Der Stroop-Effekt bezeichnet ein experimentalpsychologisches Phänomen, das bei mentalen Verarbeitungskonflikten auftritt. Er zeigt, dass trainierte Handlungen nahezu automatisch ablaufen, während ungewohnte Handlungen eine größere Aufmerksamkeit benötigen. Diese Stroop-Interferenz ist ein eindrucksvolles Beispiel für den hohen Grad an Automatisierung des menschlichen Leseprozesses. Dieser Effekt tritt auf, obwohl die die Anweisung erfolgt ist, den Wortinhalt überhaupt nicht zu beachten.
Im klassischen Experiment sollen die Probanden die Farben der dargebotenen Wörter benennen. Handelt es sich dabei um Farbwörter, die nicht ihrer Druckfarbe entsprechen, steigen Reaktionszeit und Fehlerzahl. Bei dem von John Ridley Stroop durchgeführten Experiment wurden Wörter in unterschiedlichen Farben präsentiert und der Proband hatte die Aufgabe, die jeweilige Farbe zu benennen, wobei es in Abhängigkeit vom Inhalt des präsentierten Wortes unterschiedlich lange dauerte, und zwar inwieweit die Person am Inhalt des Gelesenen interessiert war. Je größer das Interesse war, desto länger brauchte er, um die Farbe zu nennen. Stroop hatte dieses Verfahren im Anschluss an Untersuchungen Wundts, Cattells und anderer zu den Farbbenennungsversuchen mittels Farbvorlagen und Farb-Wort-Vorlagen entwickelt, um die in Konflikt stehenden Reize in ein und dieselbe Testaufgabe einzubeziehen.
Hier ist ein kleiner Text, bei dem man versuchen muss, nicht das Wort sondern nur die Farbe zu benennen, in der das Wort geschrieben ist:
Beim Stroop-Test werden die Probanden und Probandinnen aufgefordert, die Farbe eines gedruckten Wortes zu nennen. Die Bedeutung des Wortes differiert dabei von seiner Farbe, das Wort „grün“ etwa hat die Farbe „rot“. Deshalb steigt die Fehlerzahl bei Störung der exekutiven Funktionen. Das Originalverfahren bestand aus einer Wortkarte, einer Farbkarte und einer inkongruenten Farb-Wort-Karte. Die Wortkarte enthielt Farbnamen, die mit der Farbe identisch waren, während bei der Farb-Wort-Karte die Bedeutung des Wortes von der Karte verschieden war. Als Interferenzmaß benutzte Stroop die zeitliche Differenz beim Lesen zwischen Farbkarte und Farbwortkarte.
Man ließ Männer und Frauen zwischen 18 und 80 Jahren auf ein Laufband gehen, wobei sie bei angenehmer Gehgeschwindigkeit den Stroop-Test absolvieren mussten. Es zeigte sich zum einen, dass die Probanden mit zunehmendem Alter immer schlechter abschnitten, zum anderen wurde beim Lösen der Aufgabe der Schwung des rechten Arms gebremst, so dass die Schwungbewegungen beider Arme asymmetrisch wurden. Da die Verarbeitung von Sprachaufgaben wie dem Stroop-Test in der linken Gehirnhälfte erfolgt, sind die Auswirkungen am rechten Arm zu sehen, denn seine Bewegungen werden von der linken Hemisphäre gesteuert. Ausgenommen davon waren nur junge Frauen, denn ihre Arme schwangen auch beim Lösen der Sprachaufgabe symmetrisch, und man vermutet, dass das etwas mit dem Östrogenspiegel zu tun hat.
Literatur
Stroop, J. Ridley (1935). Studies of interference in serial verbal reactions. Journal of Experimental Psychology, 28, 643-662.
http://de.wikipedia.org/wiki/Stroop-Effekt (14-11-21)
https://www.watson.ch/wissen/schweiz/226235112-zuercher-forscher-junge-frauen-sind-die-besten-multitasker (20-08-07)