Erwachsenen eingesetzt wurden, boten man Kindern Überraschungstüten mit verschiedenstem Spielzeug, indem etwa ein Kind eine Tüte erhielt und dann vor die Wahl gestellt wurde, diese zu behalten oder aber an ein anderes Kind weiterzugeben mit der Aussicht, später von diesem zwei Tüten zurückzubekommen. Das andere Kind bekam drei weitere Tüten, wenn ihm das erste Kind seine überlassen hatte. Es konnte dann also zwei hergeben und zwei behalten. Die kleinen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer sahen ihr Gegenüber dabei nicht direkt, sondern nur auf einem Foto und mussten somit darauf vertrauen, dass es später seine Tüten tatsächlich gerecht teilt. Um auszuschließen, dass scheinbare Vertrauensentscheidungen eigentlich von Altruismus bestimmt waren, wurde in einem zweiten Schritt den Kindern auch die Möglichkeit gegeben, Tüten einfach zu verschenken. Die älteren Kinder vertrauen viel mehr als die jüngeren, und zwar bei den Kindergartenkindern waren es durchschnittlich 27 Prozent, bei den VolksschülerInnen durchschnittlich 70 Prozent. Andere Faktoren wie das Geschlecht, die Zahl der Geschwister und FreundInnen oder der Zeitpunkt, wann die Kinder die Tüten zurückbekommen würden hatte kaum Auswirkungen, sondern nur das Alter war signifikant. Vermutlich muss ein Kind, um vertrauen zu können, fähig sein muss, Perspektiven zu übernehmen, d. h., sich in den anderen oder die andere hineinzudenken

    Vertrauen durch äußere Ähnlichkeit

    FeldmanHall et al. (2018) haben in einer experimentellen Untersuchung gezeigt, dass das Vertrauen in einen fremden Menschen dadurch beeinflusst wird, welche Erfahrungen man mit einem ähnlich aussehenden Menschen hatte. Dass bedeutet, dass man einem Fremden eher misstraut, wenn dessen Aussehen an jemanden erinnert, mit dem man schon vorher schlechte Erfahrungen gemacht hat. Gleichzeitig bevorzugt man Menschen, mit denen man vorher gute Erfahrungen gemacht hat. Problematisch ist an diesem Experiment allerdings, dass es sich um ein Spiel mit Geldeinsätzen handelte, bei dem man die Mitspieler nur über ein ein Foto zu sehen bekam.

    Vertrauen durch Dialekt

    Kühne et al. (2024) untersuchten in einer Studie die Auswirkungen des Berliner Dialekts auf die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit und Kompetenz eines Roboters. Deutsche Muttersprachler sahen sich ein Online-Video mit einem NAO-Roboter, der entweder im Berliner Dialekt oder in Standarddeutsch sprach, und bewerteten seine Vertrauenswürdigkeit und Kompetenz. Dabei zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen den selbst berichteten Berliner Dialektkenntnissen und Vertrauenswürdigkeit des im Dialekt-sprechenden Roboters. Bei der Analyse der demografischen Faktoren gab es einen positiven Zusammenhang zwischen den Dialektkenntnissen der Teilnehmer, der Dialektleistung und deren Bewertung der Kompetenz des Roboters für den Standard-Deutschsprachigen Roboter. Auch das Alter der Teilnehmer, das Geschlecht, die Aufenthaltsdauer in Berlin beeinflussten die Bewertungen, d. h., die Kompetenz des Roboters kann seine Vertrauenswürdigkeit positiv voraussagen. Menschen neigten offenbar dazu, Roboter zu bevorzugen, die ihnen irgendwie ähnlich sind.

    Literatur

    Evans, A. M., Athenstaedt, A., & Krueger, J. I. (2013). The development of trust and altruism during childhood. Journal of Economic Psychology, 36, 82-95.
    FeldmanHall, Oriel, Dunsmoor, Joseph E., Tompary, Alexa, Hunter, Lindsay E., Todorov, Alexander & Phelps, Elizabeth A. (2018). Stimulus generalization as a mechanism for learning to trust. Proceedings of the National Academy of Sciences, doi:10.1073/pnas.1715227115.
    Harlow, Harry F. (1958). The nature of love. American Psychologist, 13, 573-685. (Originaltext: http://psychclassics.yorku.ca/Harlow/love.htm)
    Kühne, Katharina, Herbold, Erika, Bendel, Oliver, Zhou, Yuefang & Fischer, Martin H. (2024). “Ick bin een Berlina”: dialect proficiency impacts a robot’s trustworthiness and competence evaluation. Frontiers in Robotics and AI, 10, doi:10.3389/frobt.2023.1241519.
    Reimann, M., Schilke, O. & Cook, K. S. (2017). Trust is heritable, whereas distrust is not. PNAS, doi: 10.1073/pnas.1617132114.
    Stangl, B. (2024, 30. Jänner). Dialekt in der Robotersprache erhöht seine Vertrauenswürdigkeit. Soziale Robotik.
    https:// sozialerobotik.stangl.wien/ein-dialekt-in-der-robotersprache-erhoeht-seine-vertrauenswuerdigkeit/
    https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/PSYCHOLOGIEENTWICKLUNG/EntwicklungErikson.shtml (09-02-02)
    https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/ERZIEHUNG/Bindung.shtml (09-02-02)


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    4 Gedanken zu „Urvertrauen“

    1. Das Urvertrauen entsteht nicht, es ist vom ersten Atemzug da. Denn es ist nichts typisch menschliches sondern es ist ein allen Säugetieren angeborenes Verhalten. Der kindliche Eigenwille ist Ausdruck des eigenen Urvertrauens in sich und zur Außenwelt, die es mit unbändigen Willen zu erobern gilt. Die anfängliche Unfähigkeit in allem und die Erfahrung ständigen Scheiterns bremsen diesen Willen nicht aus. Das Selbstvertrauen und das in die Welt ist die notwendige Voraussetzung um sich begreifen zu lernen und um die Welt zu be und zu ergreifen. Erst wenn die Äußerungen der Bezugspersonen dem Kind signalisieren das seine Bemühungen ungenügend sind es nichts kann bekommt das Selbstwertgefühl den Knacks den es eventuell ein Leben lang nie wieder los wird.
      Wir werden alle als Narzissten geboren, weil unser Vertrauen grenzenlos ist. Wenn wir sprechen könnten dann würden wir sagen: Die Welt ist weil Ich bin. Erst dann, wenn sich diese Allwelt -warnehmung auflöst durch die beginnende Unterscheidung von eigenem Körper und äußerer Welt als eigenständige Objekte, beginnen die subjektiven Ich Erfahrungen. Die Abtrennung von der Ganzheit zum Objekt der Beziehung der das Menschenkind Vertraut als Spiel zwischen Nähe und Distanz erzeugt das was uns als das wichtigste erscheint das Ich. Im Individualismus verleugnen wir das Du, das dieses Ich erst ermöglicht als Idee der Unabhängigkeit von anderen Menschen, als Autonomie. Der Narzissmus der Erwachsenen ist eine Entwicklungsstörung der Unreife, das verharren im Stadium des narzisstischen Kleinkindes.
      Die Erklärung wie das Urvertrauen entsteht ist also kompletter Stuss. Der Mensch lernt aus Erfahrungen und wenn diese Erfahrungen negativ sind, dann wird das Vertrauen gestört. Passiert dass häufig hat dies Rückwirkungen auf die sich entwickelnde Psyche.
      Es ist eine psychologische Bankrotterklärung zu behaupten das Kleinkind müsse Vertrauensbrüche erleben und kennenlernen um dadurch Misstrauen zu entwickeln. Das wird unvermeidlich irgendwann der Fall sein. In einer Kultur des strukturellen Misstrauens in Form der Konkurrenz und Leistungsideologie sowieso. Für die psychische Entwicklung des Kindes und seiner Stärkung des Selbstvertrauens sollten Negativerfahrungen durch die Bezugspersonen in den ersten Lebensjahren die Ausnahmen sein. Denn die Entwicklung eines starken Selbstbewusstseins ist die Grundvoraussetzung für emotionale und soziale Kompetenz. Alle Zurechtweisungen und Forderungen die das Kind nicht erfüllen kann zersetzen das fragile bestehende Selbstwertgefühl. Eben weil es das Ich an und für sich nicht gibt ist der Mensch psychologisch und emotional so verletzlich.
      Ich fasse zusammen: Ohne eigenes Selbst oder Urvertrauen gibt es keinen unbedingten Eigenwillen und umgekehrt. Was sich entwickel das sind Selbstwertgefühle und das Ich in Abgrenzung vom Du und der Außenwelt. Das Selbstvertrauen nimmt in dem Moment Schaden, in dem die Korrespondenz zwischen dem Beziehungs-Du und dem werdenden Ich die Resonanz negativ ist. Das Misstrauen wächst zu sich und zu anderen, weil der Mensch sich reziprok verhält. Es entsteht das was ich Selbstfeindschaft nenne.
      Ich selber habe 4 Kinder und acht Enkel.
      (Originalorthografie; W. S.)

    2. Rein definitorisch betrachtet ist das Urvertrauen an die ersten Lebensmonate bzw. das erste Lebensjahr geknüpft, sodass später höchstens eine Kompensation möglich ist. Auch Claessens geht davon aus, dass frühe Defizite in diesem Bereich kaum aufgeholt werden können. Erikson und Claessens unterscheiden sich m. E. nur hinsichtlich der Erklärung.

    3. Kann man eigentlich als Erwachsener Urvertrauen entwickeln, es nachholen? Im Internet gibt es kaum brauchbare Informationen dazu. Erikson bestätigt die Theorie, Claessens dementiert sie.

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