Visible learning ist das vom neuseeländischen Erziehungswissenschaftler John Hattie entwickelte pädagogische Konzept, dass auf knapp 800 englischsprachigen Metastudien beruht, die auf über 50000 Studien mit 250 Millionen SchülerInnen basieren. Er hat die Einflussfaktoren für den Lernerfolg von SchülerInnen extrahiert und eine Skala von 138 Faktoren erstellt, welche pädagogische Maßnahmen am wirkungsvollsten sind. Seine Antwort auf die Frage, was einen guten Unterricht ausmacht, ist vereinfacht eine optimierte Interaktion zwischen Lehrern und Schülern. Maßnahmen wie kleinere Klassen sind seiner Meinung nach das Verrückteste, was man tun kann, um die Leistungen der Schüler zu verbessern, denn verglichen mit anderen Maßnahmen ist der Effekt verschwindend gering (Rang 106 in seiner Skala). Auch das Sitzenbleiben, offener Unterricht, mehr Geld oder andere Schulstrukturen sind weitgehend irrelevant. Ob LehrerInnen den Unterricht individualisieren, ist weitgehend unabhängig von der Anzahl der SchülerInnen, sondern hängt von der Lehrerpersönlichkeit, von der Ausrichtung des Kollegiums und der Schulleitung ab. Günstiger ist es daher etwa, ZusatzlehrerInnen einzustellen, denn diese können mit den schwächsten oder stärksten Schülern individuell arbeiten, was effektiv ist und letztlich auch Kosten spart.
Hattie ist ein Verfechter von evidenzbasierten, quantitativen Forschungsmethoden, um die Wirkungsfaktoren auf Schülerleistungen zu untersuchen, d. h., er fordert mehr datenbasierte Reflexion der Lehre, denn es gibt kein Rezept um sicherzustellen, wie das Unterrichten den größtmöglichen Effekt auf das Lernen hat. Aber es gibt Praktiken, von denen man weiß, dass sie effektiv sind, und es gibt Praktiken, von denen man weiß, dass sie es nicht sind. Solche Praktiken lassen sich in einem forschenden Unterricht und in einer forschenden Haltung empirisch erschließen, also indem man Unterricht systematisch reflektiert und überlegt, wie man Unterricht planen, eröffnen, in Fluss bringen und abschließen kann. Mehr als andere Didaktiken betont Hattie das große Potenzial, das der Nutzung von im Unterricht erhobenen Daten innewohnt, um seinen Unterricht zu optimieren, seien es nun Daten aus standardisierten oder selbsterstellten Leistungstests, aus systematischen Beobachtungen oder aus der Selbstevaluation. Lehrende sind aus dieser Perspektive daher immer auch EvaluatorInnen ihrer Wirkung auf Lernende.
Hattie hat seine Indikatoren für den Lernerfolg 2009 in seinem Buch mit dem Titel „Visible learning“ erstmals veröffentlicht
John Hattie wurde mit dem Gutenberg-Lehrpreis 2024 ausgezeichnet
Literatur
Hattie, John (2014). Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Stangl, W. (2013). Klassengröße und Individualisierung. Stangls Pädagogik News.
WWW: https://paedagogik-news.stangl.eu/583/klassengroesse-und-individualisierung (13-12-12)
Stangl, W. (2024, 19. November). John Hattie wurde mit dem Gutenberg-Lehrpreis 2024 ausgezeichnet. Neuigkeiten aus der wissenschaftlichen Pädagogik.
John Hattie wurde mit dem Gutenberg-Lehrpreis 2024 ausgezeichnet