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Kontrollüberzeugung

    Wahre Größe ist, sich nicht dafür zu interessieren, was andere denken.
    Melissa McCarthy

    Kurzdefinition: Als Kontrollüberzeugung bezeichnet man in der Psychologie den Glauben eines Menschen daran, über sein Leben selbst bestimmen zu können. Eine solche Kontrollüberzeugung entwickelt sich durch Lernerfahrungen in sozialen Situationen und wird dadurch schließlich zu einer dauerhaften Erwartung, die in der Folge von zentraler Bedeutung für das Verhalten und Erleben eines Menschen ist. Nach allgemeiner Ansicht haben dabei mehr oder weniger stabile Familienverhältnisse in der Kindheit und Jugend wesentlichen Einfluss auf die spätere Kontrollüberzeugung, d. h. auf die Fähigkeit von Menschen, Einfluss auf seine Umgebung nehmen zu können. Gegenkonzepte zu diesem psychologischen Konstrukt sind dabei die erlernte Hilflosigkeit und der Kontrollverlust, die in vielen Fällen von Angst begleitet werden, wenn Menschen nicht mehr in der Lage sind, selber Entscheidungen für ihr Leben zu treffen.

    Kontrollüberzeugung ist ein im Zusammenhang mit behavioristischen Verstärkerplänen entstandener Begriff der Psychologie, der von Rotter 1966 auf Basis seiner sozialen Lerntheorie eingeführt wurde. Das Konstrukt bezieht sich auf das Ausmaß, mit dem ein Subjekt glaubt, dass das Auftreten eines Ereignisses abhängig vom eigenen Verhalten ist, ob also der Ort der Kontrolle innerhalb oder außerhalb des Individuums liegt (englisch: internal vs. external locus of control). Kontrollüberzeugung ist somit definiert als die generalisierte Erwartung der internen/externen Verstärkung, wobei internale Kontrollüberzeugung jenes Ausmaß beschreibt, in dem ein Mensch überzeugt ist, Ereignisse kontrollieren zu können und diese als Konsequenz seines eigenen Verhaltens erlebt. Externale Kontrollüberzeugung ist somit definiert als das Ausmaß, in dem jemand das Geschehen als Schicksal, Zufallsumstände oder unter der Kontrolle von mächtigen Anderen (powerful others) betrachtet, auf die sie oder er keinen Einfluss hat. Der Begriff der „internalen versus externalen Kontrolle der Verstärkung“ hat sich inzwischen im deutschsprachigen Raum zur Terminologie „Kontrollüberzeugung“ verkürzt.

    Verankert in der Lerntheorie wird angenommen, dass Kontrollüberzeugung durch die persönliche Wahrnehmung und Lernerfahrung in bestimmten sozialen Situationen entsteht, d. h.,  diese Lernerfahrung beeinflusst in der Folge die Wahrnehmung, das Verhalten und die weiteren Lernerfahrungen in ähnlichen sozialen Situationen und entwickelt sich nach und nach zur Erwartung von Kontrolle über Ereignisse in entsprechenden Umgebungen. Die Lernerfahrung aus den verschiedenen Kontexten entwickelt sich also zu einer generalisierten Kontrollüberzeugung, sodass diese eine dauerhafte, kontextübergreifende Erwartung wird, die an das eigene Selbstbild, das Weltwissen und die Summe aller Lernerfahrungen geknüpft ist und somit eine übergeordnete Funktion für das eigene zielgerichtete Handeln bekommt. Das Konstrukt hat somit den Stellenwert einer Persönlichkeitseigenschaft und ist von zentraler Bedeutung für die Erklärung und Vorhersage des Verhaltens eines Menschen.


    Einige Definitionen

    Unter Kontrollüberzeugung versteht man die „subjektive Vorstellung darüber, ob man sein Verhalten in bestimmten Situationen selbst kontrollieren kann oder ob es durch äussere Einwirkungen bestimmt wird“ (Tewes & Wildgrube, 1992, S.189).
    Es gibt auch Autoren, die behaupten, dass Erklärungen unserer internalen und externalen Handlungen nicht nur in einem gegensätzlichen Verhältnis vorkommen können, sondern dass sie auch gleichzeitig auftreten und sich mischen können. Zum Beispiel bei der Arbeitslosigkeit, die ja selbstverschuldet und auch gesellschaftlich bedingt sein kann (vgl. Asanger, R. & Wenninger, G., 1988, S.46).
    „Eine locus of control-Orientierung ist der Glaube, dass die Ergebnisse unserer Handlungen entweder von Ereignissen ausserhalb unserer persönlichen Kontrolle (externer locus of control) liegen oder davon abhängen, was wir tun (interner locus of control)“ (Zimbardo, 1988, S. 354).
    „Wir nehmen an, die Ergebnisse unserer Handlungen seinen das Resultat dessen, was wir tun (internale Kontrollüberzeugung) oder das Resultat von Umweltfaktoren (externale Kontrollüberzeugung)“ (Zimbardo, 1995, S. 438).
    Kontrollüberzeugung „geht unter den Terminus locus of control auf die soziale Lerntheorie von Rotter (1966) zurück und bezeichnet generalisierte Erwartungen von Individuen, inwieweit ihre Verstärkung internaler (also eigener) oder externaler Kontrolle unterliegt“ (Schuler, 2001, S. 117 f).
    Als Kontrollüberzeugung wird in der Psychologie nach dem lerntheoretischen Konzept der Kontrollüberzeugung von Julian B. Rotter (1966)(internal vs. external locus of control) ein Konstrukt bezeichnet, das sich auf das Ausmaß bezieht, mit dem ein Subjekt glaubt, dass das Eintreten eines Ereignisses abhängig vom eigenen Verhalten ist. Eine externale Kontrollüberzeugung liegt dann vor, wenn vom Subjekt zwischen einem eingetretenen Ereignis und dem eigenen Verhalten kein kausaler Zusammenhang hergestellt wird. Das Ereignis wird als von der eigenen Kontrolle unabhängig wahrgenommen. Eine internale Kontrollüberzeugung liegt dann vor, wenn das Subjekt ein eingetretenes Ereignis als unmittelbare Konsequenz des eigenen Verhaltens wahrnimmt. Das Individuum nimmt das Ereignis als durch sich selbst kontrolliert herbeigeführt wahr.


    Praktisches: Je mehr Menschen hilflos sind, mit sich hadern und sich vor Augen führen, wie schrecklich alles in der Welt ist, desto schlechter geht es ihnen. Besser ist es daher, die aktuelle Situation radikal zu akzeptieren, da man sowieso nichts daran ändern kann, denn wenn man die ganze Zeit mit seiner Hilflosigkeit hadert, geht es den Menschen in der Regel nur noch schlechter. Die Frage ist daher eher, wie man die Kontrolle zurück bekommen kann, was auch viele Menschen intuitiv tun. So sind etwa während einer Pandemie Hamsterkäufe im Grunde ein Versuch, die Kontrolle zu erlangen, was letztlich aber nicht so konstruktiv ist. Sinnvoller ist es sich zu fragen: Wie strukturiere ich meinen Tag? Was kann ich mir Gutes zu tun?


    Nach einer Analyse der Daten des „Sozio-oekonomischen Panels“ (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (Berlin) durch Psychologen der Universitäten Münster, Mainz und Leipzig verändert sich die  Kontrollüberzeugung im Laufe des Lebens. Ursache dafür ist unter anderem, dass Menschen mit unterschiedlichem Bildungshintergrund auch ganz objektiv unterschiedlich viel Kontrolle über ihr Leben, zum Beispiel durch einen anderen Grad an Selbstbestimmung im Beruf, haben. Jüngere Menschen (zwischen 20 und 40 Jahren) haben in jener Lebensphase, in der ihnen vieles noch offen steht, vielfach eine höhere Kontrollüberzeugung. während sie in späteren Jahren sinkt, vermutlich auch deshalb, weil sich dann die beruflichen Einflussmöglichkeiten verringerten. Zwischen 60 und 70 Jahren geht allerdings die individuell wahrgenommene Kontrollüberzeugung wieder hoch.

    Siehe dazu  den Test Locus of Causality (LoC), das als ein einfaches psychometrisches Papier-Bleistift-Verfahren zur Erfassung des Rotterschen Konzepts des Locus of Control konzipiert ist und sich als rasches Screening-Verfahren und in Untersuchungen bewährt hat:

    Literatur

    Asanger, R. & Wenninger, G. (1988). Handwoerterbuch Psychologie. Muenchen-Weinheim: Psychologie Verlags Union.
    Rotter, J. B. (1966). Generalized expectancies for internal versus external control of reinforcement. Psychological Monographs, 33, 300–303.
    Schuler, H. (2001). Lehrbuch der Personenpsychologie. Goettingen: Hogrefe-Verlag.
    Tewes, U. & Wildgrube, K. (1992). Psychologie-Lexikon. Muenchen: R. Oldenbourg Verlag.
    Zimbardo, Ph. G. (1988). Psychologie 5. Auflage. Berlin: Springer Verlag.
    Zimbardo, Ph. G. (1995). Psychologie 6. Auflage. Berlin: Springer Verlag.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kontroll%C3%BCberzeugung (12-05-01)
    http://www.psychologie-aktuell.com/news/aktuelle-news-psychologie/news-lesen/
    article/2012/05/07/1336398275-alles-unter-kontrolle.html (12-05-12)


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