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Lichttherapie

    Eine Lichttherapie ist ein von der wissenschaftlichen Medizin anerkanntes Verfahren zur Behandlung verschiedener Erkrankungen, etwa Depressionen und die damit häufig verbundenen Schlafstörungen, die für die Betroffenen einen Stressfaktor darstellen. Die Lichttherapie kann aber auch zur Linderung von Burn-out-Symptomen wirkungsvoll eingesetzt werden. Therapeutisch werden die Menschen dabei hellem Kunstlicht ausgesetzt (Lichtdusche), wobei man täglich aus mindestens einem Meter Abstand für etwa zwanzig bis sechzig Minuten am besten direkt nach dem Erwachen in eine Tageslichtlampe oder vergleichbar helle Lichtquelle schaut. Wichtig ist dabei, dass das Licht auf die Netzhaut fällt, wobei der Behandelte aber nicht direkt in die Lichtquelle blicken muss. Die Anzahl der Lichttherapie-Lux entsprechen einem schattigen Sommertag für eine halbstündige Anwendung, für eine zweistündige Anwendung liegt die Lux-Zahl noch weit unter den Lichtverhältnissen eines bedeckten Wintertages. Im Sommer kann eine Lichttherapie auch durch das Sitzen in der Sonne durchgeführt werden. Anmerkung: Während eine Lichtdusche etwa 10.000 Lux freisetzt, liefert das Sonnenlicht 100.000 Lux!

    Lichttherapie mit grünem Licht kann nach neuesten Untersuchungen nicht nur bei Schlafstörungen und Depressionen, sondern auch gegen Schmerzen helfen, wobei besonders grünes Licht eine schmerzstillende Wirkung haben soll. Ibrahim et al. (2017) haben in Experimenten bei Ratten gezeigt, dass speziell grünes Licht in niedriger Wellenlänge (500 Nanometer) einen dämpfenden Effekt haben. Mittlerweile belegen auch erste Untersuchungen die Wirksamkeit bei Menschen, wobei die Therapie den Schmerz etwas lindern und die Lebensqualität steigern kann, etwa bei Fibromyalgie-Patienten und -Patientinnen. Offenbar besteht eine schmerzstillende Wirkung über die Augen bzw. die Sehnerven. Übrigens hat das gedämpfte grüne Licht gegenüber dem bisher meist für Therapien verwendeten grellen weißen Licht noch weitere Vorteile, denn es kann auch für die Behandlung von lichtempfindlichen Migränepatienten und -patientinnen eingesetzt werden.

    Vor allem in den Wintermonaten, wenn die Tage grauer werden, fehlt es an Licht, das weitreichenden Einfluss auf Körper und Gemüt hat. Unter dem Einfluss von Licht produziert der Körper verstärkt Endorphine und schüttet vermehrt den stimmungsaufhellenden Botenstoff Serotonin aus. Das Hormon Melatonin hingegen wird bei Dunkelheit vermehrt gebildet, es beeinflusst den Schlaf-Wach-Rhythmus des Körpers und drückt auf die Stimmung, Konzentration und Kreativität nehmen ab. Im Frühling gelangt vermehrt das Licht der Sonne in die Augen, wo die Lichtreize Erregungen auslösen, die über den Sehnerv unter anderem auch in die Zirbeldrüse im Hypothalamus gelangen. Dort modulieren diese die Ausschüttung des Hormons Melatonin, indem sie das am Tag im Gehirn gebildete Serotonin in das Schlafhormon Melatonin umwandeln. Melatonin macht müde und drückt die Stimmung, wobei die Umwandlung von Enzymen ausgeführt wird, die durch Licht gebremst werden. Das morgendliche Sonnenlicht im Frühling und auch in der Lichttherapie drosselt aber die Melatoninausschüttung und zugleich wird der Hirnstamm aktiviert, in dem sich mehrere Areale befinden, die für das seelisches Gleichgewicht von Bedeutung sind. In den Raphe-Kernen wird Serotonin produziert und übers ganze Gehirn verteilt, wobei dieser Botenstoff, der für die Weiterleitung elektrischer Impulse zwischen den Nervenzellen wichtig ist, eine ausgeglichene Gemütslage hervorruft und gleichzeitig Sorgen, Kummer und Ängste dämpft. Bei Menschen, deren depressive Stimmung vorrangig in der dunklen Jahreszeit auftritt, lässt sich die Symptomatik durch eine halbe Stunde Lichttherapie täglich deutlich verringern, wobei der optimale Bestrahlungszeitpunkt etwa zwischen 5.30 und 8.30 Uhr liegt.

    Übrigens wird ein der Lichttherapie ähnliches Verfahren auch zur Vorbeugung gegen Jetlag eingesetzt, denn einige Fluggesellschaften bieten Langstreckenpassagieren Kopfbedeckungen an, an denen eine helle Lichtquelle befestigt ist.
    Als Phototherapie wird die Behandlung mit Licht bei schweren Beeinträchtigungen der Haut wie bei Neurodermitis, Psoriasis und Akne vulgaris bezeichnet.


    Gegen die  Wintermüdigkeit gibt es ein Rezept: Licht

    Vielen Menschen fehlt im Winter das Tageslicht, denn Helligkeit sorgt dafür, dass das Hormon Melatonin, das uns müde macht, nicht mehr ausgeschüttet wird. Besonders betroffen von der Wintermüdigkeit sind Ältere und Menschen, die depressiv gestimmt sind oder unter Schlafstörungen leiden. Auch Menschen, die den ganzen Tag im Büro verbringen, haben es schwer, denn in geschlossenen Räumen ist es meist zu dunkel. Daher jeden Tag mindestens 30 Minuten bei Tageslicht ins Freie gehen, was den positiven Nebeneffekt hat, dass die damit verbundene Bewegung den Kreislauf in Schwung bringt. Zurück im Büro sollte man das Licht möglichst hell stellen, wobei etwa ein Platz am Fenster hilfreich ist. Vor allem beim Aufstehen am Morgen ist Helligkeit wichtig, d. h., so viel Licht wie möglich einschalten, auch wenn die Helligkeit im ersten Moment vielleicht blendet.


    Literatur

    Ibrahim, Mohab M., Patwardhan, Amol, Gilbraith, Kerry B., Moutal, Aubin, Yang, Xiaofang, Chew, Lindsey A., Largent-Milnes, Tally, Malan, T. Philip, Vanderah, Todd W., Porreca, Frank & Khanna, Rajesh (2017). Long-lasting antinociceptive effects of green light in acute and chronic pain in rats. PAIN, 158.
    Stangl, W. (2022, 12. Dezember). Lichttherapie mit grünem Licht. Stangl notiert ….
    https://notiert.stangl-taller.at/mausmodell/lichttherapie-mit-gruenem-licht/.


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    Ein Gedanke zu „Lichttherapie“

    1. Adhärenz ist das A und O

      Die Lichttherapie stellt eine mögliche Alternative zu konventionellen Behandlungsmethoden dar. Ob nun als Monotherapie, ergänzend oder auch zur Prävention (…). Eine aktuelle Studie konnte im Mausmodell zeigen, dass der Einsatz von Bright Light Therapy möglicherweise auch neuroinflammatorische Prozesse beeinflusst, was den Anwendungsbereich vergrößern könnte. Insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen scheuen sich viele Ärzte, Antidepressiva zu verschreiben und selbst wenn die positiven Effekte bei dieser Altersgruppe noch nicht vollständig belegt sind, könnte die Lichttherapie eine Alternative sein, die vor Verschreibung von Medikamenten ausgeschöpft werden sollte. Der einzige Nachteil der Lampen: Adhärenz ist das A und O – stellen Patienten die Nutzung ein, gehen auch die positiven Effekte verloren. Und trotzdem: Eine Lampe auf dem Schreibtisch anzuknipsen, gelingt sicher leichter als ein langer Spaziergang bei Tageslicht im Winter.
      Quelle: https://www.doccheck.com/de/detail/articles/44957-winterdepression-lampe-statt-pille

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