In Freinet-Schulen, nach Célestin Freinet benannt, steht die aktive Teilnahme der Schüler*innen am Lernprozess im Vordergrund. Die Pädagogik betont die Bedeutung von Erfahrungen aus dem realen Leben und die Einbindung der Schüler*innen in die Planung des Unterrichts. Klassenräte, in denen Schüler*innen mitentscheiden können, und die Arbeit mit selbstgewählten Projekten sind zentrale Elemente. Freinet-Schulen fördern die Selbstständigkeit und das demokratische Bewusstsein der Kinder. Einige der Hauptmerkmale von Freinet-Schulen:
- Lernwerkstätten: Freinet-Schulen nutzen Lernwerkstätten als zentrales Element des Lernens. Diese Werkstätten bieten den Schülern Raum und Materialien, um eigenständig zu forschen, zu entdecken und zu lernen.
- Kooperatives Lernen: Zusammenarbeit und Kooperation stehen im Mittelpunkt des Lernens. Schüler arbeiten oft in Gruppen oder Teams zusammen, um gemeinsame Ziele zu erreichen und voneinander zu lernen.
- Projektorientierung: Der Unterricht basiert häufig auf Projekten, die die Interessen der Schüler aufgreifen und es ihnen ermöglichen, Themen in Tiefe zu erforschen. Diese Projekte können sich auf lokale Gemeinschaften, Umweltthemen oder persönliche Interessen der Schüler beziehen.
- Selbstgesteuertes Lernen: Die Freinet-Pädagogik betont die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Schüler. Schüler haben einen größeren Einfluss auf ihren Lernprozess und entscheiden mit, was und wie sie lernen möchten.
- Freie Textarbeit: Freinet-Schulen legen Wert auf das Schreiben als Ausdrucksform. Die Schüler werden ermutigt, frei zu schreiben, ihre Gedanken und Erfahrungen festzuhalten und Texte zu veröffentlichen.
- Demokratische Strukturen: Die Schüler haben eine Stimme in der Schulorganisation und -verwaltung. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, und es wird Wert auf demokratische Prozesse und Mitspracherecht gelegt.
- Naturverbundenheit und Umweltbewusstsein: Die Freinet-Pädagogik betont die Bedeutung der Natur und des Umweltschutzes. Schüler werden dazu ermutigt, die Natur zu erforschen, zu schützen und zu respektieren.
1. Freinet ging davon aus, dass die Kinder lernen wollen! Er nimmt an, daß es eine Natürliche Methode des Lernens gibt, mit der die Kinder lernen. Wenn ich die Lernunlust der Kinder vermeiden will, muß ich meinen Unterricht ändern. Ich darf das Lernen der Kinder nicht verhindern. Dazu muß ich meinen Unterricht verändern. Das geht nur, wenn wir Lehrer auch bereit sind, uns zu verändern.
2. Wir müssen deshalb untersuchen, wo die Interessen der Kinder liegen, damit wir in der Lage sind, „ihnen das Wort zu geben„. Wenn sie nach ihren Interessen und ihren Fähigkeiten arbeiten können, sind sie sehr bereit und fähig, den meisten Unterricht selbständig zu gestalten.
3. Der Lehrer, die Lehrerin ist dabei vor allem als Hilfe da, nicht als Leiter und Lenker. Dafür müssen die LehrerInnen ihren Kopf freimachen für die Interessen der Kinder, dann können sie diese auch berücksichtigen. Der Lehrer wird zum Lernenden, andere Interaktionsformen werden möglich. Der Lehrer ist für den Rahmen verantwortlich., läßt aber Raum, daß die Kinder das Wort ergreifen können.
4. Dazu gehört das Forschen und Entdecken der Kinder. Der Lehrer weiß nicht alles besser, er ermöglicht es den Kindern, eigene Erfahrungen zu machen und diese anderen zu vermitteln.
5. Der Morgenkreis, Klassenrat o.ä. ermöglicht die Findung von Themen und deren Vorstellung vor der ganzen Klasse.
6. Entdeckungen, Arbeitsergebnisse werden anderen mitgeteilt. Dies kann auch geschehen über Wandzeitungen, Klassen- oder Schulzeitungen, Druckerzeugnisse aus der Schuldruckerei.
7. Zur Unterstützung der Arbeit dienen Lexika, Bücher und Arbeitskarten, die entweder von Schülern selbst angelegt werden oder im Handel erhältlich sind. Viele Karteien sind auch einfach vom Lehrer zu erstellen.
8. Festgelegt werden die Arbeiten im Klassenrat. Festgehalten werden sie im Wochenplan, den jeder Schüler am Anfang der Woche für sich gestaltet. Der Wochenplan ist nach seiner Fertigstellung Pflicht.
9. Die SchülerInnen arbeiten allein oder in Gruppen. Dies wird durch die Arbeitsinhalte bestimmt. Bestimmte Arbeiten an Projekten können auch länger dauern. Zwischenberichte werden im Klassenrat gegeben. Der Lehrer ist als Ansprechpartner für Probleme vorhanden.
10. Lehrpläne setzen der Freien Arbeit Grenzen, da bestimmte Themen Pflicht sind. Gleichzeitig geben die Lehrpläne Anstöße für die Themen der zu bearbeitenden Projekte.
11. Bestimmte Inhalte müssen gelernt werden (z.B. Mathematik). Als Hilfsmittel dienen dazu u.a. Bücher undArbeitskarteien. Wir unterscheiden dabei Freiarbeit, bei der die Kinder sich wirklich frei ihr Arbeitsthema wählen und das oft damit verwechselte „Freie Üben„, bei dem die Kinder aus bestimmten Arbeitsvorgaben ihr Lerntempo und die Arbeitseinteilung bestimmen können.
12. Bestimmte Fächer werden in Epochen unterrichtet, um nicht bis zur nächsten Unterrichtsstunde eine Woche warten zu müssen. So werden aus den Fächern Biologie, Erdkunde, Geschichte etc. Einheiten, in denen in einer Woche etwa 5 Stunden an einem Thema gearbeitet werden kann. Die Arbeitsergebnisse sind überzeugend.
13. Lernen findet statt an direkt vermittelten Erfahrungen, es wird nicht didaktisch aufbereitet.
14. Das Lernen ist an den Bedürfnissen der SchülerInnen orientiert, wie auch an den Bedürfnissen des Lehrers.
15. Freinet ging davon aus, daß die Klasse als Kooperative zu organisieren sei. Pädagogische Materialien sind dabei Hilfsmittel.
Literatur
Heft 55, „Fragen und Versuche“ „Adler steigen keine Treppen“ von Heini Witte-Löffler, Sek. I Lehrer, Mitglied der Päd. Kooperative seit vielen Jahren, aktiv u.a. in einer Lernwerkstatt.
https://www.stangl-taller.at/paedpsych/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/UNTERRICHTSFORMORD/FreinetPaedagogik.html (18-11-21)